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Sommerinterview 2015 – Mika Lamar

 Dies ist das dreizehnte Sommerinterview auf meinem Blog. Hier lernen Sie Autoren oder Kollegen kennen, entdecken neue Bücher, finden Gemeinsamkeiten und sammeln vielleicht den einen oder anderen Tipp auf. Heute lesen Sie über Mika Lamar.

Mika Lamar (c) privat

Mika Lamar (c) privat

 

Bitte stellen Sie sich und Ihre Bücher kurz vor.

1. Wie lange schreiben Sie schon? Wann wussten Sie, dass Sie Ihre Texte veröffentlichen wollten?

Eine Leidenschaft für das Schreiben hatte ich bereits in der Grundschule. Meine Aufsätze waren ziemlich phantasievoll und immer viele Seiten lang (und meistens „sehr gut“). Aber wie das Leben so spielt, standen in der Jugend so viele andere Dinge an, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, zu schreiben. Und man darf nicht vergessen, dass es damals – quasi in der „Steinzeit“, wie meine Kinder so gerne sagen – noch keine PCs, kein Internet und lange nicht so viele Informationen und Möglichkeiten wie heute gab.

Damit begonnen regelmäßig zu schreiben habe ich vor ca. 13 Jahren. Damals habe ich, völlig unvorbereitet, meine große Liebe getroffen. Und wie das so ist, bei großen Lieben, wird das ganze Leben auf den Kopf gestellt und es kommen Dinge zum Vorschein, von denen man nie geahnt hat, dass sie da sind – und man fühlt und tut plötzlich Dinge, die man nicht für möglich gehalten hätte. Es war eine sehr aufwühlende Zeit und ich war völlig durcheinander, was ich von mir so gar nicht kannte. Ich habe dann begonnen, diese merkwürdigen Erlebnisse und verworrenen Gefühle in Geschichten zu packen und aufzuschreiben. Es sind Seelengeschichten, geschrieben als Fabeln und Märchen. Und so phantastisch sie auch klingen, so habe ich doch alles, was dort zu lesen ist, tatsächlich erlebt und durchlebt. (Natürlich als Mensch und nicht als Tigerin oder Kriegerin oder Rose etc.). Diese Geschichten haben mir damals sehr geholfen, zu verstehen, was da gerade passierte. Auch in der Zeit der schmerzhaften Trennung hat das Schreiben mir vieles klar gemacht. So entstanden mit der Zeit sehr viele Kurzgeschichten. Damals habe ich einmal einen halbherzigen Versucht gestartet, die Geschichten zu veröffentlichen, habe es dann aber nicht weiter verfolgt und so dümpelte das Geschriebene jahrelang irgendwo in den Tiefen meines PCs herum.

Als ich dann 2013 zufällig von der Möglichkeit des Self Pulishings erfuhr, war ich sofort begeistert und habe ich mich gleich daran gemacht, meine Geschichten aufzuarbeiten, habe Cover entworfen und inzwischen drei Bücher bei Amazon veröffentlicht. („Inseln des Lebens“, „Wege des Lebens“, „Reise in die Unterwelt“.)

2. Wie groß ist der Anteil, der das Schreiben in Ihrem Leben einnimmt? Was machen Sie, wenn Sie nicht schreiben?

Die Zeit, die ich mit Schreiben verbringe, ist leider weitaus geringer, als ich es gerne hätte. Da ich einem ganz normalen Beruf nachgehe, ist die Freizeit leider beschränkt. Und da ich drei Töchter und ein Enkelkind habe, ist immer etwas los. Auch alte Freundschaften wollen gepflegt werden. Ich mag es z.B. sehr gerne, Biergärten zu besuchen und in gemütlicher Runde zu plaudern. Und irgendwann müssen ja auch der Haushalt, die Einkäufe, die Steuererklärung, Reparaturen etc. erledigt werden. Nicht zu vergessen, der abendliche Tatort, der geschaut werden will und die vielen Bücher, die ungeduldig darauf warten, endlich gelesen zu werden. Manchmal ziehe ich, auf der Suche nach schönen oder ungewöhnlichen Motiven, mit meiner Kamera los, bearbeite dann die Fotos, stelle sie auf meine Webseite, aktualisiere die Seite und stöbere auf anderen Webseiten herum usw. usf.

Leider gehöre auch ich zu den Menschen, denen es an strenger Disziplin mangelt und die der Aufschieberitis zugetan sind, was ein zügiges Vorankommen erschwert. Meine kreativen Schübe verlaufen meist wellenförmig. Wochenlang bringe ich nichts zu Papier und dann schreibe ich plötzlich ganz viel in wenigen Tagen.

3. Wodurch lassen Sie sich inspirieren? Wie entstehen aus Ihren Ideen Texte?

Inspiration findet man im Grunde überall – ob beim Bäcker nebenan, bei einem Elternabend, im Straßencafé, bei der Teamsitzung auf der Arbeit, in Büchern, Zeitschriften oder im Internet. Wenn man genau hinschaut, ist doch das ganze Leben Inspiration und inzwischen glaube ich sogar an den Satz: „Das Leben schreibt die besten Geschichten“.

