Als Backlist bezeichnet man die Bücher eines Autors, die nicht länger aktuell sind. Oft werden Bücher der Backlist nicht mehr nachgedruckt, weil der Verlag sich keine Gewinne mehr von diesen Büchern verspricht. Wer als Leser ein Buch aus der Backlist sucht, etwa weil man den Autor gerade erst für sich entdeckt hat, ist dann auf Antiquariate angewiesen.
Befreite Backlist am Beispiel „Closed Circle Publications“
Die amerikanischen Science Fiction-Autorinnen Lynn Abbey, C. J. Cherryh und Jane Fancher hatten eine Backlist mit Veröffentlichungen aus mehreren Jahrzehnten. Viele dieser Bücher wurden längst nicht mehr aufgelegt. Das bedeutete Einschnitte bei den Tantiemen für die Autorinnen und beschränkte Möglickeiten für die Leser.
With that many books involved, you can imagine the sad state of our backlist. Add to that the increasingly conservative New York publishers and their less than sterling attempts in the ebook realm and we just decided to take our creative future into our own hands.
(aus dem „Welcome„- Post)
So entschieden sich die drei für einen neuen und, wie ich finde, beispielhaften Weg. Sie bemühten sich um die Rechte an ihren Büchern und bereiteten diese auf die Veröffentlichung als E-Books vor. Dazu gründeten sie mit Closed Circle Publishing eine Plattform, auf der sie nun ihre alten neuen E-Books sowie einige Printausgaben vertreiben. Auch kostenlose E-Books gibt es dort.
Was können Autoren daraus lernen?
Die viel und oft beklagte Abhängigkeit von den Verlagen und ihrer Veröffentlichungspolitik hält viele Autoren auch in Deutschland gefangen. Ältere Titel werden nicht mehr aufgelegt, und das Phänomen E-Book scheint für viele Verlage eher eine Bedrohung als eine Möglichkeit zum erschließen neuer Geschäftswege zu sein. Zwar hört man gelegentlich die Mahnung, man solle prüfen, ob man bei seinen Autoren auch die Rechte an E-Books besitzt und diese gegebenenfalls schnell einholen, die Autoren profitieren davon bislang nicht.
Es sollten sich gerade in Deutschland Autoren gut überlegen, ob sie und ihre Backlist, wenn schon nicht ihre aktuellen Werke, gut mit den bestehenden Verlagsstrukturen fahren. In Deutschland besteht zu oft noch das Bild des genialen Geistes, der sich im doppelten Sinne rein dem Schaffen hingibt. Das „schmutzige“ Geschäft, das geschaffene Werk in einen Lebensunterhalt umzuwandeln, scheut der Kreative in seinem Elfenbeinturm.
Nie war es einfacher, das eigene kreative Werk selbst auf den Markt zu bringen. Und so schmutzig sind E-Books nicht, sind sie doch so körperlos wie die ersonnene Geschichte im Kopf des Autors. Aber beides zusammen ergibt ein Produkt, das man verkaufen kann, gegen Geld. Und eine als E-Books verfügbare Backlist ist der Grundstock des Einkommens.
Gibt es einen triftigen Grund, warum Autoren nicht frei über die Rechte an ihrer Leistung und deren Vermarktung entscheiden sollten?