Dies ist das elfte Sommerinterview auf meinem Blog. Hier lernen Sie Autoren oder Kollegen kennen, entdecken neue Bücher, finden Gemeinsamkeiten und sammeln vielleicht den einen oder anderen Tipp auf. Heute lesen Sie über Sybille B. Lindt.
Bitte stellen Sie sich und Ihre Bücher kurz vor.
Sybille B. Lindt (Jg. 1948), geboren und aufgewachsen in der brandenburgischen Provinz,
längere Stationen in Leipzig und Berlin, lebt heute in Köln und in der Mecklenburgischen Schweiz. Berufe: Maurerin, Bibliothekarin, Kultur-Journalistin, Übersetzerin. Heute: Autorin, Ausstellungsmacherin, Fotografin. Verh. mit einem Musiker, zwei Töchter.
Schreibt Kurzprosa, insbesondere Geschichten und Porträts aus dem wirklichen Leben,
Reise-Literatur, Kinderliteratur, Lyrik, Übersetzungen aus dem Schwedischen
Veröffentlichungen: – “Märchen und Sagen aus Lappland” Übers. aus d. Schwed., 1989
Erste Veröffentlichung als Autorin in einer Anthologie des Frieling Verlages, 1991
“SpurenSuche: Frauenporträts” (mit U.Jung), 1996
“ZugBrücke:Neun Kölner Autorinnen”, 1997
“Ungleiche Schwestern”(mit H.Emge,S.Schönhof), 1999, Neuherausgabe 2005/6
“Der SCHÜCHTERNE Hase” Tb u. ebook, 2014, engl. “The Shy Hare”, franz.“Le petit Lapin-Timide”,2015
diverse Veröffentlichungen in Anthologien u.a. im Herder-Verl., Rowohlt-Verl. und Wendepunkt-Verl.
1. Wie lange schreiben Sie schon? Wann wussten Sie, dass Sie Ihre Texte veröffentlichen wollten?
Anfänge schon in der Kindheit und Jugend, intensiver seit Mitte der 80er Jahre.
Seit Beginn der 90er Jahre
2. Wie groß ist der Anteil, der das Schreiben in Ihrem Leben einnimmt? Was machen Sie, wenn Sie nicht schreiben?
Jetzt nimmt das Schreiben etwa die Hälfte meiner Zeit ein.
Die andere Hälfte fülle ich aus mit Reisen, Fotografieren, Lesen, Gartenarbeit, Gesprächen
mit bekannten und unbekannten Menschen
3. Wodurch lassen Sie sich inspirieren? Wie entstehen aus Ihren Ideen Texte?
Durch Erinnerungen, durch Ereignisse, die mich besonders berührten, durch Ausschreibungen und manchmal einfach so, aus einer bestimmten Stimmung heraus…
4. Planen Sie Ihre Bücher oder schreiben Sie ins Blaue? Wie behalten Sie die Übersicht über Handlungsstränge, Charaktere und Orte?
Ich plane selten einen Text im Voraus, aber ich arbeite an einem Text lange im Kopf und schreibe ihn dann meist wie in einem Guss nieder
5. Wie überarbeiten Sie Ihre Texte?
Durch mehrmaliges Korrektur lesen; bei Texten für Lesungen oder Lyrik spreche ich sie auch auf Band und höre mir die Texte an, suche nach falschen oder überflüssigen Wörtern;
höre mir die Meinung von anderen Autoren und von einem “normalen” Leser an
6. Wie sieht der Ort aus, an dem Sie schreiben?
Ein kleines Schreibzimmer, vollgestopft mit Kinderbüchern und viel Schriftkram. Mit einem Fenster zur Straße, wenn ich da hinausschaue, sehe ich die Nachbarn in ihre Autos aus- und einsteigen, manchmal auch im Gespräch. An der Straßenseite gegenüber steht eine dunkle Baumreihe. Wenn ich ernsthaft schreibe, schaue ich nicht aus dem Fenster, das
würde mich ablenken. Ich schaue dann an die einzige Bilderwand in der Stube oder auf das Chaos aus Büchern und losen Blättern, das ist mir vertraut, das lenkt mich nicht ab.
7. Wer sind Ihre Leser? Kennen Sie Ihre Leser? Warum schreiben Sie ausgerechnet für diese Leser?
Verwandte, Bekannte, Unbekannte – insbesondere Frauen in meinem Alter, auch jüngere und ältere, auch Männer, soweit ich sie bei Lesungen kennengelernt und dort Zuspruch erhalten. Warum ich für Frauen schreiben möchte, kann ich nicht erklären, aber
sie sind mir als Leser irgendwie näher.
Kinder im Vor- und Grundschulalter, ich lerne sie auf Lesungen kennen.
8. Was unternehmen Sie für den Erfolg Ihrer Bücher?
Bis ich Self Publisher wurde (seit Herbst 2014) außer Lesungen, relativ wenig. Jetzt denke ich über diverse Marketing-Strategien nach.
9.Wenn Bücher verboten wären, welches Buch würden Sie heimlich behalten?
Das wäre es schwierig für mich, sich für eines zu entscheiden. In meiner Jugend hatten mich die Bücher “Der Fänger im Roggen” von Salinger und “Schau Heimwärts, Engel” von Thomas Wolfe sowie Kurzgeschichten der amerikanischen Short Story-Erzähler dieser Zeit
sehr beeindruckt. Später dann u.a. “Die Stimmen des Abends” von Natalia Ginzburg. Heute würde ich wahrscheinlich zwischen einem Band Erzählungen von Alice Munroe und einem von T.C. Boyle wählen.
10. Was wäre Ihr wichtigster Tipp für einen neuen Autor?
1. Reisen, viel unterwegs sein (unter Menschen sein) und viel “gute Literatur” lesen.
2. Regelmäßig schreiben, möglichst jeden Tag.
3. Einen kritischen Leser suchen, der jeden Text gegenliest und dessen Kritik tatsächlich nur auf den Text zielt. Das kann auch eine Autorengruppe sein, aber da ist die Kritik oft eben nicht so unvoreingenommen.
4. Bei Ablehnungen von Verlagen nicht zu schnell aufgeben, versuchen, den Text in div.
Gruppen vorzustellen. Zuhörer-Reaktionen einfangen. Wenn die positiv, weitermachen wie bisher. Und evt. die Texte als Self Publisher veröffentlichen