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Sommerinterview 2015 – Julia K. Stein

 Dies ist das dritte Sommerinterview auf meinem Blog. Hier lernen Sie Autoren oder Kollegen kennen, entdecken neue Bücher, finden Gemeinsamkeiten und sammeln vielleicht den einen oder anderen Tipp auf. Heute lesen Sie über Julia K. Stein.

(c) Jannette Kneisel

(c) Jannette Kneisel

Cover VergoogeltBitte stellen Sie sich und Ihre Bücher kurz vor.
Julia K. Stein ist Autorin der romantischen Komödien “Liebe kann man nicht googeln” und “Vergoogelt!” (Gmeiner Verlag), dem Jugendroman “Ich und andere uncoole Dinge in New York” und Ratgebern in unterschiedlichen Verlagen. Ihre Gedichte und Übersetzungen erschienen in verschiedenen literarischen Magazinen. Sie schreibt in deutscher und englischer Sprache, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und hat viele Jahre in den USA gelebt. Ihre Webseite lautet jkstein.de

1. Wie lange schreiben Sie schon? Wann wussten Sie, dass Sie Ihre Texte veröffentlichen wollten?
Ich habe schon als Kind fanatisch Tagebuch geschrieben, dann Kurzgeschichten. Ich wollte immer gern veröffentlichen, habe mich aber nicht getraut. Dann habe ich Ratgeber und Sachbücher veröffentlicht, Kurzgeschichten und seit einiger Zeit auch Romane. Aber es hat viel länger gedauert, als ich gedacht hätte!

2. Wie groß ist der Anteil, der das Schreiben in Ihrem Leben einnimmt? Was machen Sie, wenn Sie nicht schreiben?
Ich schreibe fast täglich. Entweder schreibe ich an neuen Texten oder ich plotte neue Geschichten, schreibe Gedichte, arbeite an Rohfassungen und Endfassungen, entwickle seit neuestem auch Drehbücher. Drehbuchschreiben ist eine großartige Abwechslung zum Romanschreiben, da ich mit einem Team arbeite. Das ist neu für mich und unglaublich produktiv und anregend, da ich ein tolles Team gefunden habe. Wir entwickeln mehrere Drehbücher, es dauert aber teilweise Jahre bis die Filme im Kino bzw. Fernsehen laufen. Das ist das Schlimme daran: man muss viel Geduld haben.

3. Wodurch lassen Sie sich inspirieren? Wie entstehen aus Ihren Ideen Texte?
Inspiration kommt überallher. Durch eigene Erlebnisse und Geschichten, die andere mir erzählen. Es ist auch ein Weg, die zerfaserten Begebenheiten aus denen mein Leben besteht, in Form zu bringen. Jedes Erlebnis bekommt einen Sinn, wenn man es in veränderter Form, in einen Text einfließen lässt.

4. Planen Sie Ihre Bücher oder schreiben Sie ins Blaue? Wie behalten Sie die Übersicht über Handlungsstränge, Charaktere und Orte?
Oh, inzwischen plane ich und denke, dass es die beste Vorgehensweise ist, wenn man einigermaßen zügig etwas fertigstellen will. Ich habe früher wirklich Hunderte von Seiten weggeworfen, teilweise Seiten, die ich akribisch lektoriert und korrigiert hatte. Einige Szenen, an denen ich hänge, krame ich immer mal wieder raus und denke: Kann ich diesmal nicht diesen Leichenschmaus nach der Beerdigung rein machen? Aber dann fällt sie wieder raus. Ich schreibe immer noch ins Blaue, vor allem per Hand, um etwas ganz roh zu entwickeln. Gedichte schreibe ich ebenfalls ins Blaue, aber nicht mehr Hunderte Seiten Roman.

5. Wie überarbeiten Sie Ihre Texte?
Ich überarbeite, nachdem der Text eine Weile gelegen hat – idealerweise. Praktisch heißt das, ich lasse ihn solange wie möglich liegen, im Notfall auch nur eine Nacht.

6. Wie sieht der Ort aus, an dem Sie schreiben?
Ich schreibe zuhause, aber ich habe noch einen kleinen Schreibtisch im Büro einer Filmproduzentin gemietet, wo ich mich vor meiner Familie gelegentlich “verstecken” kann.

7. Wer sind Ihre Leser? Kennen Sie Ihre Leser? Warum schreiben Sie ausgerechnet für diese Leser?
Ich schreibe einerseits für Frauen (und einige Männer), die selbstironisch sind, die lachen können, die lachen wollen und nach dem Gefühl suchen: “Ach, das kenne ich doch! Ich dachte nur ich wäre so bescheuert!” Außerdem glaube ich an die Liebe, und deren Magie und Kraft, die Welt zu verändern. Zudem schreibe ich für Jugendliche, die oft viel leidenschaftlicher und idealistischer sind als Erwachsene, die diese Gefühle leider häufig verloren haben.

8. Was unternehmen Sie für den Erfolg Ihrer Bücher?
Ich liebe Bücher, ich schreibe gern und, vielleicht weil das Schreiben einsam ist, liebe ich den Austausch mit anderen Menschen. Ich tausche mich über Twitter aus und verfolge andere Blogs. Ich mache auch Online-Leserunden und natürlich versuche ich allen Lesern zu antworten, die mir schreiben. Außerdem verschenke ich Rezensionsexemplare an Menschen, die meine Bücher lesen und beurteilen wollen. Und, ganz wichtig: ich akzeptiere jede Meinung zum Buch, auch Kritische! Ich nehme mir alles zu Herzen.

9.Wenn Bücher verboten wären, welches Buch würden Sie heimlich behalten?
Was für eine Frage! Das ist verrückt! Die kann ich einfach nicht beantworten. Ein Buch, in dem ich immer wieder Neues finden könnte, wahrscheinlich Mythen, Sagen, die Bibel, eine große Gedichte-Enzyklopädie!

10. Was wäre Ihr wichtigster Tipp für einen neuen Autor?
Wenn ein Autor veröffentlichen will, sollte er unbedingt andere Menschen finden, die ihm Feedback geben. Er sollte versuchen, das Handwerk zu lernen. Es gibt einen handwerklichen Teil des Schreibens, über den Bücher geschrieben wurden, über den zunehmend auch in Deutschland Seminare abgehalten werden: ich würde so viele Möglichkeiten annehmen wie möglich! Wer gelesen werden möchte, sollte mit den Lesern sprechen, um zu erfahren, ob das ankommt, was man sich vorgestellt hat. Nur dann kann man besser werden. Ich habe viele Workshops besucht, Drehbuchseminare, Lyrik-Seminare. Ich selbst habe auch an der Uni und an anderen Einrichtungen Seminare gegeben und mache das noch gelegentlich. Ich bin manchmal erstaunt, wie wenig sich Autoren mit dem Handwerk beschäftigen und auch wie wenig sie in der Lage sind, Kritik anzunehmen. Wenn ich einen Text vorstelle und drei Zuhörer verstehen ihn falsch oder finden ihn langweilig, was auch immer, dann diskutiere ich nicht. Dann ändere ich den Text. Natürlich nicht, wenn ich etwas schreibe, was ich “für mich” schreibe. Ich meine damit nicht, dass nicht aus Texten, die man “für sich” schreibt, ganz Großartiges entstehen kann, vielleicht weil man sich jedem “Gefallen-Wollen” entzieht – aber wenn man einen Text herausgibt und auch die Leser, die man sich gewünscht hat, diesen nicht verstehen, ist die falsche Zeit zu diskutieren und die richtige, etwas zu ändern.

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