Zu Beginn des Jahres, wenn die guten Vorsätze noch frisch sind, sollten wir uns mit einem häufigen Problem auseinandersetzen. Oft hören oder lesen wir die Klage „meine Inspiration lässt mich im Stich“. Als Konsequenz schreiben die Betroffenen meistens nicht und fühlen sich auch nicht gut. Damit es in diesem Jahr anders wird, hier einige Überlegungen zur Kreativität.
Meine Inspiration — Wer atmet Ideen in mich hinein?
Inspiration kommt von außen. Ein überirdisches Wesen, eine Muse oder eine Gottheit bläst uns Ideen ins Ohr. Erst dann gelingt das Schreiben oder jede andere Form kreativen Arbeitens. Damit ist die Abhängigkeit beschrieben. Nicht ich schreibe, sondern etwas schreibt durch mich. Eigentlich keine schöne Vorstellung.
Ich finde es interessant, dass viele Menschen sich von einer äußeren Instanz abhängig machen. Natürlich entbindet diese äußere Instanz von Verantwortung. Nicht ich entscheide, was ich schreibe oder wann ich schreibe.
Im alltäglichen Leben hängt für viele Schreibende die Zeit zum Schreiben von vielen Faktoren ab, auf die sie wenig oder keinen Einfluss haben. Viele von uns arbeiten in einem Brotjob, verbringen Zeit auf dem Weg zur und von der Arbeit, haben Freundschaften, Hobbys, einen Haushalt und eine Familie zu organisieren. Wenn dazu noch das Wesen, das Inspiration bringen soll, kommt, ist die Fremdsteuerung vollkommen.
Wie bekomme ich mich an die Tastatur?
Da unsere Schreibzeit in weiten Teilen von den Anforderungen anderer an uns abhängig ist, sollten wir lernen, wenigstens unsere Ideen selbst kommen zu lassen. Dazu ist der wichtigste Schritt, dass wir erkennen, dass wir schreiben müssen, wenn wir Zeit haben. (Wenn wir absolut keine Zeit und keine Kraft haben, geht es wirklich nicht, und die Abhilfe muss ganz anders gefunden werden.)
Nur wenn wir die zur Verfügung stehende Zeit nutzen und bereit sind zu schreiben, können wir schreiben. Aber woher kommen die Ideen? Da können wir uns auch selbst helfen. Beispielsweise, indem wir Ideen, wenn sie zu uns kommen, festhalten. Wir können ein Notizbuch bei uns tragen oder die Notiz-Funktion auf unserem Handy nutzen. Wir können auch Audioaufnahmen von Ideen machen. Auf diese Weise gehen Ideen nicht verloren.
Außerdem müssen wir uns von der Vorstellung lösen, dass die Zeit, die wir nicht an der Tastatur verbringen, keine Schreibzeit ist. Wir können die gesammelten Ideen bei vielen anderen Tätigkeiten durchgehen, miteinander vergleichen, Verbindungen herstellen und so im Kopf bereits ein Netz aus Ideen herstellen, die wir dann, wenn wir das nächste Mal am Schreibtisch sitzen, aufschreiben können.
So gewinnen wir die Verantwortung für unser Schreiben zurück.