Einen Newsletter sollte man haben, sagen zahlreiche Experten. Viele von ihnen kommen aus dem Marketingbereich und verkaufen alles, nur keine Bücher. Und so scheinen die Ratschläge, wie man einen unschlagbar guten Newsletter schreibt und an die Leser bringt, an den Möglichkeiten und Bedürfnissen von Autoren vorbeizugehen. Gleichzeitig können selbst die Skeptiker unter uns nicht übersehen, dass ein Newsletter tatsächlich einen großen Leserkreis erreichen und bei der Stange halten kann. Es ist wieder einmal sinnvoll, einen Blick auf ungewöhnliche Vorbilder zu werfen und zu prüfen, ob deren Ideen Inspiration für eigene, autorengeeignete Newsletterlösungen sein können.
Im Januar berichtete Ansgar Warner auf e-book-news.de über einen Zeitungsnewsletter, der in Toronto zu einer täglichen Ergänzung der Zeitung wurde und sich immer größerer Beliebtheit bei Lesern und Inserenten erfreut. Unter dem Namen Twelve Thirty Six erhalten die 7000 Abonnenten um 12:36 Uhr einen Newsletter.
Der übliche Newsletter enthält einen Text, der das Interesse der Leser anfachen soll. Links führen weg vom Newsletter hin zur Webseite des Herausgebers oder zu Verkaufslinks. So ein Newsletter dient der Webseite als Zulieferer von Lesern. Twelve Thirty Six sieht sich als Informationslieferant mit Alleinstellungsmerkmal mit dem Schwerpunkt Toronto. Die Nachrichten sind von Journalisten verfasst und geben Lesern in der Mittagszeit einen Nachrichtenüberblick. Die Herausgeber halten ihr Modell für eine erfolgreichere und preiswertere Alternative zu bezahlten Nachrichten-Apps.
Die Frage in diesem Blog ist: Kann so eine „Newsletterzeitung“ von Autoren einen normalen Newsletter nicht nur ersetzen, sondern auch zu einer Einnahmequelle werden?
Ein täglich erscheinender Newsletter mit eigenem kuratierten Inhalt ist für einzelne Autoren kaum zu leisten. Vorstellbar wäre eine wöchentliche oder monatliche Newsletterzeitung, vielleicht von mehreren Autoren gemeinsam geschrieben. Je nach Zielgruppe – Autoren oder Leser – enthält der Newsletter Texte, die sonst nirgendwo erschienen sind und auch nicht erscheinen werden. Dafür greifen sie relevante und interessante Themen auf, keine Restprodukte der Blogs.
Ein Newsletter als Zeitung braucht also ein Team, das bereit ist, langfristig Zeit in die Texte zu investieren. Wenn es so einem Team gelingt, genügend Abonnenten zu finden, kann die Newsletterzeitung ein Erfolg werden.