Als in den 1980er Jahren der Walkman meinen Heimatort erreichte, hätte ich so gerne auch einen bekommen. Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn ich mit Musik im Hintergrund durch die Welt (Dorf, Wiesen, Felder) ginge — ganz so wie die Figuren in einem Film. Ich hätte einen Soundtrack für mein Leben zusammenkopieren können. Viele Jahre später entdeckte ich, dass Musik beim Schreiben hilfreich sein kann, und zwar auf ganz unterschiedliche Weise.
Musik beim Schreiben — Soundtrack für das Buch
Die meisten Menschen assoziieren Musik mit Filmen, nicht aber mit Büchern. Allenfalls beim Lesen möchten sie eine musikalische Untermalung. Ein Blick in die sozialen Medien, wo sie Autor*innen austauschen, zeigt aber, dass viele Musik auch in den verschiedenen Phasen eines Schreibprojekts einsetzen, um den Prozess des Schreibens zu unterstützen.
Ein Lied für einen Charakter
Charakteren werden Lieder zugeordnet, sei es wegen der Musik oder wegen der Texte. Diese Lieder erinnern an die Haltung eines Charakters oder an seine Stimmung.
Lieder für Szenen
Wie in einem Film können Lieder Szenen zugeordnet werden. Hier geht es weniger um den Fokus, als um eine Hilfe, während des Schreibens emotional so nah wie möglich an die Charaktere zu kommen.
Soundtrack und Umgebung
Musik kann auch ganz einfach helfen, die Umgebung auszublenden und eine für das Schreiben angenehme Stimmung zu schaffen. Diese Schreibstimmung kann unabhängig vom aktuellen Text sein. Musik überdeckt viele Geräusche. Straßenverkehr, Laubbläser und Rasenmäher fallen weniger auf. Auch Mitmenschen können unabsichtlich (und halb absichtlich) stören. Mit Musik auf den Ohren mischen sich Kinderstimmen, die der eigenen und der Kinder vom Spielplatz, und andere Lebensäußerungen der Umwelt weniger schrill mit den Gedanken beim Schreiben.
Musik wirkt sich auch auf die Stimmung der Schreibenden aus. Sie kann beruhigen oder anregen, das Gefühl der freien Großstadt, des weiten Landes oder klaustrophobischen Enge wecken, passend zum Text.