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Self-Publishing Day 2015 in Münster – Das habe ich mitgenommen

 Am 25. April 2015 fand in Münster der zweite Self-Publishing Day, organisiert von neuDenken Media, statt. Zusammen mit meiner Kollegin, der Kinderbuchautorin Petra Brüning (Pebby Art) bin ich in aller Frühe aufgebrochen, um daran teilzunehmen. Glücklicherweise fährt der InterCity von Leer über Papenburg direkt nach Münster, so dass wir ohne auf Umsteigebahnhöfe achten zu müssen über den vor uns liegenden Tag spekulieren konnten. Wenn man von Ostfriesland, bzw. dem Emsland nach Westfalen reist, weiß man ja nicht, was einen erwartet. Vorweg kann ich versichern: Es hat sich gelohnt.

Das Programm des Self-Publishing Day war straff organisiert. Der erste Block begann mit drei Kurzvorträgen von jeweils zwanzig Minuten Länge (Referenten: Ruprecht Frieling, Johannes zum Winkel von xtme, Thorsten Simon von BoD), anschließend standen vier Workshops zur Auswahl. Nach einer Pause leiteten vier Kurzvorträge (Referenten: Lutz Kreutzer, Bela Bolten, Matthias Wenzel, Felix Beilharz) den zweiten Block ein. Kern des Zweiten Blocks waren vier weitere Workshops.

Alle vier Workshops wurden von Mitarbeitern der im Self-Publishing-Bereich bekannten Unternehmen (nicht Amazon) geleitet. Als ich das Programm erstmals las, fürchtete ich, die Veranstaltung werde eine reine Werbeaktion. Doch die Workshopleiter sprachen über Aspekte des Self-Publishing, die immer von Belang sind, gleichgültig wie Autoren letztendlich ihre E-Books und Bücher veröffentlichen.

Die Inhalte – kurz gefasst

Die Fülle an Informationen war enorm, deshalb erwähne ich hier kurz, was mir besonders aufgefallen ist.

Als erster Referent führte uns Ruprecht Frieling in zwanzig Minuten durch die Geschichte des Self-Publishing. Angesichts der nach wie vor bestehenden Vorbehalte gegen selbst verlegte Texte tun wir gut daran zu bedenken, dass Ikonen deutscher Literatur wie Goethe und Schiller die Veröffentlichung ihrer frühen Texte in die eigene Hand nahmen. Auch Shakespeare, Poe oder die Brontë-Schwestern taten dies.

Johannes zum Winkel von xtme erklärte, dass Sichtbarkeit für Bücher notwendig ist, damit Leser sie finden und kaufen können. Werbeaktionen führen nicht sofort zu höheren Verkäufen, bringen aber mehr Sichtbarkeit für Bücher, die sich letztlich doch in mehr Verkäufen niederschlägt. Wegen dieser Verzögerung sollten Werbeaktionen im Voraus geplant werden.

Im Workshop der Tolino Media-Mitarbeiter wurde der neue E-Book-Distributor vorgestellt. Zum Zeitpunkt des Workshops war die Distributionsplattform noch nicht live geschaltet. (Seit Dienstag ist sie es!) Das Gespräch drehte sich um Wünsche der Autoren an einen Distributor, von denen viele von den Mitarbeitern notiert wurden. Da Tolino sich als Gegenspieler zu Amazon sieht, strebt man an, im Laufe der Zeit zahlreiche Zusatzangebote zur Distribution zu machen. Um die Sichtbarkeit der E-Books von Self-Publishern zu erhöhen, sollen die E-Bookshops der Tolino-Allianz diese E-Books neben Verlagsangeboten präsentieren. Die Umsetzung liegt allerdings bei den E-Bookshops. Zusätzlich buchbar soll in absehbarer Zeit beispielsweise ein Lektoratsservice sein. Auch gedruckte Bücher sind geplant.

Bela Bolten beschrieb auf Basis seiner eigenen Erfahrung, wie Leserbindung durch Buch-Reihen funktioniert. Sein Hinweis, dass Leser ein kurzes Gedächtnis haben und nach drei Monaten ein neues Buch aus einer Reihe verlangen, aber auch brauchen, um den Autor nicht zu vergessen, war später an den Stehtischen als geflügeltes Wort zu hören.

In einem vollgepackten Kurzvortrag erläuterte Felix Beilharz die Möglichkeiten des Buchmarketings im Internet und in sozialen Netzwerken. Dabei stellte er nützliche Tools vor und zeigte, wie Titel optimiert oder Suchwörter ausgewählt werden können.

Die Mitarbeiterinnen von epubli stellten in ihrem Workshop eine Studie über die Erwartungen von Buchhändlern an Self-Publisher vor. In praktischen Übungen haben wir erarbeitet, wie wir einen Erstkontakt vorbereiten können. Das Verkaufsgespräch mit dem Buchhändler und was das Informationsmaterial umfassen sollte, stellte einen weiteren Schwerpunkt des Workshops dar.

Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion mit Kirsten Wendt, Poppy J. Anderson, Matthias Matting und Elke Bergsma. Alle vier betonten, dass gedruckte Bücher für ihren Erfolg nur eine geringe Rolle spielen.

Kritik und Anregungen

Es gab einen Auswertungsbogen, den ich auch brav ausgefüllt habe. Doch meine Eindrücke sind seitdem gereift. Deshalb stelle ich hier noch einmal zusammen, was mir nicht so gut gefallen hat und was noch weiter verbessert werden kann.

Wirklich negativ war nichts. Die Fülle der Informationen war natürlich groß, denn in die kurze zur Verfügung stehende Zeit sollte so viel Inhalt wie möglich gepackt werden. Insbesondere die Referenten hechelten durch ihre zwanzig Minuten Vortragszeit, so dass Fragen aus dem Publikum kaum berücksichtigt werden konnten. Weniger Vorträge mit mehr Redezeit wären aus meiner Sicht wünschenswert.

Schön wäre es, wenn alle Workshops vorab einen kurzen Überblick über die geplanten Inhalte anböten. Von dieser Möglichkeit haben in diesem Jahr nur etwa die Hälfte der Workshopleiter Gebrauch gemacht. Es herrschte unter den Autoren auch Verwirrung über eventuell notwendiges Material.

Auf den Gängen habe ich öfters den Satz „Ich schreibe gerade mein erstes Buch und habe keine Ahnung, wie ich es veröffentlichen soll“ gehört. Ein Workshop mit Informationen über den Einstieg ins Self-Publishing wäre für solche Autoren bestimmt interessant.

Die Autoren in Münster haben unterschiedliche Sachbuchthemen und Genres bedient.  Ein oder zwei Workshops für bestimmte Themen oder Genres wäre interessant. Beispielsweise Marketing für Sachbücher, Marketing für literarische Werke, Marketing für Kinderbücher, Marketing für Lyrik.

Fazit

Alles in allem war der Self-Publishing Day in Münster eine informative und anregende Erfahrung. Die Gespräche mit anderen Autoren eröffneten neue Perspektiven. Eine Teilnahme im nächsten Jahr kann ich nur empfehlen.

 

 

11 thoughts on “Self-Publishing Day 2015 in Münster – Das habe ich mitgenommen”

  1. Hallo Marina, du hast eine umfassende und detaillierte Zusammenfassung erstellt. Auch deinen Punkt „Kritik und Anregungen“ kann ich unterstreichen. Sehr schöner Bericht.
    Liebe Grüße
    Petra

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