Wieken-Verlag Autorenservice Peter Brand: Der Schwan ist tot

Peter Brand: Der Schwan ist tot

Titel: Der Schwan ist tot. Ein Rosenheimkrimi - Kindle-E-Book
Reihe: Michael Warthens Rosenheimkrimis #1
Verlag: Wieken-Verlag
erschienen: 2014
Autor: Peter Brand
Genre: , ,
Seiten: 216
ISBN13: 978-3-943621-24-2 (mobi-E-Book) 978-3-943621-25-9 (EPUB-E-Book) 978-3-943621-23-5 (gedruckt Amazon) 978-3-943621-28-0 (gedruckt Buchhandel)
ASIN: B00PUBFZ7M

Landkreis Rosenheim: In einer Klinik wird ein Patient brutal ermordet – ein lange verschollener Klassenkamerad des Privatdetektivs Michael Warthens. Für Michael unfassbar: erst wenige Tage zuvor erhielt er den Auftrag, den Mann aufzuspüren! Wieso verschwand der Abiturient des Jahres 1979 vor Jahren spurlos und endet gerade jetzt als Mordopfer?
Bei seinen Recherchen nach einem Mordmotiv ahnt Michael einen möglichen Zusammenhang ihrer gemeinsamen schulischen Vergangenheit an einem Rosenheimer Gymnasium. Der spektakuläre Tod eines weiteren einstigen Schulfreunds, ein prominenter Stadtrat, erhärtet seinen Verdacht. Bis auf denselben Abitur-Jahrgang haben die Opfer nichts gemein. Oder doch? Was sonst treibt den Täter an, nach so langer Zeit, grausam zu töten?
Mysteriös: als Michael wegen der Toten aus seiner Klasse einen Blick auf das Foto der Abschlussklasse von 1979 werfen will, scheint keines davon mehr zu existieren – und das Morden geht weiter…

Aus Tante Bertis Rezepten: Schmalznudeln

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In der Reihe erschienen auch:

Er wachte auf. Der Geruch von frischer Bettwäsche irritierte ihn. Aus durchsichtigen Schläuchen tropften Flüssigkeiten in seine Adern. Augenscheinlich war er in einem Krankenhaus. Er drehte sich auf die Seite. Die Infusionsnadeln pieksten unter der Haut.

Wenn das hier seine Endstation bedeutete, fragte er sich, liefen die Jahre dann wirklich wie ein Film vor einem ab? Das Auf und Ab in seinem Leben hatte ihm noch nie Angst gemacht. Doch nur die Bilder seines letzten Schuljahrs besetzten sein Gehirn. Unerlaubt, aber lebendig und aufdringlich, als wollten ihm sogar die Erinnerungen Qualen zufügen. Er wusste warum. Ergeben murmelte er vor sich hin: Der Herr ist mein Hirte – mir wird nichts mangeln – er weidet mich auf grüner Au …

Mit schläfrigen Augen beobachtete er, wie die Tür zum Zimmer behutsam aufging. Zwei schwarz verschleierte Gestalten betraten den Raum. In welchem verfluchten Land war er? Jemand beugte sich über ihn. Ein Augenpaar sah ihn für Momente an. Liebevoll? Nur, es ergab keinen Sinn. Wieder stachen ihn die Nadeln. Tief unter die Haut. Der Schmerz kam heftig – die grausame Erkenntnis brannte schlimmer als der Schmerz: keine dünnen Nadeln bohrten sich in sein Fleisch – Dolche!

Nacht.

1. Kapitel

Dienstag, 9. Oktober. Nördlicher Landkreis. Herbstruhe.

Die Nebelsuppe auf der Fahrt von Rosenheim nach Griesstätt zerrte an Michaels Geduldsfaden. Wenn er schon seine Tante aus der Klinik abholen musste, hätte wenigstens das Wetter mitspielen können. Welch ausgedehnte Autoschlange seinem Smart im Nacken saß, konnte er sichtbedingt nur ahnen. Erst auf der Anhöhe kurz vor Griesstätt stach die Sonne durch. Sofort zogen ein paar ganz Eilige an ihm vorbei.

„Das hätten die jetzt auch noch abwarten können“, grantelte er und bog rechts ab zur Klinik.

