Kreatives Schreiben: Schreibanlass Angst

David HATUEL - Fotolia.com

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Angst kann viele Gesichter haben. Manchmal hat sie kein Gesicht. Oft fehlen die Worte, sie zu beschreiben.
Doch genau dies ist die Aufgabe von Autoren: Sie müssen die Angst beschreiben – für sich und für ihre Leser. Nur das, was einen Namen hat, können wir bannen. Das Märchen Rumpelstilzchen zeigt dies exemplarisch.

In Geschichten können Sie Angst auf unterschiedliche Weise einsetzen:

  • als Beschreibung – Sie schildern eine Person, stellen sie in alltäglichen Situationen dar. Die Angst charakterisiert die Person,  verändert sie und trennt sie immer mehr von den normal erscheinenden Personen in ihrer Umgebung.
  • als Folge der aktuellen Ereignisse – Sie zeigen eine Person in einer bedrohlichen Situation. Die Angst ist eine Folge der Ereignisse, auch wenn die für den Leser oder andere Personen nicht bedrohlich erscheinen mag.
  • als Spannungselement – Sie zeigen eine Person in einer eindeutig als bedrohlich zu identifizierenden Situation. Der Leser leidet und ängstigt sich mit der Person, er erlebt die Angst nach.

Wir erkennen Angst an äußerlichen Merkmalen. Das Verhalten eines Menschen im Zustand der Angst ist anders als im Zustand der Entspannung, der Freude oder des Zorns. Damit Leser sich ein Bild von der Angst machen können, brauchen sie Informationen über Aussehen, Verhalten, Geruch und Sprache der Betroffenen.

Die Beschreibung vorbereiten

Legen Sie sich eine Sammlung von Wörtern an, die für die Beschreibung von Menschen in Angst passen. Sie können die Wörter nach Wortarten sortieren und auch feste Ausdrücke in die Sammlung aufnehmen.

  • Nomen/Substantive/Hauptwörter: Händezittern, Schweiß …
  • Verben/Tätigkeitswörter: zittern, schaudern,
  • Adjektive/Wiewörter: nass, unruhig, nervös …
  • Ausdrücke: stockender Atem …

Wir alle sind durch Filme geprägt. Erinnern Sie sich an Filmszenen, in denen Angst dargestellt wurde. Versuchen Sie, diese Bilder zu beschreiben. Nehmen Sie diese Worte in Ihre Sammlung auf.

Situationen der Angst

Angst tritt in unterschiedlichen Situationen auf. Entsprechend verschieden sieht sie aus. Ein Schüler, der sich unwillig zu einer Mathematikarbeit schleppt, zeigt andere Symptome der Angst als eine Frau, die von ihrem Mann mit einem Küchenmesser bedroht wird.

Machen Sie sich bewusst, welche Situationen eine stille Angst heraufbeschwören können. Schreiben Sie eine kurze Liste mit vielleicht fünf Situationen und notieren Sie dazu, wie sich der Verängstigte fühlt und was Außenstehende davon bemerken.

  • Mathematikarbeit – Schüler: Würgen im Hals, Appetitlosigkeit, schweißnasse Hände … Beobachter: Blässe, schleppender Gang, schweißnasse Hände …

Überlegen Sie nun, welche Situationen eine offensichtliche Angst heraufbeschwören können. Fertigen Sie wieder eine kurze Liste mit etwa fünf Situationen an und schreiben Sie auf, wie sich der Verängstigte fühlt und was Außenstehende davon bemerken.

  • Bedrohung durch Ehemann mit Messer – Frau: Gedanken rasen, Erstarrung, Wut … Beobachter: rascher Atem, hektische Blicke …

Angst mit Worten darstellen

Wählen Sie nun eine der drei Situationen aus oder überlegen Sie sich eine eigene Situation.

  • Legen Sie fest, wer Angst hat und wovor.
  • Überlegen Sie, ob Sie aus Sicht der verängstigten Person oder aus der Perspektive eines Beobachters schreiben möchten.
  • Bestimmen Sie, ob die Angst still oder offensichtlich ist.

Schreiben Sie dann zehn Minuten oder zwei DIN A4-Seiten, was geschieht und wie die Angst das Verhalten der Person verändert.

1.  Der Mann fühlt sich verfolgt. Er weiß nicht, von wem. Er weiß nicht, weshalb. Er kann nicht sagen, woran er erkennt, dass man ihn verfolgt. Aber er ist allein in seiner Wohnung.

2. Das Insekt ist groß. Seine Krallen kratzen über das Parkett. Wenn es die Fühler bewegt, rauscht der Wind. Die Kiefer klicken gegeneinander. Das Mädchen sieht an dem Insekt hoch. Das Insekt bleibt vor ihm stehen.

3. Der schmale Durchgang zwischen den Häusern ist etwa hundert Meter lang. Von der anderen Seite scheint Mondlicht in den Gang, ansonsten ist es dunkel. Vor dem weißen Mond steht die schwarze Silhouette, das gezogene Schwert erhoben. Die Frau bleibt stehen.

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