Heute, am 8. September, ist Weltalphabetisierungstag. Falls ein Politiker während des Wahlkampfs Zeit für dieses Thema findet, wird es als ein Problem der „unterentwickelten“ Länder dargestellt, als Folge von Armut und nicht näher bezeichneter Krisen. Gerade zu Wahlkampfzeiten sollte das Thema Alphabetisierung jedoch auch in Deutschland eine Rolle spielen.
In Deutschland leben 7,5 Millionen Menschen, das sind mehr als 14 Prozent der Bevölkerung, die nur begrenzt lesen und schreiben können. Als Folge dieser Einschränkung haben sie Probleme sich zu informieren, einen Beruf zu erlernen und auszuüben, und zahlreiche alltägliche Aufgaben zu erfüllen, bei denen Lesen oder Schreiben notwendig sind. 58 Prozent dieser Menschen haben Deutsch als Muttersprache gelernt.
Funktionaler Analphabetismus
Bei Menschen, die nie Gelegenheit zum Schulbesuch erhielten und deshalb nicht Lesen und Schreiben gelernt haben, liegt primärer Analphabetismus vor. Dies betrifft hauptsächlich Menschen aus Ländern mit einem schlecht ausgebauten Schulsystem.
Doch auch in Ländern wie Deutschland kann es trotz der Schulpflicht dazu kommen, das einzelne Menschen nur geringe Lese- und Schreibkompetenz erwerben. In manchen Fällen vergessen Jugendliche noch während ihrer Schulzeit das Gelernte.
Ich erinnere mich an einen Elternabend, an dem die Grundschullehrerin meiner Tochter die versammelten Eltern mit einem Bericht über einen ehemaligen Schüler aufschreckte. Der Junge war mit schwachen Lesekenntnissen auf die örtliche Hauptschule gewechselt, wo seine Leistungen rapide absanken. Ein Test in der achten Klasse diagnostizierte Analphabetismus.
In solchen Fällen liegt funktionaler Analphabetismus vor. Die erworbenen Lese- und Schreibfähigkeiten waren nicht verfestigt, wurden nicht weiter gefördert und gerieten durch mangelnde Übung in Vergessenheit. Unter folgendem Link können Sie ein Schaubild abrufen, das den Ursachenkomplex von funktionalen Analphabetismus veranschaulicht.
Wichtige Forderung: Bildungsbenachteiligung abbauen
Für viele Beratungsstellen und Vereine ist der 8. September ein Tag, an dem ihre Forderungen mehr Öffentlichkeit erhalten als an anderen Tagen. So erinnert beispielsweise der deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. an die Notwendigkeit für Veränderungen im Bildungssystem.
Wer berät Betroffene?
Informationen zum funktionalen Analphabetismus finden Sie bei iCHANCE und dem Bundesverband für Alphabetisierung und Grundbildung e.V. Sämtliche Informationen können Sie sich vorlesen lassen. Der Bundesverband für Alphabetisierung und Grundbildung e.V. berät auch am Alfa-Telefon 0800-53 33 44 55 .