Die Frage „Wie entstehen aus Ihren Ideen Texte“ verstehe ich nicht so ganz. Ich habe eine Idee und schreibe sie auf. Was sonst? Damals, als ich begonnen habe, meine Kurzgeschichten zu schreiben, kamen die Ideen aus den Tiefen meiner Seele, sie waren einfach da und ich musste sie nur in schöne Worte verpacken. Mein aktuelles Projekt ist grundverschieden, aber wenn die Handlung in meinem Kopf einigermaßen gefestigt ist, kann ich auch hier die Sätze einfach herunterschreiben – und habe einen Text.

4. Planen Sie Ihre Bücher oder schreiben Sie ins Blaue? Wie behalten Sie die Übersicht über Handlungsstränge, Charaktere und Orte?

Meine Kurzgeschichten habe ich einfach ins Blaue geschrieben. Ich musste mich nur, in der Stille der Nacht, an den PC setzen und schon sprudelte alles aus mir heraus. Bei meinem Roman ist es natürlich ganz anders. Die Idee spukt schon seit mindestens 10 Jahren durch meinen Kopf und hat sich immer mehr konkretisiert. Es wird sich um einen historisch-fiktionalen Roman handeln und das Thema ist sehr komplex. (Was ja nach all den Jahren des „Sammelns“ eigentlich kein Wunder ist).

Es gibt verschiedene Zeitebenen, viele unterschiedliche Charaktere und unterschiedliche Schauplätze überall auf der Welt. Da ich den Anspruch habe, die historischen Ereignisse so authentisch und stimmig wie möglich darzustellen, erfordert es sehr viel Recherchearbeit. Hierzu greife ich alles auf, was mir in die Finger kommt und mir geeignet erscheint, z.B. geschichtliche, geographische und wissenschaftliche Beiträge im Fernsehen, in Büchern oder im Internet.

Die Übersicht zu behalten gestaltet sich zur Zeit allerdings schwieriger als gedacht. Ich habe einen Mix aus sehr vielen handschriftlichen Aufzeichnungen, Zetteln, Heften, Kladden, Zeichnungen und dazu zahlreiche Dateien im Computer, z.B. Tabellen, Listen, Zeitleisten, Charakterbeschreibungen etc. Es gibt auch einige hilfreiche Programme, um die Übersicht nicht zu verlieren (z.B. XMind, Scrivener). Ich habe mir jedoch noch nicht die Zeit genommen, mich damit eingehend zu beschäftigen. Ob das sinnvoll ist und Zeit einspart oder eher Zeit nimmt, die man besser für das Schreiben verwenden könnte, wird sich herausstellen. Ich bin im Moment noch dabei, den für mich optimalen Weg für so ein komplexes Vorhaben zu finden. Dazu ziehe ich hin und wieder im Internet auch gerne mal Tipps für Autoren zu rate.

Meine neueste Idee, um Ordnung in das Chaos zu bringen ist die, dass ich die bereits geschriebenen Handlungsstränge in einzelne Dateien kopiert habe, um jeden Strang separat und am Stück schreiben zu können. So muss ich nicht immer zwischen den Kapiteln mit verschiedenen Zeitebenen und Handlungsorten hin und her springen, denn das birgt die Gefahr, Unstimmigkeiten zu verursachen. Später werde ich die einzelnen Stränge dann wieder in Kapitel aufteilen und an die entsprechenden Stellen des Buches setzen.
Ob das eine optimale Vorgehensweise ist, muss sich erst noch herausstellen.

5. Wie überarbeiten Sie Ihre Texte?

Meine Erfahrung ist, dass ein sofortiges Überarbeiten wenig sinnvoll ist. Ich bin jemand, der an jeden Wort und jedem Satz hängt und es fällt mir z.B. schwer, die ach so schönen Formulierung einfach zu streichen.
Wenn ich jedoch einige Wochen vergehen lasse und das Geschrieben dann nochmals lese, sehe ich das Ganze schon mit einem gewissen Abstand und manches klingt dann gar nicht mehr „ach so schön“. Ich lasse dann nochmals einige Zeit vergehen und finde bei einer erneuten Überarbeitung tatsächlich wieder einiges, was ich noch verbessern kann.

Ich denke, irgendwann – nach der dritten oder vierten Überarbeitung – muss man dann allerdings konsequent einen Schlussstrich ziehen, sonst ändert man sein Manuskript bis zum Lebensende und findet immer noch etwas, das man verbessern oder umformulieren könnte.