Tante Berti erwartete Michael in der Vorhalle. Sie hatte eine Ellbogen-OP hinter sich. Die Schwester seiner verstorbenen Mutter wirkte durch ihre gebückte Haltung erstaunlich klein. Ihre ähnlichen Gene aber waren nicht zu übersehen: Michaels einzig verbliebene Verwandte besaß die gleichen warmen, braunen Augen wie ihr Neffe.

„Grüß dich, Tante Berti, bist schon ferti’?“, reimte er.

Schon ist gut!“, tadelte sie ihn, „ausgemacht war eine Stund’ früher.“

Michael verkniff sich eine Ausrede. Nach dem Nebel hatte er mit der Parkplatzsuche gekämpft, weil Krankenwagen und beachtlich viele Polizeiautos die Zufahrten verstellt hatten.

Tante Berti war nicht wirklich eingeschnappt.

„Ist aber nicht schlimm, weil: da hast jetzt ein bisserl was versäumt wegen deiner Verspätung.“

Vor kurzem hatte sie erfahren, was der Michi Warthens neuerdings beruflich so trieb. Ganz glaubte sie noch nicht daran, er würde seine Selbstständigkeit wirklich durchziehen. „Privatdetektiv – so ein Schmarren. Die gibt’s doch bloß im Fernsehen“, war ihr einziger Kommentar dazu gewesen. Aber jetzt…

„Michi, also echt, da war grad ein Trubel wegen einem Patienten.“ Sie senkte ihre Stimme und zischelte ihm dezent zu: „Ich glaub’, wegen einem ermordeten Patienten!“

Grundsätzlich glaubte Michael, seine Tante sei in ihrem Alter schon noch bei Verstand. Jetzt fragte er sich, ob sie nur eine blühende Fantasie oder erste Anzeichen von Demenz zeigte.

„Ist schon recht“, wiegelte er ab, „hast eigentlich schon ausgecheckt?“

„Was denkst denn du? Wegen dem Aufruhr haben die doch keine Zeit gehabt. Aber ich kriege alles nachgeschickt.“

„Ins Heim?“

Tante Berti wohnte seit ein paar Jahren in einem kleinen Apartment im Margaretenhof. Michael hatte oft mit ihr über das doch teure „Betreute Wohnen“ gesprochen. Er hätte sich freilich um sie gekümmert, wenn sie ihn gebraucht hätte – und das ohne Hintergedanken. Zu erben gab’s bei Berti sowieso nichts. Ein Zuschuss für Michi, wenn sein Konto mal wieder leer war wie der Stadtbach bei der Auskehr, war aber durchaus drin.

„Stell dir vor, noch dazu schicken sie es mit der Post!“, frotzelte sie. „Durch’s Telefon geht’s nämlich nicht.“

Michael trat von einem Bein aufs andere.

„Also, was ist jetzt?“

„Jetzt wart halt mal!“ Berti schielte zu den drei Herren, die soeben über die Treppe vom ersten Stock in die Vorhalle herabstiegen. Alle drei kamen Michael bekannt vor, und einer von ihnen ganz besonders:

„Gerald?“

Der smarte Typ in weißem Arztkittel schaute überrascht, bis ihm klar wurde, wer ihn da mit Vornamen angesprochen hatte.

„Mike?“

Michael verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Mike hatten ihn seine Schul- und Fußballfreunde genannt. Er nickte.

„Sag bloß, du bist Arzt geworden?“

Gerald wimmelte ihn sanft ab.

„Du, könnten wir später… Wir haben ein Problem hier.“

Das sah Michael selbst. Geralds Begleitung bestand aus Kriminalhauptkommissar Obermeier, einem rotgesichtigen, schwammigen und pensionsreifen Beamten, und Piet Maurer. Piet hatte einige Jahre die Schulbank mit Michael gedrückt und war demnach im selben Alter – um die Fünfzig. Während seiner Karriere als Polizeibeamter war er extrem schlank geblieben, genau gesagt, dürr wie eine Zaunlatte. Er hatte seinen ehemaligen Mitschüler sicher ebenfalls erkannt und in die richtige Schublade gesteckt.

Mit todernsten Mienen tauschten die drei Herren ein paar Worte in der Nähe des Haupteingangs der Klinik. Die Verabschiedung zwischen Gerald und den beiden Kriminalern markierte augenscheinlich das vorläufige Ende eines turbulenten Vormittags.

