Jedes Buch enthält mit mindestens einem Versprechen an die Leser*innen. Es ist schlicht ein Zeichen von Respekt, wenn das Versprochene auch geliefert wird. Worin können die Versprechen bestehen und wie können wir sie umsetzen?
Versprechen des Genres halten
Das Genre eines Buches ist das größte, wenngleich allgemeinste Versprechen. Krimis brauchen ein Verbrechen, Liebesgeschichten Liebe, Komödien Leichtigkeit und Spaß. Selbstverständlich dürfen ein Krimi heiter sein und ein Thriller eine Liebesgeschichte enthalten, aber diese Elemente können nicht im Vordergrund stehen. Ansonsten stößt die Leser*innen das Abweichen vom Versprochenen vor den Kopf.
Beziehungen entwickeln
Jeder Charakter hat Beziehungen, andernfalls ist es schwierig, den Charakter glaubhaft als menschliches Wesen darzustellen. Einige Beziehungen dienen in erster Linie dazu, Facetten des Charakters herauszuarbeiten. Das kann die pflegebedürftige Großmutter des Diamantendiebs oder der neugierige Nachbar der Meisterspionin sein. Solche Beziehungen bleiben statisch. Sie verändern sich nicht im Zuge der Handlung, gleichgültig in welche Situationen der Charakter gerät und wie er sich verändert.
Verändert sich die Beziehung zwischen zwei Charakteren, liegt das an Veränderungen des Hauptcharakters. Diese Veränderungen wirken sich auf die Beziehungen aus, deren Stabilität sich auflöst und die erst mit dem Abschluss der Veränderung des Charakters in neuer Form wieder stabil werden.
Der Spiegel von Anfang und Ende
Alles, was beginnt, braucht ein Ende. Beginnt das Buch als Liebesgeschichte, muss es als Liebesgeschichte enden. Fängt es als Psychothriller an, muss es als Psychothriller aufhören. Diese Spiegel von Anfang und Ende sind ebenfalls Versprechen an die Leser*innen.
Bücher dürfen mehrere Anfänge haben, aber alles, was anfängt, muss zu Ende geführt werden. Durch den Psychothriller darf sich eine Liebesgeschichte ziehen, doch die Liebesbeziehung muss zu einem Ende, gut oder schlecht, erzählt werden, ehe der Psychothriller sein eigenes Ende findet. So können, in kleinen Klammern erzählt, verschiedene Erzählstränge das Buch bereichern, solange jede Klammer ihr eigenes Ende hat und die große Klammer des ganzen Buches sich zuletzt schließt.