Wenn eine langjährige Lehrerin für kreatives Schreiben fragt, ob man Schreiben in Kursen lernen kann, klingt das nach Krise oder Koketterie. Roz Morris stellte diese Frage kürzlich in ihrem Blog und provozierte in den Kommentaren eine heftige Diskussion.
Die Auseinandersetzung dreht sich um die Frage, ob ein Schreibkurs etwas erschaffen kann, was zu Beginn des Kurses nicht vorhanden war, oder ob ein Schreibkurs fördert und verfeinert, was in jedem Menschen vorhanden ist. Letztlich geht es um Talent und Handwerk.
Roz Morris gibt ihren Lesern eine Liste von Dingen, die sie in einem Kurs vermitteln kann:
- Bewusstsein für die Wirkung von Geschichten.
- Methodik für das Schreiben und den Umgang mit Problemen rund um das Schreiben.
- Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit.
- Entdeckung der eigenen Arbeitsweise.
- Freude an Kreativität und Handwerk.
- Neugier und Offenheit.
Was sie nicht erwähnt, vielleicht weil es so naheliegt, ist, dass Menschen sich für einen Schreibkurs entscheiden, weil sie schreiben möchten. In einer frühen Entwicklungsstufe ist vieles dessen, was der Kurs vermitteln will, bereits im Teilnehmer vorhanden. Wie einige Kommentatoren anmerken, entwickeln sich Autoren über einen langen Zeitraum. Wer als erwachsener Autor auf die eigenen Schreibversuche in der Kindheit blickt, entdeckt vielleicht die Essenz der heutigen Arbeit, mit Sicherheit entdeckt er zahlreiche Fehler und ungelenke Formulierungen.
Vielleicht könnte man sagen, dass ein Schreibkurs jedem einzelnen Autor hilft, den eigenen Weg im Umgang mit Ideen und damit verbundenen praktischen Problemen zu finden. Der Kurs vermittelt die handwerkliche Ausstattung, der Autor lernt durch das eigene Schreiben und die Arbeit am Geschriebenen. Talent spielt vielleicht eine Rolle, entscheidend sind die tatsächliche Beschäftigung mit der Sprache, die Anwendung des Gelernten und das Ausprobieren neuer Ideen.