Zu Beginn eines Jahres gibt es immer zahlreiche Posts, die erklären, wie Sie Ihre Produktivität steigern können. Auch ich habe in den letzten Jahren beschrieben, wie Sie effektiv arbeiten können. In diesem Jahr geht es mir um Ihren Schlaf, denn auch der spielt eine wichtige Rolle für kreative Menschen – auch für die, die lieber nachts schöpferisch aktiv sind.
Schlafen und Aktivität – kein Widerspruch
Wenn wir schlafen, liegen wir zusammengerollt in unserem Bett und tun nichts. Weniger produktiv kann man gar nicht sein. Doch das ist nur die Außenansicht. In unserem Körper und besonders in unserem Gehirn laufen unendlich viele Prozesse ab, die für unsere Gesundheit notwendig sind. Diese Prozesse benötigen Zeit – genau die Zeit, in der wir schlafen.
Wenn wir weniger schlafen, steht unserem Körper weniger Zeit für diese Prozesse zur Verfügung. Langfristig kann sich das negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Kurzfristig merken wir, dass wir müde und angespannt sind.
Auch wenn es schick ist, müde zu sein und die Müdigkeit mit Kaffee zu bekämpfen, sollten Sie versuchen, regelmäßig mehr zu schlafen.
Schlafen und Produktivität – die Voraussetzungen schaffen
Wenn Sie wie ich am Wochenende länger schlafen als in der Woche, haben Sie wie ich ein Schlafdefizit. Es gelingt mir, während des Urlaubs, mein Schlafdefizit abzubauen. Im Alltag sammelt es sich jedoch an. Ich versuche, mehr zu schlafen, indem ich früher ins Bett gehe. Was mich überrascht ist, dass ich meistens sofort einschlafe, auch wenn ich mich noch beim Zähneputzen nicht müde gefühlt habe.
Übrigens können wir nur nach-schlafen und ein bestehendes Schlafdefizit abbauen. Es ist nicht möglich, auf Vorrat zu schlafen. Denken wir an die Prozesse in unserem Körper, ist das nachvollziehbar. Wir können beispielsweise keine Erlebnisse verarbeiten, die wir noch nicht hatten, oder verdauen, was wir noch nicht gegessen haben.
Zum Einschlafen müssen wir zur Ruhe kommen. Dazu gehört, dass wir uns beobachten und herausfinden, was uns auf das Schlafen einstimmt und beruhigt. Das ist individuell unterschiedlich, und nach meiner Erfahrung auch abhängig von dem, was wir am Tag machen. Lesen, Musik hören, schreiben, vielleicht ein kleiner Spaziergang können auf das Schlafen einstimmen.
Lesen Sie dazu auch die Schlaf-Artikel von Zeit-Online.
Schlafen und Träumen – echte Arbeit
Sitzen Sie manchmal stundenlang vor Ihrem Text und fragen sich, was genau Sie an einer Szene stört oder warum Sie unzufrieden mit Ihrem Protagonisten sind? Mir folgen meine Texte manchmal in den Schlaf. Ich sehe sie dann als Film, in immer neuen Varianten. Oft stehe ich am Morgen mit der Gewissheit auf, dass ich weiß, was ich ändern muss. Wenn ich dann anfange zu schreiben oder zu überarbeiten, ergibt sich eine Lösung wie von selbst. Etwas in mir hat gearbeitet, während ich geschlafen habe. In solchen Nächten war ich definitiv produktiv, auch wenn das tatsächliche Schreiben erst am nächsten Tag erfolgt.
Vielleicht ist Schlafen etwas, was man erst wirklich schätzen kann, wenn man älter wird. Jüngeren Menschen fällt es wahrscheinlich leichter, die Signale eines chronischen Schlafdefizits zu ignorieren und auf verschiedene Weise zu kompensieren. Solange man die Freiheit hat, das Schlafdefizit regelmäßig abzubauen, fällt es nicht so sehr auf. Kopfschmerzen am Samstag- oder Sonntagmorgen, auch ohne Alkoholgenuss in der Nacht, erinnern aber daran, dass etwas nicht im Gleichgewicht ist. Die Lösung sollte nicht sein, am Wochenende ebenso früh aufzustehen wie in der Woche. Vielmehr sollten die Schlafzeiten so angepasst werden, dass am Wochenende nichts oder nur wenig nachgeholt werden muss.