Entzaubert vom eigenen Buch

Entzaubert vom eigenen Buch

Kennen Sie das auch? Sie beginnen ein neues Buch. Die Arbeit geht leicht von der Hand, Sie schreiben hunderte Wörter, die Ideen sprudeln und die Begeisterung für die Ideen tragen Sie voran. Und dann halten Sie inne und alles ist im besten Falle Sch… Entzaubert von Ihrem Manuskript sitzen Sie da, raufen sich die Haare und wissen nicht weiter. Alles löschen? Nicht unbedingt.

Murphys Gesetz beim Schreiben

Nach Murphys Gesetz geht in einem Projekt alles schief, was schiefgehen kann. Manchmal sieht es so aus, als ob sich in einem Manuskript alle Probleme, die beim Schreiben entstehen können, entstehen und, weil ein Manuskript ein komplexes System ist, nicht einzeln behoben werden können.

Wichtige Charaktere handeln vorhersagbar. Die Handlung ist langweilig oder zu verworren (oder beides), und ein Ende ist nicht absehbar oder kommt zu früh. Teile der Handlung passen nicht zusammen. Es gibt nicht genug Konflikte, oder aber viele Konflikte ohne ersichtliche Lösung.

Statt zu versuchen, sich weiter durchzuwursteln und das Problem noch zu vergrößern, sollten Sie an dieser Stelle eine Pause machen. Trinken Sie einen Kaffee, gehen Sie an die frische Luft, staubsaugen Sie das Wohnzimmer, klären Sie den Kopf. Dann schreiben Sie auf, was Sie als Probleme wahrnehmen und lesen danach Ihr Manuskript aufmerksam.

Manche Eindrücke, die während des Schreibens entstehen, verschwinden, wenn Sie den Text als Ganzes lesen. Wenn das passiert, ist das toll. Trotzdem sollten Sie eine Erinnerung an sich schreiben, am Ende zu überprüfen, ob Ihre Sorgen wirklich unbegründet waren. (Vergessen Sie nicht, dass der erste Entwurf dazu da ist, eine erste verworrene, langweilige und manchmal ziellose Basis für die Überarbeitung zu entwerfen.)

Markieren Sie im Text und notieren Sie alles, was Sie am Manuskript stört. Wenn Sie sich die Probleme bewusst machen, können Sie daran arbeiten.

Entzaubert, aber nicht entmutigt

Stellen Sie drei Fragen an Ihr Manuskript:

  1. Welche Konsequenzen braucht die Handlung und brauchen die Charaktere, damit es weitergehen kann?
  2. Welche Charaktere und Ereignisse haben Sie bereits, die Sie weiterverwenden können?
  3. Wie können Sie Teile der Handlung miteinander verbinden?

Die vorhersagbaren Charaktere haben Sie wahrscheinlich zu gut behandelt. Fordern Sie sie und sich heraus. Werfen Sie ihnen Knüppel zwischen die Beine. Das kann gerne in Form von alltäglichen Situationen, die nun weitreichendere Folgen haben, geschehen.

Sie können Ihren Charakteren neue Eigenschaften geben. Ein guter Charakter wird böse oder unzuverlässig, ein böser hat plötzlich eine gute Eigenschaft. Experimentieren Sie mit Lügen und Betrug. Muss ein Charakter sterben? Führt er ein Doppelleben? Säen Sie Zweifel und Zwietracht zwischen Ihren Charakteren. Machen Sie aus zwei langweiligen Charakteren einen oder teilen Sie einen Charakter in mehrere auf.

Achten Sie auf mögliche Anknüpfungspunkte zwischen Charakteren und Elementen der Handlung. Überlegen Sie, was passiert, wenn Sie einer Nebenfigur mehr Bedeutung geben, indem Sie zwei Handlungsstränge verbinden oder einen verkürzten Handlungsstrang ausführlicher gestalten. Lassen Sie verschiedene Charaktere nacheinander in Schwierigkeiten geraten. Während der eine versucht, eine Lösung zu finden, verwickelt sich der andere in neue Probleme. Selbst kleine Hindernisse können eine Handlung abwechslungsreicher machen, während Sie auf das eine große Problem hinarbeiten.

Es ist kein Versagen, wenn Sie in der Mitte des Manuskripts eine Überarbeitung beginnen. Sie dürfen alles machen, was Ihnen hilft, das Ende zu erreichen. In der allergrößten Not setzen Sie einen leeren Kasten in den Text mit einem Hinweis, was Sie noch schreiben müssen. Nach dem Abschluss des ersten Entwurfs beginnt eine neue Arbeitsphase, in der Sie alle Fragen und Probleme noch einmal vor dem Hintergrund des vollständigen Texts angehen können.

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