Wie halten Sie es mit der deutschen Sprache?
Der 14. September 2013 ist der Tag der deutschen Sprache. Es ist kein weltweit begangener Tag unter der Schirmherrschaft der UN, sondern geht auf die Initiative des Vereins deutsche Sprache (VDS) aus dem Jahr 2001 zurück. (Dieser Wikipedia-Artikel beschreibt die Ziele des Vereins und geht auf Kritik ein.)
Der Tag der deutschen Sprache soll Aufmerksamkeit und Interesse für eine ganze Reihe von Punkten wecken. Nachlesen können Sie diese Punkte auf der Internetseite des VDS. Aufgreifen möchte ich an dieser Stelle lediglich zwei dieser Punkte.
Sprachbewusstsein schaffen
Es ist immer gut, ein Bewusstsein über die Welt und die Dinge darin zu besitzen. Therapeuten, Supervisoren und Trainer verdienen gut am Schaffen von Bewusstsein. Der VDS möchte mit dem Tag der deutschen Sprache
ein Sprachbewusstsein schaffen und festigen, das den unkritischen Gebrauch von Fremdwörtern eindämmt;
Ich bin sehr für einen bewussten Umgang mit Sprache. Deshalb habe ich im vorhergehenden Satz keinen Artikel vor das Substantiv Sprache gesetzt. Jede Sprache und jede Variante einer Sprache sollte bewusst verwendet werden, in Hinblick auf das, was die Sprecher ausdrücken wollen und darauf, an wen die Äußerung gerichtet ist. Der vom VDS angeprangerte unkritische Gebrauch von Fremdwörtern spricht für mangelndes Sprachbewusstsein.
Aber meint der VDS den massenhaften Einsatz von aus dem Lateinischen stammenden Worthülsen, die dem Zuhörer, oft erfolgreich, Kompetenz und Inhalte vortäuschen?
Oder sind die Anglizismen und das Schein-Englisch so mancher Dienstleistungsunternehmen, die Deutsche Bahn vorneweg, gemeint?
Beides wahrscheinlich, und in beiden Fällen werden viele Deutsche und Deutschlerner applaudieren. Sprachwissenschaftler sprechen in Zusammenhang mit Anglizismen von Sprachwandel und finden den Applaus nicht angebracht. Sie weisen auch auf den Unterschied zwischen gesprochener Sprache und Schriftsprache hin, denn Schriftsprache erhält ältere Formen des Sprachgebrauchs, wenn die gesprochene Sprache längst andere Formen gefunden hat.
Und der gute alte Duden?
Der VDS vergibt in jedem Jahr einen Preis an den Sprachpanscher des Jahres. Am 02. September 2013 erhielt der Duden den diesjährigen Preis. Begründet wurde die Wahl folgendermaßen:
„Wer in einem Wörterbuch der deutschen Sprache als Ersatz für Fußball den lächerlichen Angeber-Anglizismus ‚Soccer’ vorschlägt, hat es nicht besser verdient“, begründete der Vereinsvorsitzende Walter Krämer diese Negativauszeichnung. „Wo bleiben der Nachsteller – statt ‚Stalker’, der Netzhandel – statt ‚E-Business’ – oder der Klapprechner, der immerhin über 34.000 Treffer bei Google aufweist?“
Eine Antwort von Sprachwissenschaftlern auf diese Preisverleihung ist im Sprachlog nachzulesen.
Gleichwertigkeit achten
Ein weiteres Ziel, das mit dem Tag der deutschen Sprache erreicht werden soll, ist
an die Gleichwertigkeit aller Sprachen erinnern;
Die Gleichwertigkeit aller Sprachen zu achten klingt nett, sie zu praktizieren ist jedoch gleichbedeutend mit dem Achten der Herkunft und Geschichte aller Sprecher. Der Artikel des grünen Stadtrats von Wien Senol Akkilic zeigt, mit welchen Argumenten sich Sprecher von Minderheitensprachen auseinanderzusetzen haben.