„Fahren wir?“, Tante Bertis Frage klang eher nach Befürchtung als nach Drängelei.

„Ja, gleich.“ Michael hätte auch „irgendwann“ sagen können. Durch die gläserne Ausgangstür beobachtete er, wie draußen die Einsatzwagen das Klinikgelände verließen. Flatterbänder, die er vorhin für eine Art Baustellenabsperrung gehalten hatte, wurden wieder eingerollt.

Tante Berti seufzte gekünstelt und setzte sich wieder auf eine der Wartebänke.

Michael winkte Gerald zu. Seinen ehemaligen Fußballkumpel musste er unbedingt sprechen.

Gerald gab ihm die Hand. Sein gestärkter Arztkittel knisterte dabei wie elektrisch geladen.

„Mike! Du hast mich tatsächlich noch erkannt?“

„Freilich. Seit wann bist du denn in den Miller’schen Kliniken?“

Gerald spitzte seine, von einem Dreitagebart gesäumten Lippen.

„Oh. Eigentlich schon immer, trotz des Skandals durch meinen Vater und Dr. Jockl. Ich habe meine Professur gemacht, geheiratet und den Namen meiner Frau angenommen, damit’s nicht so auffällt. Meinem Schwiegervater gehören die Mehrheitsanteile der Klinik – meiner Frau übrigens auch –, und ich darf sie leiten.“

Michael grinste amüsiert.

„Die Klinik natürlich“, verbesserte sich Gerald, „und ausschließlich die Chirurgie. Für das Kaufmännische ist Gott sei Dank ein anderer zuständig.“

Die bis vor einigen Jahren der Öffentlichkeit weniger bekannte psychiatrische Abteilung des Krankenhauses hatte einst zweifelhafte Berühmtheit erlangt, als sich ein hoher Politiker dort behandeln lassen musste und die Presse durch Indiskretionen Wind davon bekommen hatte. Der Mann kam politisch nicht mehr auf die Beine, da öffentlich an seiner psychischen Stabilität und Zuverlässigkeit gezweifelt wurde. Der Leiter der Klinik, Geralds Vater Professor Partenberg, und ein weiterer Arzt mussten ebenso abdanken wie ihr berühmter Patient.

Partenberg hatte seinen Fehler zunächst vehement bestritten, dann nach und nach zugegeben, und schließlich eingestehen müssen, selbst die undichte Stelle zu sein.

Michael war mit Gerald, dem Sohn jenes Professors, befreundet. Der Akademikersprössling war zwar nie mit Michael auf derselben Schule – er besuchte ein Gymnasium im Landkreis – spielte aber mit ihm zusammen im selben Fußballverein. Oft lud Gerald ihn und ein paar andere aus der Elf zu sich nach Hause in den Partykeller. Die Villa des Professors war so groß, dass die laute Musik aus dem Keller im Westflügel nicht bis zum Ostflügel vordrang, wo das Professorenehepaar seine vermutlich verdiente Nachtruhe suchte. Michael hatte das Gefühl, dass ihnen sowieso egal war, was ihr Junior in seiner Freizeit trieb, wenn er nur einigermaßen gute Noten vorzeigte.

Geldprobleme spielten in Geralds Familie nie eine Rolle – bis zu jenem fatalen Fehlschlag mit der Presse. Michael konnte gut verstehen, warum Gerald den Namen seiner Frau angenommen hatte.

„Klar – oder besser, eigentlich nicht klar, Professor Miller!“

Gerald lehnte sich gegen die Empfangstheke und atmete hörbar aus.

„Miller. Genau. Was führt dich denn hierher? Hast du Angehörige hier – kann ich was für dich tun?“

Michael stellte ihm seine Tante vor und fragte sie, ob es ihr was ausmache, wenn er und Gerald in die Cafeteria verschwinden würden.

Tante Berti zeigte sich entzückt, dass ihr Neffe solch eine berühmte, fesche Kapazität kannte und sogar duzte. Sie strahlte, als bliebe sie am liebsten noch vier Wochen.

„Ich wart’ schon noch.“

*

Am Tisch in der Cafeteria überzeugte sich Michael noch einmal davon, dass er den Professor nicht nervte.

