Wir werden von Nachrichten umspült. Interessanterweise sind die meisten negativ. Das hat Gründe. Der zweibeinige Waldbewohner in uns möchten über drohende Gefahren informiert sein. Deshalb fragen wir nach den schlimmen Nachrichten und sind bereit für sie zu bezahlen. Wir bekommen sogar, was wir bestellt haben. Das kann dazu führen, dass sich der Eindruck einschleicht, alle Welt und alle Menschen, besonders die mit bestimmten vorhersagbaren Merkmalen, seien böse.
Hinzu kommt die erschreckende Neigung von Unglücksfällen, schubweise aufzutreten. Wenn in der Welt und im privaten Bereich gerade so ein Schub schlechter Nachrichten geliefert wird, möchten wir einen Hut mit dem Aufdruck „Pessimist, bitte leiden lassen“ aufsetzen.
Widerstand von Körper und Seele
Glücklicherweise besitzen wir seelische und körperliche Widerstandskraft, die uns hilft, schwierige Situationen zu bewältigen. Psychologen sind sogar der Ansicht, dass wir den positiven Umgang mit Krisensituationen trainieren können.
Als Eigenschaften widerstandsfähiger Menschen betrachtet man:
- Selbstwirksamkeit – die Erkenntnis, dass wir Verantwortung für uns und unser Tun übernehmen können. Kein Rückzug in die „Opferrolle“;
- Selbstvertrauen – die Überzeugung, dass wir Lösungen finden können;
- soziales Netzwerk – stabile emotionale Bindungen zu anderen Menschen,
- Die Fähigkeit, um Hilfe zu bitten;
- Die Fähigkeit, den Blick auf die Lösung von Problemen zu lenken;
- Erinnerung an eigene positive Erfahrungen in der Krisenbewältigung;
- Bewegung in Form von Ausdauersport;
- Optimismus – die Haltung, dass Krisen vorübergehend sind;
Kreativer Umgang mit Krisen
Was oben beschrieben wurde, klingt vielleicht „verkopft“ angesichts der Vielzahl schlimmer Ereignisse. Der zuletzt angeführte Optimismus, also die Fähigkeit, Krisen als vorübergehend anzuerkennen, mag angesichts dessen, was man in den Nachrichten serviert bekommt, naiv erscheinen. Jedoch ist es die wichtigste Eigenschaft des Menschen überhaupt. Es ist auch die Eigenschaft, die es uns ermöglicht, Krisen kreativ – mit Worten, mit Musik, mit Bildern – zu verarbeiten und so anderen Menschen zu größerer Widerstandskraft zu verhelfen.
Kreatives Akzeptieren
Menschen sind in der Lage, Gründe (Vergangenheit), Situation (Gegenwart) und Folgen (Zukunft) in innere Schubladen zu packen und so voneinander zu trennen. In einer Krise lassen uns der Blick zurück (Hätte man es nicht anders machen können?) und der Blick in die Zukunft (Was soll noch werden bei diesem Elend?) verzweifeln. Wir können uns nur Freiraum für die kreative Verarbeitung der Krise geben, wenn wir Vergangenheit und Zukunft ausblenden und uns auf das Jetzt konzentrieren.
In diesem Jetzt bestehen Probleme. Sie sind da und können nicht durch ein Fingerschnippen beseitigt werden. Wir können sie analysieren, beschreiben, lösen. Wir können die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf das Problem lenken, indem wir es besingen, fotografieren, malen und bekannt machen. Indem wir uns künstlerisch mit einem Missstand, einer Krise, einem Unglück auseinandersetzen, helfen wir uns selbst, aber auch denjenigen, die sich ängstlich abwenden wollen.