Im Frühjahr dieses Jahres schrieb eine britische Autorin, die ich sehr bewundere, in ihrem Blog, dass sie nichts mehr schreiben und veröffentlichen werde. Die Reaktionen bestanden aus Bitten, diesen Entschluss zu überdenken, und absoluter Zustimmung. Seitdem sind mehrere Monate vergangen. Die Autorin bloggt noch sporadisch, hat sich aber ansonsten an ihren Entschluss gehalten. Was mich über die vergangenen Monate, aber auch in der Zeit, ehe sie ihren Entschluss öffentlich gemacht hat, beschäftigt hat, war die Frage: Was sind Gründe, die einen Autor dazu bewegen können, nicht mehr zu schreiben und zu veröffentlichen?
Bereits früher hatte diese Autorin eine gewisse Müdigkeit angedeutet. In ihrem Blog schrieb sie von Schreibblockaden, aber bereits davor hatte sie in Kommentaren anderer Blogs von der Sinnlosigkeit des Veröffentlichens geschrieben. Und auch damals schon hatten ihr andere Autoren zugestimmt. Das Veröffentlichen eigener Texte ist sinnlos – gleichgültig ob über traditionelle Verlage oder im Self-Publishing.
Was aber ist der Sinn des Veröffentlichens? Wie definiert sich Erfolg? Es gibt bestimmt für alle Autoren eine Phase, in der sie mit dem großen internationalen Bestseller liebäugeln. Wenn ihr Buch diesen Status nicht erreicht, folgt eine Phase der Enttäuschung, und dann geht es weiter mit dem nächsten Buch und neuen Hoffnungen. Wie lange hält man das durch, wenn kaum Rückmeldungen erfolgen? Wenn das Buch in der Versenkung verschwindet, allen Bemühungen zum Trotz? Allen brillanten Rezensionen zum Trotz? So viele Autoren erleben diesen Zustand, aber nur relativ wenige äußern sich darüber. Gehen die anderen schweigend unter?
Die Gründe zu einer so gravierenden Entscheidung sind vielfältig und gehen weit über das hinaus, was öffentlich wird. Trotzdem stellt sich an Tiefpunkten nicht für Autoren die Frage: Mache ich weiter? Vielleicht sollten wir, lange ehe die Zweifel uns überwältigen, fragen, was uns bei der Stange hält. Warum schreiben wir, warum bringen wir unsere Texte an die Öffentlichkeit und was ermutigt uns weiterzumachen, auch wenn der kommerzielle Erfolg ausbleibt? Wenn wir uns über diese Punkte im Klaren sind, können wir in Krisenzeiten vielleicht besser durchhalten.