Wenn Autoren die Einreichung ihres Manuskripts vorbereiten, sei es bei Agenten oder bei Verlagen, werden sie oft aufgefordert, einen detaillierten Fragebogen auszufüllen. Dieser Fragebogen fragt eine Beschreibung des Buches ab, vom Thema über den Inhalt bis hin zu der Personengruppe, die aus Sicht des Autors als Leser infrage kommen. Viele Autoren haben sich bis zu diesem Moment keine Gedanken über eine äußerst wichtige Person gemacht – den Leser, beziehungsweise die Leserin.
Der Fragebogen stößt nicht wenige Autoren unsanft auf einen etwas unangenehmen Aspekt des Veröffentlichens: Bücher sind Produkte und Waren. Wer mit ihnen Geld verdienen möchte, muss sich mit dieser Tatsache arrangieren und überlegen, welchen Menschen dieses spezielle Buch gefallen könnte.
Zielgruppen zu weit fassen
Wer sich erstmals mit dieser Frage konfrontiert sieht, greift notgedrungen auf die Bezeichnungen zurück, die aus Katalogen, Suchmaschinen bei Online-Buchhändlern oder von den Regalen der Buchhandlung bekannt sind. Da gibt es Kinderbücher, Frauenbücher, Krimis, Liebesromane und vieles mehr.
Mit solchen Bezeichnungen ist eine Zielgruppe nicht ausreichend beschrieben. Beispielsweise können sich Kinderbücher an Babys von drei Monaten oder Jungen von zwölf Jahren richten. Dazwischen liegen viele Altersstufen, in denen Kinder nicht selbst lesen können, lesen lernen oder geübte Leser sind. Da gibt es Mädchenbücher und Jungenbücher und Bücher für beide Geschlechter. Da gibt es Sachbücher und erzählende Texte.
Ähnlich verhält es sich bei Krimis. Manche Krimis sind für Kinder, andere für Jugendliche, für junge Frauen, für junge Männer, für Liebhaber einer bestimmten Region, eines bestimmten Hobbys und so fort.
Die Zielgruppe herausfinden
Selbst wenn ein Autor nicht vor dem Schreiben einen großen Zettel an die Wand geklebt hat, auf der die Zielgruppe festgeschrieben steht, hat er sich „irgendwie“ eine Vorstellung von der Person gemacht, der das entstehende Buch einmal gefallen soll. Es schadet nicht, schon früh zu überlegen, welche Worte das „irgendwie“ genauer beschreiben. Diese Beschreibung darf sich noch ändern, die grundlegenden Merkmale der idealen Leser sollten jedoch erhalten bleiben.
Egal wann die erste Beschreibung des idealen Lesers entsteht, sie sollte neben allgemeinen Merkmalen auch Besonderheiten des idealen Lesers umfassen.
Allgemeine Merkmale sind
- Alter
- Geschlecht
- bevorzugtes Genre
Spezielle Merkmale sind
- Stadt- oder Landbewohner
- Bildungsgrad
- Hobbys (außer Lesen)
- Beruf
- Abneigungen
- Interessen
- bevorzugte Länder
- bevorzugte Orte
- politische oder religiöse Einstellungen
- …
Nicht alle speziellen Merkmale sind für jedes Buch von Bedeutung. Umgekehrt kann es ein Nebenaspekt des Buches sein, der es für bestimmte Menschen zu etwas besonders Spannendem oder zu etwa absolut Unerträglichen machen. Die Sicht Außenstehender ist dabei hilfreich. Deshalb könnte man auch erste Testleser bitten zu beschreiben, wem das Buch gefallen könnte.
Leser der Zielgruppe finden
Wer seine Bücher selbst vertreibt, sucht natürlich den Kontakt zu Lesern. Wenn erst einmal beschrieben ist, welche Eigenschaften der ideale Leser besitzt, kann man versuchen, solche Leser auch zu finden und ihnen das Buch vorzustellen.
Der erste Schritt sollte eine Suche über Suchmaschinen sein, etwa mit Suchbegriffen wie „Bücher für Menschen, die Dackel züchten möchten“ für ein Buch über Dackelzucht oder „Krimis für Menschen, die am Meer Urlaub machen“.
Soziale Netzwerke können hilfreich sein, wobei Facebook mittlerweile nicht mehr so geeignet erscheint wie noch vor einem Jahr.
Blogs über bestimmte Themen lassen sich jedoch leicht finden, beispielsweise im WordPress Reader. Ebenso gibt es Foren zu sehr unterschiedlichen Interessen. Zunächst sollte man den Blogs oder Foren eine Weile folgen und lernen, wie die Menschen dort miteinander umgehen.