Ein Buch braucht eine Stimme oder einen bestimmten Geschmack, um sich von anderen Büchern zu unterscheiden. Mein Buch muss nach mir schmecken, dein Buch nach dir. Es ist nichts, was wir beim Schreiben bewusst umsetzen, aber dennoch tun. Wer unsere Bücher liest, kann meine Bücher von deinen Büchern unterscheiden.
Der Geschmack des Inhalts
Wenn ich schreibe, entscheide ich, worüber ich schreibe und welche Haltungen die Charaktere haben. Aber dann beginnt eine Ablösung der Charaktere. Sie vertreten ihre Haltungen im Buch selbst. Sie haben ihre eigene Sprache, die ich ihnen vielleicht vom Stil her zugeordnet habe. Was sie sagen und wie sie es sagen, ist Teil ihrer Entwicklung.
Ich trete nur soweit in Erscheinung, als dass ich diesen Charakteren überhaupt erlaubt habe, in meinem Buch zu agieren. Aber sie drücken mich aus.
Die Sprache lesen und schmecken
Ich entscheide, wie ich Sätze konstruiere und welche Wörter ich verwende. Damit beeinflusse ich das Tempo der Geschichte und die Stimmung. Es ist meine Entscheidung, aus welcher Perspektive und mit welchem Wortschatz Lesende über Ereignisse und Umstände informiert werden. Ich steuere, wie Charaktere zu Erkenntnissen kommen und wie sie damit umgehen.
Die Details entdecken und schmecken
Lesende sind vom Erzähler oder der Erzählerin abhängig. Je nach Perspektive erhalten sie unterschiedliche Informationen über eine Situation. Ich beachte, dass die Informationen zur Perspektive passen. Eine alte Frau wird eine Situation anders wahrnehmen und den Lesenden mitteilen als ein junges Mädchen oder ein Mann in mittleren Jahren. Ich muss wissen, wer meine Geschichte erzählt und was diese Person weiß und beachtet, und welche Worte sie verwendet.
Charaktere im Dialog schmecken
Im Dialog erfahren Lesende viel über die Charaktere, weit über den Inhalt des Gesprächs hinaus. Hintergrund und Haltungen zeigen sich in der Art, wie die Charaktere sprechen, wie sie sich während des Dialogs verhalten, in dem, was sie sagen und verschweigen.
