Der Umgang mit Autoren und Autorinnen kann heikel sein. Es gibt nämlich so einige Dinge, die man Schreibenden nie sagen und sie nie fragen sollte. Jedenfalls nicht, wenn man eine höfliche Antwort erhalten möchte. Was sind also diese, nicht immer, gut gemeinten Fragen?
Tipps zum Umgang mit Autoren und Autorinnen
Für nicht-Schreibende klingt es vielleicht überraschend: Wer schreibt, hat viel Stress, arbeitet hart und hoch konzentriert, und ist deshalb manchmal etwas dünnhäutig. Besonders, wenn sie die Fragen und Kommentare als Kritik oder ungebetenen Rat interpretieren.
Da sind diese Fragen, die definitiv nach Kritik klingen:
- „Schreibst du noch?“ klingt wie: Machst du inzwischen etwas Vernünftiges?
- „Wann ist dein Buch fertig?“ lässt sich übersetzen in: Du hast schon verdammt viel Zeit in dieses sinnlose Projekt investiert.
- „Wie viele Bücher hast du verkauft?“ und „Was hast du an deinem letzten Buch verdient?“ treffen eine empfindliche Stelle. Die Antwort ist in den meisten Fällen „Zu wenig“, was niemand sagen möchte.
- „Warum warst du noch nicht bei [literarische Sendung der Wahl]?“ erinnert daran, dass nur ganz wenig Schreibende, in die reiche Verlage viel Geld investieren, zu solchen Sendungen eingeladen werden.
Andere Fragen sind oft gut gemeint und sollen Interesse demonstrieren. Leider sind die passenden Antworten oft zu aufwändig und werden deshalb in einsilbige umgewandelt.
- „Hast du das alles selbst erlebt?“ ist ein Klassiker. Dabei ist es oft offensichtlich, dass der oder die Schreibende nicht durch den Weltraum gereist ist und auch nicht bei einem Flugzeugabsturz schwer verletzt wurde.
- „Bin ich ein Charakter in deinem Buch?“ deutet entweder auf Misstrauen oder Hoffnung hin. Dass es eventuell ein Aspekt der Persönlichkeit oder des Erscheinungsbilds in einen Charakter geschafft hat und dass dieser Charakter aus zahlreichen Aspekten von vielen realen Personen basiert, ist nicht so leicht zu vermitteln.
- „Kann ich ein Charakter in deinem neuen Buch sein?“ zeigt, wie wenig diese Person von der Entstehung von Charakteren weiß. Wüsste sie es, wollte sie vermutlich gar nicht in einem Buch auftauchen.
Auch wenn Schreibende sich grundsätzlich über Interesse an ihrer Arbeit freuen, ziehen viele es vor, eher unbeachtet zu arbeiten.
Wobei sollte ich auch noch vorsichtig sein?
Freundliches Interesse hin oder her — manchmal ist dieses Interesse übergriffig.
- „Ich habe einen Fehler in deinem Buch gefunden!“ lässt vermuten, dass diese Person nicht nur nie Fehler macht, sondern auch nicht verstehen will/kann, dass nie alle Fehler entdeckt werden können oder es sich vielleicht gar nicht um einen Fehler handelt!
- „Kann ich dein Buch lesen?“ heißt immer, dass die Person das Buch geschenkt bekommen möchte.
- „Ich würde auch gerne ein Buch schreiben. Kannst du mir Tipps geben?“ ist so schwierig zu beantworten. Eine Option wäre: Ja, ich könnte dir Tipps geben, aber hast du schon einmal etwas geschrieben oder pflegst du einen Traum, von dem du selbst nicht glaubst, dass du Schritte unternehmen willst, ihn umzusetzen?
Das Problem mit diesen und ähnlichen Fragen ist, dass sie gezielt oder zufällig empfindliche Stellen bei Schreibenden anstoßen. Und Schreibende können sehr empfindlich sein. Sie haben hohe Ansprüche an sich, von denen sie wissen, dass sie ihnen kaum gerecht werden können. Selbst erfolgreiche Autor*innen leiden unter ihren Ansprüchen an sich selbst. Von daher sollten nicht-Schreibende sehr vorsichtig mit Schreibenden umgehen.