Sie finden die Beiträge über die ersten Schreibversuche auch im Menü unter Gastbeiträge. Dort können Sie auch die Beiträge der Sommeraktionen der vergangenen Jahre entdecken. Spannend sind ebenfalls die Autoreninterviews im Menüpunkt Interviews.
Erste Schreibversuche
Die ersten Schreibversuche sind zweifelsohne die unzähligen Aufsätze mit Themenvorgaben, mit denen man einmal mehr oder weniger anfangen kann. Ich möchte dagegen von meiner ersten gedruckten Veröffentlichung erzählen.
Ich werde wohl so 15 Jahre (Plus/Minus) gewesen sein und war tätiges Mitglied in unserer Schülerzeitung. Dafür sollte ich einen Artikel über die geplante Erhöhung der wöchentlichen Leihgebühr der Bücher für unsere Schülerbibliothek von 20 Pfennig auf 30 Pfennig schreiben. Ein wahrhaft brisantes Thema, das, wie sich noch zeigen wird, eine ungeahnte Resonanz nach sich zog.
Voller Enthusiasmus interviewte ich Verantwortliche, Lehrer und unseren damaligen Rektor. Es sollten alle mit ihrem Für und Wider vertreten sein. Die Zeit der Abgabe drängte bereits und ich hatte immer noch nicht jeden gehört, die ich mir auf einer Liste vermerkt hatte. Ob man es nun glauben mag oder nicht, ja auch Schülerzeitungen haben einen Abgabetermin. Zwei Tage bevor dieser verstrich hatte ich meinen Beitrag fertig. Wie in einer Tabelle aufgegliedert führte ich das Pro und Contra der Erhöhung auf. Also links die Stimmen für die Erhöhung und rechts die, die dagegen waren. Computer waren zu dieser Zeit noch nicht im Einsatz, doch auch mit einer elektrischen Schreibmaschine konnte man ganz brauchbare Ergebnisse erzielen.
Wie war ich doch stolz auf mich, als ich mit 10 Fotokopien das nächste Treffen der Schülerzeitung-Redaktion betrat. Ich verteilte die Blätter an die Anwesenden und wartete mit klopfendem Herzen und schweißnassen Händen auf die ersten Reaktionen. Ein Schweigen herrschte, welches mir schier endlos vorkam. „Ok“, sagte ich mir, „die müssen ja auch erst Mal lesen.“ Ich senkte ebenfalls meinen Blick auf das vor mir liegende Papier, konnte mich jedoch nicht auf meinen eigenen Text konzentrieren. Dann ließ unser „Chefredakteur“ ein lautes „TJA“ von sich vernehmen. Ein „TJA“, dem man den vernichtenden Kontext eigentlich schon anhören konnte. Ich schluckte und sah unsicher auf. Michael legte meinen Text zur Seite, verschränkte die Arme auf dem Tisch und sah mir direkt in die Augen. „Markus, das hast du sehr gut gemacht. Die Idee der Gegenüberstellung gefällt mir und zeigt, dass wir uns mit unserem Blatt nicht auf eine Seite stellen.“ Ich seufzte zufrieden und warf ein Lächeln in die Runde. Ein zustimmendes Nicken aller Anwesenden war meine Belohnung.
1 Woche später hielt ich meine erste Veröffentlichung in gedruckter Form in den Händen. Ach, was war ich stolz auf mich. Noch… Nie im Leben hätte ich gedacht, dass 10 Pfennig einen solchen Sturm der Entrüstung hervorrufen würde. In den Pausen auf dem Schulhof wurde ich mehrfach gefragt, auf welcher Seite ich denn nun stehen würde. Ich versuchte diplomatisch der Antwort auszuweichen, was mir aber nicht immer gelang. Ich habe mir mein Taschengeld zu diesem Zeitpunkt größtenteils selbst verdient. Zeitungaustragen, Autos waschen der Nachbarn, Rasenmähen. Trotzdem war ich für die Erhöhung, denn damit konnten neue Bücher angeschafft und der Raum der Schülerbibliothek neu gestaltet werden. Was mir nun widerfuhr war eigentlich schon offene Anfeindung der „10-Pfennig-Gegner“.
Bei der nächsten Sitzung unserer Schülerzeitung brachte ich diesen Umstand zur Sprache. Wieder war es Michael, der das Wort ergriff. „Ich meine das ist doch äußerst positiv.“ Ich schaute ihn wohl etwas verdutzt an. Er grinste. „Markus, sieh es doch einmal so: Der Artikel wurde von vielen gelesen und sie haben darauf reagiert. Ob nun positiv oder negativ. Die Hauptsache ist doch, dass er zur Diskussion angeregt hat und die Leser sich damit beschäftigen. Das ist doch auch Sinn und Zweck unserer Zeitung. Das wir damit Beachtung finden und eben auch kontroverse Diskussionen auslösen.“ Ich gebe zu, unter diesem Aspekt hatte ich das Ganze noch nicht gesehen.
Die „10-Pfennig-Debatte“ war nach der Erhöhung auf 30 Pfennig pro Woche und pro Buch dann auch schnell vergessen. Ganz zu Beginn gab es einen Boykott-Aufruf der Gegner sich keine Bücher mehr aus der Bibliothek zu leihen, doch ich glaube auch den letzten Verweigerer nach zwei Wochen wieder in den Räumen unserer „Buch-Leihe“ gesehen zu haben.
Als ich dann später an das Schreiben „professionell“ heranging habe ich oft an dieses Kapitel aus meinem Leben gedacht. Und eines möchte ich heute noch mit dem was ich veröffentliche. Es soll den Leser zum Nachdenken anregen. Es gibt sogenannte „Wohlfühl-Geschichten“ von mir, dann bleibe ich auch da konsequent und möchte dem Leser ein behagliches Gefühl vermitteln. Dann gibt es aber auch Texte und Romane (z.B. „Tod? – Ich bin da!“) mit denen ich Diskussionen anregen will und gerne auch auf Widerstand oder gar Ablehnung stoße. Das Verfassen von Short-Storys und Romanen wird immer eine große und doch schöne Herausforderung für mich sein und ich hoffe, ich kann unterhalten und auch zu mancher Diskussion anregen.