Auch in Deutschland prägt der Aberglaube noch den Alltag vieler Menschen. Oft sind es kleine Angewohnheiten, die wir kaum noch bemerken. Warum sollte in unseren Büchern Aberglaube keine gefährliche Folgen haben?
Eines der besten Bücher, die abergläubische Rituale in der modernen Welt beschreiben, ist Die Schwefelhochzeit (The Brimstone Wedding) von Barbara Vine. Zwei Charaktere in diesem Buch, Mutter und Tochter Jenny, machen die Entscheidungen ihres Lebens von überlieferten Glauben ab. Der Aberglauben kennzeichnet auch die Enge von Jennys Leben und ihre langweilige Ehe. Erst mit einem Bruch mit den Lehren ihrer Mutter und deren Vorfahren, gelingt es Jenny, ihr Leben zu verändern. Dabei entdeckt sie so einige unangenehme Dinge über ihren Vater und die nette alte Dame, die sie in einem Pflegeheim betreut.
Dieses Buch zeigt, wie Angewohnheiten Menschen charakterisieren.
Hinter dem Aberglauben steht die Ahnung, dass es außer der sichtbaren Wirklichkeit und dem kirchlich abgesegneten Glauben noch etwas Anderes gibt. Dieses Andere ist potentiell gefährlich und muss abgewehrt werden. So können einem Menschen, auf die man mit dem Finger zeigt, die Lebenskraft entziehen („Man zeigt nicht mit nacktem Finger auf angezogene Menschen.“) Diese Vorstellung könnte in einem Krimi Anlass zu einem Mord, aus Rache oder aus falschverstandener Prävention, werden.
Salz zu verschütten bringt Unglück, so wie es Glück bringt, Salz zu verschenken. Salz galt als ein Baustein der Welt, schmeckt wie Blut und ist dem Menschen und dem Leben deshalb nah. Der Märchenfilm Der Salzprinz greift das Motiv des kostbaren Stoffes Salz auf. Er zeigt auch, wie Gier und Machtgelüste Unglück bringen. Im Zentrum des Films steht eine verbotene Liebe, immer ein schönes Motiv.
Neben Traditionen ist der Aberglaube auch lokal verankert und damit als eingesprenkelte Anekdote in Regionalkrimis für Leser zugleich amüsant und spannend. Es gibt zahlreiche Bücher zu diesem Thema. Stöbern lohnt sich.