In meinem Post vom 07.03.2013 ging es um Beziehungen zwischen Autor und Lesern. Ich habe die Relationship Circles oder Beziehungskreise von Mari Smith erwähnt.
Solche Kreismodelle finden oft in der Sozialarbeit Einsatz. Dort verwendet man sie, um herauszufinden, welche Personen einem Menschen wichtig sind, welche Qualität die Beziehung hat und worin sie besteht. Wichtig ist, in Erinnerung zu behalten, dass jeder Mensch Mittelpunkt von Kreisen ist, die Kreise mehrerer Menschen sich also überschneiden können. Solche Schnittmengen können auch als Ansatzpunkte gesehen werden, den Bekannten- und Beziehungskreis zu erweitern.
Kreise um den Autor
Ohne die Marketingabteilung eines großen Verlags im Rücken müssen Autoren selbst Wege suchen, Aufmerksamkeit für ihre Bücher zu finden und Leser zu gewinnen. Da Leser ihre Entscheidung für ein Buch oft aufgrund von Empfehlungen aus ihrem Bekanntenkreis treffen, ist es naheliegend, ein Buch dort bekannt zu machen, wo Menschen über Bücher sprechen.
Doch lange vor Netzwerken für soziales Lesen wie Lovely Books stehen Familienangehörige und Freunde. Sie sind an der Person des Autors interessiert, finden seine Bücher interessant (wenn auch seltsam) und möchten ihm helfen. Zu den ersten Lesern sollten immer die engsten Angehörigen gehören. Selbst wenn das Buch nicht ihrem üblichen Genre entspricht, werden sie es lesen und weiterempfehlen.
Im weiteren Umfeld befinden sich Menschen, die als Multiplikatoren geeignet sind. Multiplikatoren kennen viele Menschen, ihre Ansichten werden gehört und geschätzt. Ein Multiplikator oder Key Contact in Mari Smiths Modell, kann ein Journalist sein, wenn man bereits gut mit ihm gearbeitet hat. Es kann eine frühere Lehrerin sein, die sich über den Erfolg eines Protegés freut, jemand aus dem Sportverein, eine Mitarbeiterin der örtlichen Bibliothek, vielleicht die Organisatorin eines privaten Lesezirkels oder eine Bloggerin, die gerne Bücher rezensiert und mit der man bereits Kontakt hat. Multiplikatoren können sich jedoch auch online in sozialen Netzwerken finden und dort positiv über ein Buch sprechen, das ihnen empfohlen wurde und das ihnen gefällt.
Alle diese Beziehungen sind nur tragfähig und bereit, für ein Buch zu sprechen, wenn sie beständig sind und gepflegt werden. Von daher empfiehlt es sich, frühzeitig vor der Veröffentlichung eines Buches vorzutasten und Neugier auf das kommende Buch zu wecken. Aber auch Hinweise auf ältere Bücher können interessant sein. Ältere Bücher sind Beweise für die Beständigkeit eines Autors. Beständigkeit schafft Vertrauen.
Kreise um den Leser
Auch Leser bewegen sich in Kreisen. Sie teilen ihre erste spontane Bewertung eines Buches ihrem nächsten Umfeld mit. Die individuelle Reaktion auf ein Buch lässt sich kaum steuern, doch sie ist entscheidend für die Stärke der Empfehlung. Je weiter die Kontaktpersonen von einem Leser entfernt sind, desto überdachter, aber auch weniger emotional und damit weniger überzeugend fällt ihre Empfehlung aus. Aus einem „Das musst du unbedingt lesen“ wird „Ich kann mir vorstellen, dass es dir gefällt“ und schließlich „Ein ganz gutes Buch“.
Um die Stärke der Empfehlung möglichst lange hoch zu halten, sollten Leser einen möglichst guten Kontakt zum Autor haben können, falls sie dies wünschen. Für manche Leser entzaubert ein zu präsenter Autor seine Persönlichkeit. Dies wirkt abschreckend. Autoren sollten sich bemühen, möglichst viel über ihre Leser in Erfahrung zu bringen und, je nach Genre und Zielgruppe die Informationen auswählen, die sie über sich und ihre Bücher bekannt geben.