„Ich denke, du hast nicht viel Zeit, oder?“

„Doch! Ich warte sowieso auf Sara, meine Frau. Sie ist gebürtige Amerikanerin und pünktlich wie eine stehen gebliebene Uhr. Bis gerade eben war ganz schön was los hier, aber jetzt hab ich Zeit. Für dich sowieso, Mensch!“ Gerald beugte sich vor und legte Michael kumpelhaft seine Hand auf die Schulter. „Wo warst du die letzten Jahre? Was machst du so? Erzähl!“

„Ich ermittle in – sagen wir: Fällen.“

„Auch Polizist? O-kaaay.“ Gerald zog das Okay in die Länge wie Kaugummi, als glaubte er nicht ganz daran.

„Privater Ermittler“, präzisierte Michael, „kein staatlich finanzierter.“

Vielleicht gefiel Gerald das besser. Er nickte anerkennend.

„Und was ermittelst du?“

„Dies und das. Was man so allgemein als Schnüffler zu erledigen hat. Private Aufträge.“

Dass er bis jetzt außer einem Kaufhausdieb niemanden gestellt hatte, musste Gerald ja nicht erfahren. Vor ein paar Tagen hatte er allerdings einen Brief von einer gewissen Claudia erhalten, die ihm ein fürstliches Honorar versprach, wenn er einen alten Schulfreund wiederfinden würde.

„Apropos Auftrag. Ich weiß nicht, inwieweit du dich an einen gewissen Arno Ellers erinnern kannst. Er hat einmal eine Zeit lang mit unserer Mannschaft trainiert, hat Fußball aber dann sein lassen. So ein Weißblonder war das, wie ein Albino, aber ganz finstere Augen hat er gehabt.“

Gerald richtete sich ruckartig auf, als hätte ihn der Name erschreckt. Er schaute ernst und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.

„Ich – erinnere mich. Ja.“

„Tatsächlich?“ Arnos markantes Aussehen hatte sich bestimmt bei einigen eingeprägt. Dessen Ausflug in die Fußballwelt hatte allerdings nur ein paar Monate gedauert.

„Diese Claudia, an die ich mich nur dunkel erinnere, hat den Arno angeblich aus den Augen verloren, was mich nicht wundert, denn: er ist tatsächlich wie vom Erdboden verschluckt. Ich hab ihn schon gegoogelt und so… aber nix. Und ein Foto vom Abitur, ja das hab ich nicht mehr.“ Michael verriet nur ungern, warum er kein Foto von der Abiturklasse besaß. Er lenkte das Gespräch lieber in eine andere Bahn: „Übrigens – was war denn hier los? Überall Polizei, und meine Tante hat was von Mord gemunkelt.“

Er hatte das schlicht nicht ernst genommen. Und die Polizei? Wahrscheinlich hatten sich Diebe in größerem Stil über die Wertsachen von Patienten hergemacht. Gerald wand sich unwohl auf dem ohnehin unbequemen Bistrostuhl.

„Hör zu, wenn deine Tante das schon ahnt, werden andere ebenso eins und eins zusammenzählen. Einen weiteren Skandal können wir uns aber ganz sicher nicht leisten. Also belassen wir es bei einem Gerücht, okay? Merkwürdig ist nur, dass du jetzt auch von diesem…“, er machte eine Pause, als sei ihm der Name entfallen, „… Arno Ellers anfängst.“

„Auch?“

„Dein Schulfreund ist erst gestern hier eingeliefert worden, und heute früh – behalt das aber bloß für dich – wurde er tot in seinem Bett gefunden.“

Michael schluckte die Nachricht widerwillig wie einen Löffel Lebertran. Er bemühte sich, Fassung zu wahren und spielte seine Überraschung herunter:

„Ist doch kein Beinbruch. Oder ist in deiner Klinik noch nie jemand gestorben?“

„Nicht so.“

„Hey, ich hab den Job, den Arno zu suchen – gehabt. Also hab ich das Recht zu erfahren, was los ist!“

Nervös fuhr Gerald mit Daumen und Zeigefinger über seinen Bart. Nach all der Aufregung fand er sogar seinen Dialekt wieder.

„Umbracht hat’n wer!“ Verschwörerisch flüsterte er Michael zu: „In seinem Zimmer auf der Station. Schlimm zug’richt – aber sag’ ja nix, zu irgendwem auch immer – unter uns, weil wir zwei ihn gekannt haben, Mike: das war Wut. Eine Scheißwuat!“

...

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