Sprachliche Bilder machen Texte interessanter und oft auch verständlicher. Sie sind wie ein Gewürz, sollten also mit Bedacht und vor allem korrekt verwendet werden. Andernfalls werfen sie ungewollte Fragen auf und stören den Lesefluss.
Wie wirken sprachliche Bilder?
Sprachliche Bilder sind ein Stilmittel, das im Kopf der Leser*innen aus Worten ein Bild erschaffen soll. Bei Metaphern werden Wörter aus verschiedenen Bereichen über ein gemeinsames Merkmal verbunden, bei Vergleichen werden Wörter aus verschiedenen Bereichen durch ein wie verbunden und bei Personifikationen erhalten Gegenstände, Tiere oder abstrakte Begriffe menschliche Eigenschaften.
Wichtig für das Verständnis dieser aus Worten geschaffenen Bilder ist eine gemeinsame Verstehensgrundlagen von Autor*in und Leser*in. Das Wort Gedankenblitz kann ich nur verstehen, wenn ich weiß, dass ein Blitz ein unerwartet auftretendes, kurzes helles Licht ist. Ist die gemeinsame Verstehensgrundlage nicht gegeben, ergibt die betreffende Textstelle keinen Sinn. Aus diesem Grunde ist es wichtig, genau zu überlegen, für welche Personen ich schreibe und wie gut diese Personen wahrscheinlich mein sprachliches Bild nachvollziehen können. Bildung, Wortschatz und kulturelles Wissen sind dabei wichtige Faktoren. Ein Wie-Vergleich ist leichter nachvollziehbar als eine Metapher oder eine Personifikation.
Weil die gemeinsame Verstehensgrundlage von so großer Bedeutung für das Textverstehen ist, sollte also immer Wert auf eine genaue Auswahl der sprachlichen Bilder gelegt werden.
Wie sollte ich sie (nicht) verwenden?
Wenn wir schreiben, müssen wir bedenken, dass viele Wörter ursprünglich sprachliche Bilder waren. Ein Beispiel ist der Bereich der Bewegungen von Wasser: strömen, fließen, tröpfeln. Die ursprüngliche Bedeutung wurde auf andere Bereiche übertragen: Der Verkehr auf der Straße fließt, die Teilnehmer eines Kurses tröpfeln in den Unterricht, die Fans strömen zu einem Konzert. Wir verbinden mit diesen Wörtern eine bestimmte Art der Bewegung des Wassers und übertragen diese Bewegung auf die Fans, die Fahrzeuge oder die Kursteilnehmer. Ein Satz wie Die Besucher fließen in das Stadion verwirrt, weil die Bewegung einer großen Menschenmenge nicht an einen schnell fließenden Bach, dafür aber an einen kraftvollen großen Fluss erinnert.
Der NDR meldete auf seiner Sportseite am 12.08.2022:
Mit Lobeshymnen auf junge Spieler sind sie beim FC Bayern München eher vorsichtig. Zu groß kann die Fallhöhe sein, wenn die Jungstars zu früh in den Himmel gehoben werden. Bei Jamal Musiala den Ball flach zu halten, brachten die Verantwortlichen des Rekordmeisters nach dessen Gala-Auftritten im Supercup gegen Leipzig und beim Saisonauftakt in Frankfurt aber nicht fertig.
Lobeshymnen waren ursprünglich Lobgesänge an Götter. In diesem Kontext passt das Wort Fußballgott, das vor einigen Jahren häufiger zu lesen war.
Den Ball flachhalten stammt aus der Fußballsprache. Wird der Ball am Boden gespielt, ist er leichter zu kontrollieren. Im übertragenen Sinne bedeutet der Ausdruck sich beherrschen oder kein Risiko eingehen.
Auch die Wörter Fallhöhe, Jungstars oder Gala-Auftritt sind sprachliche Bilder. Das kleine Zitat strotzt also von Bildern. Jedes für sich stärkt das Verstehen, in dieser Füller überladen sie den Text und beeinträchtigen das Verstehen.