Auf Twitter fragte letztens jemand, was die größte Unsicherheit beim Schreiben war. Eine Antwort, die immer wieder kam, lautete: die Länge des Buchs. Mit der Länge sind viele Fragen verbunden. Einige davon wollen wir im Folgenden betrachten.
Die Länge des Buchs – Welchen Buchs?
Die Länge, die Leser*innen von einem Buch erwarten und bei einem Buch tolerieren, variiert je nach Genre und Lesealter. In Genres, in denen die erwachsenen Leser*innen eine neue Welt kennenlernen und verstehen müssen, wie diese Welt funktioniert, sind die Bücher 400 bis 800 Seiten lang, manchmal sogar über 1000. Fantasy und Science Fiction sind solche Genres.
Wenn Leser*innen die Welt kennen, weil sie darin leben, sind weniger Erklärungen über diese Welt nötig. Entsprechend kürzer sind mit 200 bis 400 Seiten beispielsweise Bücher aus der Gegenwartsliteratur.
Krimis, Romance oder Horror variieren stark in der Länge, insbesondere wenn sie in die Nähe von Fantasy oder Science Fiction kommen. 200 bis 800 Seiten sind möglich.
Diese Zahlen zeigen, wie vage das Genre als Maßstab ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Alter der Leser*innen. Bücher für ganz kleine Kinder sind sehr kurz, oft unter 20 Seiten. Vorlesebücher können über 100 Seiten haben, die ersten Bücher zum selbstständigen Lesen bleiben oft unter 100 Seiten. Für geübtere Leser*innen erreichen die Bücher schnell 200, 400 oder 600 Seiten. Das liegt vielleicht auch daran, dass Jugendliche gerne Welten aufsuchen, die mit ihrer eigenen nur wenig zu tun haben, also mehr Erklärungen benötigen.
Verlage kürzen oder strecken ihre Bücher oft auch über die Schriftgröße.
Der Einfluss des Schreibstils
Autor*innen haben selbst Einfluss auf die Länge des Buchs. Wer sorgfältig die Details einer Umgebung oder einer Handlung beschreibt, erzählt eine Geschichte langsamer und braucht mehr Seiten, als jemand, der in kurzen Sätzen und raschen Szenenwechseln eine Geschichte schneller und daher auf weniger Seiten erzählt.
Manche Geschichten müssen langsam erzählt werden, andere brauchen ein hohes Tempo. Alle Geschichten sollten gründlich auf Stellen untersucht werden, die keine eigene Funktion in der Handlung haben,
Wenn ein Manuskript lang ist, gibt es zahlreiche solcher Stellen. Lange Bücher können wunderbar sein, aber sie müssen trotzdem eine kompakte, nachvollziehbare Geschichte erzählen. Wer mit dem Streichen beginnt, empfindet zwar Schmerzen. Aber das Streichen kann eine eigene Dynamik erhalten und – beinahe – Spaß machen. Wer sich mit dem Ziel zu streichen an ein Manuskript setzt, entdeckt den Text oft neu.