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Viele der Betroffenen haben eine Schule besucht und auch einen Schulabschluss gemacht. Die Mehrzahl ist berufstätig, hat sogar den Führerschein. Die meisten sind eingebettet in ein Netzwerk von Helfern, die stillschweigend für sie amtliche Briefe beantworten, Informationen zusammenfassen, Arbeitsanweisungen erklären u.v.m. Aber nicht immer sind diese Helfer anwesend. Dann droht die Gefahr, lesen und schreiben zu müssen – und damit die Gefahr, sich selbst bloßzustellen. Viele Betroffene scheuen deshalb Situationen, in denen sie auf Fremde stoßen können.
Fahrpläne, Straßenschilder, Anzeigen in der Zeitung oder online bleiben unverständlich. Auf Fehler in Posts in sozialen Netzwerken folgt oft ein Schwall von Beleidigungen, die die Teilnahme an Diskussionen abwürgt. Spontane Aufforderungen, etwas kurz zu notieren oder etwas schnell zu lesen, drohen überall. Geschäfte mit ihren Hinweisschildern über den Regalen, entwickeln sich zu Labyrinthen voller Waren. Neue Orte oder Läden zu entdecken, wird viel zu riskant. Fragen zu stellen, birgt das Risiko einer Abfuhr.
Die Welt wird außerhalb des Helfernetzwerks als Bedrohung wahrgenommen. Sich dort zu bewegen, bedeutet Stress. Gleichzeitig nagt der Zweifel an den eigenen Fähigkeiten. Nicht-Lesen-Können untergräbt das Selbstbewusstsein, bis es unmöglich erscheint, jemals richtig Lesen zu lernen.
Wenn Sie mehr über die Level One-Studie lesen möchten, können Sie das im Presseheft der Universität Hamburg.