Weibliche Charaktere haben sich in den letzten zweihundert Jahren verändert, zumindest an der Oberfläche. Aber es gibt immer wieder langweilige Frauen, die nicht als Persönlichkeiten durch ihre Bücher schreiten, sondern Zwecke erfüllen. Ein Zweck ist, unterstelle ich, Leserinnen zu zeigen, wie sie „richtige“ Frauen werden können. Und das liest sich so langweilig, wie es für die Charaktere werden könnte, wären sie reale Frauen.
Die Vorstellungen von „richtigen“ Frauen
Die „richtigen“ Frauen, so schimmert es in Büchern und Filmen immer noch durch, sind die, die sich quasi bekehren lassen. Sie sagen, sie wollen keinen Mann, sie ignorieren offenbar die Existenz von Männern, sie kleiden sich, als wollten sie nur ihr Bedürfnis nach Wärme und Komfort stillen. Aber die anderen Charaktere nehmen sie nur bedingt ernst, weder als „Frau“ noch als Expertin in ihrem Beruf. Denn es fehlt etwas. Selbst der erfolgreichen Geschäftsfrau, Wissenschaftlerin oder Politikerin. Und das wird im Laufe des Buchs, des Films oder der Serie korrigiert.
Irgendwann taucht ein männlicher Charakter auf, und dann, über einige Missverständnisse, endet der weibliche Charakter in einer Position, die sich erstaunlich traditionell liest, bzw. ansieht. Es gibt auch Charaktere, die nur halb gerettet werden, aber die Rettung besteht immer auch in der Übernahme von akzeptierten weiblichen Kleidungsstilen und Interesse an Kosmetik — wohlgemerkt nicht, weil es für den Charakter interessant oder angenehm ist, sondern weil sie nur so Anerkennung findet. So werden immer noch hässliche Entlein zum Schwan und Aschenputtels zur Prinzessin.
Langweilige Frauen und interessante Charaktere
Langweilige Frauen sind weibliche Charaktere, die oft vielversprechend und unabhängig anfangen und sich dann in einer mehr oder weniger weiten Kurve freiwillig in traditionelle Rollen bewegen. Das sind auch die weiblichen Charaktere, die, wenn sie Karriere machen, dies in einem Büro (sauber und mit Kleidungsregeln) tun, wo sie mit Make-up und Aktentasche in die schöneren Männer verwandeln. Sie bekommen das, was das Beste aus zwei Welten gilt: eigenes Geld und schöne Kleidung. Und dann endet die Entwicklung.
Das ist schade, nicht nur wegen der Anpassung. Diese Charaktere könnten die Brüche dieser scheinbar heilen traditionellen Welten aufdecken. Sie könnten andere Kämpfe zeigen als die der traditionellen „Männer“, sie könnten neue Möglichkeiten entdecken, auch für die „Männer“. Das wäre interessant.