6. Wie sieht der Ort aus, an dem Sie schreiben?

Leider ist es nicht die sonnendurchflutete Terrasse auf einer griechischen Insel. Ich schreibe an einem ganz normalen, ziemlich chaotischen Schreibtisch in meinem Wohnzimmer – mit nicht sehr inspirierendem Blick auf die langweilige Straße. Aber da ich am liebsten in der Nacht schreibe, fällt das wenig ins Gewicht. Für den Sommer habe mich mir allerdings vorgenommen, den Laptop meiner jüngsten Tochter zu stibitzen und auch mal an einem schattigen Plätzchen auf meiner kleinen Dachterrasse ans Werk zu gehen.

7. Wer sind Ihre Leser? Kennen Sie Ihre Leser? Warum schreiben Sie ausgerechnet für diese Leser?

Bisher kenne ich meine Leser nicht, da es noch nicht so viele sind. Meine Testleser im Freundes- und Bekanntenkreis waren völlig unterschiedliche Menschen, vom Physiklehrer über den Ingenieur, die Controllerin, die Schülerin bis hin zur älteren Hausfrau. Überraschenderweise waren alle von den Geschichten angetan – ob jung oder alt, männlich oder weiblich. Ich hatte eigentlich vermutet, dass gerade die Männer mit den Seelengeschichten wenig anfangen könnten.

Ich habe allerdings auch nicht vor, für bestimmte Leser zu schreiben, sondern in erster Linie, weil ich etwas zu erzählen habe und hoffe, dass einige Menschen davon inspiriert werden und/oder sich daran erfreuen (oder bei dem Roman vielleicht auch erschrecken). Ich kann mir auch gut vorstellen, dass mein Roman eine breite Leserschaft anspricht, da viele Genres angesprochen werden (Fantasy, historische Ereignisse, Science Fiktion, Mord und Todschlag, Intriegen und auch ein bisschen Liebe).

8. Was unternehmen Sie für den Erfolg Ihrer Bücher?

Da meine Kurzgeschichten sozusagen meine „Testobjekte“ waren, um einen Einstieg zu finden und mich langsam heranzutasten, habe ich bisher noch nicht sehr viel unternommen. Ich habe jeweils eine kleine Autorenseite bei Amazon, facebook und Twitter angelegt und meine eigene Webseite erstellt ( http://mikalamar.jimdo.com/ )
Es ergeben sich jedoch, trotz des eher geringen Aufwandes, immer wieder ganz zufällig Möglichkeiten. Dies ist z.B., nach einem kleinen Radiointerview, nun bereits mein zweites Interview. Wenn mein großartiger Roman fertig gestellt ist, werde ich jedoch weitreichendere Maßnahmen ergreifen z.B. Leserunden, Leseproben, wenn möglich Lesungen, Werbung auf verschiedenen Plattformen u.ä.

9.Wenn Bücher verboten wären, welches Buch würden Sie heimlich behalten?

Oh, das ist aber eine grausame und sehr schwierige Frage. Es gibt einige Bücher, die ich ganz großartig finde. Mein aktueller Favorit sind die Bücher der Reihe „Game of Thrones“ (bzw. „Das Lied von Eis und Feuer“) von George R.R. Martin. (Die ich schon gelesen hatte, bevor der Boom losging). Diese Fantasy-Saga ist extrem gut konstruiert, mit tollen Charakteren, sehr vielschichtig und mit allem was dazugehört.

Aber ich glaube, letztlich würde ich mich für ein kleines, relativ unbekanntes Buch entscheiden: „Das Ölschieferskelett“ von Bernhard Kegel. Dieses Buch ist mir vor langer Zeit zufällig in die Hände gefallen und begeistert mich bis heute. Was sicher auch daran liegen mag, dass ich vor vielen Jahren einmal Geologie studiert habe und das Buch viele Themen berührt, die ich sehr interessant finde, wie z.B. Paläontologie, Botanik, Zeitreisen. Es ist im Grunde ein spannender und gut durchdachter Abenteuerroman, der den Leser u.a. in die Urzeit führt.

Vielleicht wäre ich aber auch ganz clever und würde einfach heimlich meine e-Book behalten und hätte so mit einem Schlag hunderte guter Bücher. 

10. Was wäre Ihr wichtigster Tipp für einen neuen Autor?

Durchhalten, durchhalten, durchhalten! Sich weder von plötzlichen Selbstzweifeln dahinraffen lassen, noch sich von solchen zwangsläufig auftretenden Gedanken wie „ich kann das sowieso nicht“, „alle anderen können besser schreiben als ich“, „meine Bücher will sowieso niemand lesen“ etc. etc. abhalten lassen. Und eben so wenig davon, dass man, in seinem recht merkwürdigen Vorhaben, von Freunden und Bekannten nicht immer wirklich ernst genommen wird. Denn bevor man es nicht versucht hat, weiß man nie, ob man sich nicht täuscht.

Meine Devise lautet: Man kann alles schaffen, wenn man es wirklich will – und wenn man mit Herzblut und Leidenschaft bei der Sache ist!

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