Wer schreibt, hat oft zwiespältige Gefühle, wenn es um das Interesse der Mitmenschen an den entstehenden Texten geht. Natürlich gibt es den Wunsch, wahrgenommen zu werden. Aber dem steht die klamme Panik gegenüber, dass die netten Menschen weitere Informationen verlangen könnten. Am schlimmsten ist dabei die Frage, worüber der noch ungeformte Text sei.
Die Angst vor dem Worüber
Die Ursache der Angst vor der Frage nach dem Worüber rührt zu einem beträchtlichen Teil von der Unsicherheit, wohin sich ein Text entwickelt. Es gibt sicherlich Autor*innen, die ihre Bücher so durchgeplant haben, dass sie im Prinzip ein Protokoll ihrer Planung schreiben. Diese glücklichen Menschen können auf eine Frage, um was es in dem neuen Buch geht, eine klare Antwort formulieren. Die meisten anderen Autor*innen planen weniger detailliert bis gar nicht. Sie geraten durch gut gemeinte Nachfragen in Panik, weil ihr organisch wachsender Text ihnen noch gar nicht mitgeteilt hat, was das Thema ist.
Das ist jetzt natürlich überspitzt formuliert. Selbst wenn die Vorbereitung des Schreibens als eher unwichtiger Schritt empfunden wird, existiert normalerweise ein Ziel. Dieses Ziel ist nur leider so unklar, dass es unter dem Druck der Frage sofort verschwimmt.
Die Angst überwinden
Die Angst vor der Nachfrage kann nur durch ein paar ungeliebte Planungsschritte und Selbstbeobachtung überwunden werden. Es schadet nicht, sich selbst gelegentlich zu fragen, um was es in dem Buch geht, wer handelt und warum. Dabei ist es egal, ob die erste Antwort bestehen bleibt oder sich im Laufe der Zeit ändert. Erstens erinnern sich die freundlich nachfragenden Menschen meistens gar nicht an die Antwort von vor fünf Monaten. Und zweitens neigt die Antwort dazu, sich zu stabilisieren, je weiter die Arbeit am Buch voranschreitet.
Eine über lange Zeit ständig wechselnde Antwort ist übrigens ein Warnsignal. Dann ist der unsichtbare Kompass, dem Autor*innen, die nicht aufwändig planen, folgen, verloren gegangen. Die Folgen für das Buch (und die Sicherheit im Umgang mit Nachfragen) sind immer negativ.
Da es spätestens, wenn eine Veröffentlichung ins Auge gefasst wird, nötig ist, die Frage nach dem Worüber kurz und prägnant zu formulieren, schadet es nicht, die Antworten zu notieren. Sie sind eine unschätzbare Formulierungshilfe, wenn das Buch für Testleser*innen, einen Verlag oder für Leser*innen zusammengefasst werden soll.
Jeder ist natürlich anders. Aber Schreiben ist ein krativer Prozess . Deshalb ist es aus meiner Sicht eher hinderlich, wenn beim Beginn oder während des Schreibens bereits zu viele Dtails innerlich festgelegt sind. Eine Grundidee sollte natürlich immer da sein. Z.B. bei dem Buch, an dem ich zur Zeit arbeite, war die Grundvorstellung es soll sein. 1. ein spannender Krimi, 2. eine Art Romeo und Julia Geschichte vor dem Hintregrund von Rassenkonfllkten in den USA 3. Gedanken über die Bedeutung von Mythen und mystischem Wissen nativer Völker sollten eingearbeitet sein.
Die Details ergeben sich – bei mir – dann während des Schreibens.