Die Rollen von Autoren und Verlegern waren in der Vergangenheit klar verteilt. Verleger legten Geld vor, kauften Autoren Manuskripte ab und produzierten Bücher, die sie bewarben und verkauften. Autoren schrieben Bücher, die sie an Verleger verkauften.
Nur wenige Autoren konnten von dem, was sie mit ihren Büchern verdienten, leben. Verleger konnten meist davon leben, was sie mit dem Verkauf der Bücher verdienten, und das obwohl sie Geld für das Manuskript und die Buchproduktion vorstrecken mussten.
Auf den ersten Blick waren die Berufe von Autor und Verleger sehr verschieden. Doch mit der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg entstand nicht automatisch diese Trennung. Tatsächlich ließen sofort Autoren ihre Bücher auf eigene Kosten drucken. Noch im neunzehnten Jahrhundert und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war dies nicht ungewöhnlich – nicht die Regel, aber eben nicht skandalös.
Wenn Verfechter des Systems der großen Verlage betonen, wie unvereinbar das Verleger-Sein und das Autor-Sein ist, ignorieren sie, dass genau dies einmal vereinbare Rollen waren. Die Trennung erscheint künstlich. Auf ihre Naturgegebenheit zu bestehen, klingt verdächtig. Zumal sich die Einkommensentwicklung immer weiter zugunsten der Verleger verschiebt.
Erfolgreiche unabhängige Autorinnen wie Joanna Penn haben gezeigt, dass ein Autor zugleich Verleger sein kann.
Anscheinend ist es eher eine Geschmacksache, welche Aufgaben einem Menschen mehr liegen, und welche neue Aufgaben er zusätzlich lernen und ausführen möchte. Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Diese Freiheit sollten wir Autoren uns nicht nehmen lassen: Die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie wir veröffentlichen möchten und mit wem wir dabei zusammenarbeiten wollen, oder auch nicht.
Vor allem aber sollten wir uns nicht gegeneinander ausspielen lassen. Hybridautoren zeigen, dass es auch möglich ist, einen Tel des Weges mit einem Verlag an der Seite zu gehen, einen anderen Teil des Weges dagegen allein mit einem Team an Helfern. Verleger und Autor sind nicht zwangsläufig unvereinbare Rollen. Wir dürfen die Rollen selbst ausgestalten.