Im Sommer wollen wir frei sein, nur an schöne Dinge denken, uns gehen lassen. Aber ein Thema bleibt in diesem Jahr im Hintergrund: Angst – Schreiben in Zeiten von Corona/Covid-19. Die vergangenen Monate haben unser Leben verändert. Im wahrnehmbaren Bereich durch geschlossene Geschäfte, Restaurants und Schulen, durch das Wegbrechen der Kinderbetreuung und durch Meldungen über zahlreiche schwere Krankheitsverläufe. Aber auch im nicht von außen wahrnehmbaren Bereich durch eine veränderte Haltung zu Außenkontakten, durch Druck aufgrund der äußeren Veränderungen. Das alles hat Auswirkungen auf unser Schreiben.
Angst – Schreiben in Ungewissheit
Dieses Jahr hatte durch die Pandemie bedingte Phasen, die unsere Tagesgestaltung unterschiedlich beeinflussten. Im März wurde aus Meldungen in den Medien eine Bedrohung, die zu Schließungen in fast allen Lebensbereichen führte. Autor*innen saßen plötzlich zu Hause, im oft ungewohnten Home-Office, dafür aber mit Kindern. Keine Buchmesse in Leipzig, keine kleineren Buch-Events. Lesungen vielleicht noch online.
Statistiken und reißerische Überschriften, selbst in Medien mit sonst gutem Ruf, trugen ein übriges zur Verunsicherung bei und steigerten die Hysterie. Kann man mit Angst im Hintergrund schreiben, wenn gleichzeitig die Kinder im Home-Schooling betreut werden?
Die Antworten fielen sehr individuell aus. Angst – Schreiben mit der Angst war für viele eine Herausforderung, der sie sich nicht gewachsen fühlten. Wer vorher schon zu depressiven Verstimmungen neigte, geriet in diesen Wochen in eine Abwärtsspirale. Schreiben war nicht möglich, und wenn, dann entstanden düstere Szenen, die die Angst noch verstärkten.
Andere Autor*innen waren zwar besorgt und hatten zugleich mehr zu organisieren, als ihnen lieb war, empfanden das Schreiben jedoch als Flucht in weite und belebte Räume, die in der Realität verschlossen waren.
Angst – Was ist aus ihr geworden?
Im warmen Sommer träumen wir alle von Freiheit. Das Leben soll leicht sein. Doch die Angst bleibt und wird durch Medienmeldungen immer wieder neu angefacht. Sie nagt im Hintergrund und nimmt vielen die Leichtigkeit, die der Sommer eigentlich haben sollte. Der Blick geht in den Herbst, die Diskussion um die zweite Welle, wie immer sie aussehen mag, lässt den Sommer, das Eis und die Blumen manchmal vergessen.
Schreiben mit der Perspektive, erneut eingesperrt, gar weggeschlossen zu werden, belastet einige Autor*innen. Andere hoffen, dass alles vorbei ist, dass sie genießen dürfen. Andere blicken misstrauisch auf die Medien, deren Berichterstattung sie noch weniger vertrauen als vorher. Schreiben bleibt ein Ausweg, eine Befreiung, für viele die Rettung vor einer von Zweifeln belasteten Realität. Wenn die Angst das Schreiben weiter verhindert, vertieft sich die Depression. So wird die Angst wohl noch weiter Einfluss auf das Schreiben nehmen.