Der 21. Februar ist der Internationale Tag der Muttersprache. Der Tag erinnert daran, dass Sprache ein Kulturgut ist. Seine Ziele sind
- die Förderung der Sprachvielfalt und
- des Gebrauchs der Muttersprache,
- die Stärkung des Bewusstseins für sprachliche und kulturelle Traditionen.
Der Internationale Tag der Muttersprache wird seit 2000 begangen. Er geht zurück auf den 21. Februar 1952. An diesem Tag fand in Dhaka, der Hauptstadt des damaligen Ostpakistan, heute Bangladesch, eine Demonstration gegen Urdu als Amtssprache statt. Urdu war die Sprache der herrschenden Schicht, es wurde von nur 3% der Gesamtbevölkerung gesprochen, während Bengali von 56% der Gesamtbevölkerung gesprochen wurde. In Ostpakistan/Bangladesch sprachen sogar 98% der Bevölkerung Bengali.
Angesichts der Bedrohung zahlreicher Sprachen ist es wichtig, Muttersprachen zu fördern. Auch in Deutschland werden Regionalsprachen oft von zu wenig Menschen gesprochen, um ihren Erhalt zu sichern. Im deutsch-französischen Grenzgebiet des Saarlands sind Rheinfränkisch und Moselfränkisch betroffen. In beiden Ländern wird seit 2012 zum internationalen Tag der Muttersprache die Aktion muddaschpròòch durchgeführt und u. a. mit einer Facebookseite beworben.
Nicht nur „eingeborene“ Sprachen sind betroffen. Prekär ist auch die Situation der Muttersprachen von Migranten, gerade auch wenn die Sprache, wie etwa Kurdisch, in den Herkunftsländern unterdrückt wird. Baden-Württembergs Integrationsministerin Bilkay Öney wies 2012 im Migazin darauf hin, wie wichtig es sei, die Muttersprache eines Kindes ebenso zu fördern wie die Zweitsprache. Doppelte Halbsprachigkeit, wenn beide Sprachen nur unzureichend beherrscht werden, solle vermieden werden.
Interessant ist dabei, dass Öney sich eines Begriffs bedient, den Sprachwissenschaftler als Mythos doppelte Halbsprachigkeit bezeichnen. Dieser Begriff geht davon aus, dass Einsprachigkeit der Normalzustand ist und Zweisprachigkeit eine Art doppelte Einsprachigkeit bedeutet. Im Kontext des Internationalen Tags der Muttersprache ist daran zu erinnern, dass Sprache auch Politik ist, siehe die Ereignisse vom 21. Februar 1952 in Dhaka. Mundarten, Regionalsprachen, Jugendsprache und besonders die Sprachverwendung von Migranten weichen von der Standardsprache ab und werden von Sprechern dieser Standardsprache abgewertet.
Der Internationale Tag der Muttersprache ist von daher geeignet zu überlegen, wie wir mit unseren jeweiligen Sprachen umgehen und wie wir Sprecher anderer Sprachen behandeln.
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