Es gibt immer wieder kritische Momente für ein Manuskript. Während des Schreibens kann der Autor Zweifel am Textverlauf bekommen, nicht mehr wissen, wie der Handlungsfaden verlaufen soll oder die Lust am Thema verlieren. Beim Überarbeiten kann der Autor streichen oder über einzelnen Textstellen hadern, bis er das Projekt ganz aufgibt. Doch wenn diese Hürden genommen sind, kommt das Lektorat. Danach ist ein Manuskript besonders empfindlich, vor allem wenn der Autor es selbst veröffentlichen möchte.
Fall 1: Panik vor Rot: Der Autor gibt auf
Dieser Fall ist vermutlich eher selten. Autoren, die die Kosten eines Lektorats auf sich nehmen, werfen das Manuskript danach nicht ins Kaminfeuer. Sie sind fest entschlossen, aus dem Manuskript ein Buch zu machen. Nach dem ersten Schrecken über die roten Markierungen, gehen sie an die Überarbeitung.
Fall 2: Der Autor möchte Zeit sparen
So manches selbst veröffentlichte E-Book ist Opfer des Wunsches nach einer schnellen Veröffentlichung.
Falls Autoren nichts Anderes mit der Lektorin besprochen haben, erhalten sie eine Manuskriptdatei mit den Änderungen der Lektorin. Darin stehen Streichungen und Ergänzungen nebeneinander, auch Kommentare können am Rand stehen. In diesem Augenblick ist das Manuskript äußerst empfindlich und kann Schaden nehmen. Der Autor könnte nämlich dem Motto „lektoriert ist korrigiert“ folgen und einfach auf „alle Änderungen akzeptieren“ klicken.
Alle Änderungen werden übernommen. Je mehr Änderungen die Datei enthielt, desto wahrscheinlicher ist, dass nun neue Fehler entstehen. Oft sind das lediglich zwei Leerzeichen nebeneinander. Bei der Vorbereitung des Manuskripts auf die Konversion in ein E-Book sollte extra nach solch großen Leerstellen gesucht werden. Sollte.
- Die Lektorin hat, besonders zum Ende des Manuskripts hin, zu großzügig mit der Maus markiert. Nun können Buchstaben und Leerzeichen gelöscht werden, so dass zwei Wörter zu einem verwachsen.
- Die Lektorin hat eine Absatzmarke mit in die Streichung einbezogen. Nach dem Löschen rutscht der nachfolgende Absatz in den vorhergehenden.
- Die Lektorin hat eine Ergänzung als Vorschlag eingefügt, eventuell mit Fragezeichen. Nach dem Löschen bleibt ein Wort zurück, das der Autor durch ein anderes ersetzt hätte. Im schlimmsten Fall steht nun ein Fragezeichen im Text.
- Durch die Änderungen ist die Komposition eines Satzes oder Abschnitts durcheinandergeraten. Die akzeptierten Änderungen lassen den Satz oder Abschnitt anders klingen als die übrigen Abschnitte.
- Die Kommentare wurden vergessen und hängen weiter am Rand des Manuskripts. Bei automatischen Konversionen können amüsante Fehler entstehen.
Wenn Sie Fehler bestmöglich vermeiden möchten:
Planen Sie ein Lektorat sorgfältig und sprechen Sie genau ab, was Sie wünschen und was die Lektorin zu einem für Sie tragbaren Preis leisten kann. Machen Sie den Termin der Veröffentlichung davon abhängig, wann der Text fertig ist. Arbeiten Sie den lektorierten Text immer noch einmal durch, selbst wenn Sie vereinbart hatten, dass die Lektorin Ihnen eine Datei mit eingepflegten Änderungen zur Verfügung stellt. Denken Sie auch daran, dass Ihre Überarbeitung neue Fehler erzeugen kann. Lesen Sie die Endversion sorgsam durch und greifen nur noch ein, um letzte Fehler zu korrigieren.