Ablenkung: der große Gegner

Ablenkung

Ablenkung ist vermutlich der größte Gegner, mit dem Autor*innen zu kämpfen haben. Dieser Gegner stört die Konzentration in hart erkämpfter Schreibzeit, sodass von sechzig Minuten nur dreißig oder sogar weniger zum Schreiben zur Verfügung stehen. Nur Organisation und Disziplin – und die Kooperation des restlichen Haushalts – können hier Abhilfe schaffen.

Ablenkung von außen

Ablenkung von außen umfasst alles, was außerhalb des direkten Schreibbereichs liegt. Da sind menschliche wie tierische Familienangehörige und Mitbewohner*innen, die Wünsche und Bedürfnisse haben, da sind die stummen Hausgenossen wie Möbel, Geschirrspüler, Waschmaschine und Fußboden.

Ja, ein Fußboden kann sehr beredt schweigen und dabei Staubflocken Richtung Schreibtisch bewegen. Waschmaschinen piepen nach Aufmerksamkeit heischend, Geschirrspüler öffnen sich schnarrend. Auch Topfblumen können laut knisternd in der Sommerluft stehen. Es ist erstaunlich, wie die eigentlich stummen und bewegungslosen Gegenstände im Haus die Konzentration stören können. Ihrem wortlosen Protest kann nur Planung entgegenwirken. Erfreulicherweise diskutieren sie nicht, wenn sie innerhalb eines Plans frühmorgens, spät abends oder immer nur am Dienstag um 16.45 Uhr Aufmerksamkeit erhalten. Ein Plan, der die Hauspflege auf die Woche verteilt (und dann auch eingehalten wird), hilft, den Kopf zu befreien. Es hilft auch, eine selektive Blind- und Taubheit zu entwickeln und manche Phänomene auszublenden.

Schwieriger sind die lebendigen Mitbewohner*innen. Klare Worte helfen auch hier. Wenn es eine Tür zum Schreibbereich gibt, sollte die geschlossen werden, sobald es am Schreibtisch ernst wird. Schreibzeit, nicht stören auf einem Plakat an der Tür kann helfen. Regeln absprechen ist auf lange Sicht wirksamer. Schreibzeiten müssen mitgeteilt werden. In der Schreibzeit sind Störungen nur in absoluten Notfällen erlaubt. Derartige Notfälle lassen sich mit Blut, Rauch, Feuer und Überschwemmung beschreiben. Wer sich nicht daran hält, bekommt die Konsequenzen zu spüren.

Störungen von innen

Ablenkung und Störungen von innen beginnen auf dem Schreibtisch und reichen bis in den Kopf des oder der Schreibenden.

Meldungen von Telefon, E-Mail und aus sozialen Netzwerken sollten abgestellt werden. Das Handy kann in einer Schublade verschwinden, bis die Schreibzeit vorbei ist.

Auf dem Schreibtisch sollten nach Möglichkeit nur die Materialien für das aktuelle Projekt liegen. Arbeitsphasen wie Recherche, Plotten, Schreiben und Überarbeiten sollten getrennt werden. Das Marketing erhält eigene Zeiten, in denen dann wiederum nicht geschrieben wird.

Während des Schreibens machen sich oft auch Selbstzweifel laut bemerkbar, oft verbunden mit Zweifeln am Erfolg des Texts und mit Vergleichen mit anderen Autor*innen. Die erste Version eines Texts darf nicht nur schlecht sein, sie ist es auch meistens. Erst in der Überarbeitung reift der Text langsam zu einem Text, der von der Öffentlichkeit gelesen werden kann. Vergleiche mit anderen, vorgeblich besseren und/oder erfolgreicheren Autor*innen kann man nicht gänzlich unterdrücken, aber in der Schreibphase in eine jetzt erst recht-Haltung umwandeln.

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