Wir leben in einem Land, in dem Berufswege vorgeschrieben sind. Lange funktionierte der Werdegang vieler Menschen nach dem Schema Schule X → Ausbildung Y → Beruf Y → Karriere als Y. Wer in dieses Schema nicht hineinpasste, wurde schief angesehen.
Künstler werden oft schief angesehen. Es gibt Kunsthochschulen und Konservatorien, wo begabte Bewerber auch ohne Abitur Aufnahme finden können. Schriftsteller und Autoren finden nur wenige staatliche Ausbildungsorte. Die wenigen, die existieren, habe ich in einem Post vorgestellt.
Darf ich nur schreiben, wenn ich das Schreiben studiert habe – notfalls in den USA?
Vor dem Schreiben sind die Geschichten
Jeder Mensch ist frei zu schreiben. Jeder Mensch kann das Geschriebene veröffentlichen, in einem traditionellen Verlag oder im Self-Publishing. Um so weit zu kommen, muss das Schreiben jedoch gelernt und geübt werden. Diesen Einstieg zu finden, fällt vielen Schreibwilligen schwer.
Die ersten Schreibversuche haben oft nicht schriftliche Vorläufer. Man erfindet Geschichten, für andere, als Spiel mit anderen, für sich selbst. Wie das geschieht, ist unterschiedlich, ebenso die Anlässe. Für mich ist Schreiben eine Form der Kommunikation. Das Erfinden und Austauschen von Geschichten ist viel spontanere und unmittelbarere Kommunikation als Schreiben. Kommt es zum Rückzug aus der direkten Beziehung zum Ideengeber und Zuhörer, zeigt das vermutlich zweierlei:
- die Ideen werden komplexer,
- die Angst vor Kritik wächst.
Wenn wir diese Angst behalten oder nicht wenigstens lernen, mit ihr umzugehen, können wir nicht schreiben.
Als kleines Kind habe ich beispielsweise mit meiner Mutter Geschichten in Dialogform entwickelt. Die Charaktere stammten aus einer Fernsehserie. Ich fragte: „Was sagte der dicke Hoss, als …“ Es folgte eine ausführliche Beschreibung einer Situation. Meine Mutter musste dann den dicken Hoss sprechen und ich habe weitererzählt, was andere Personen machten. Das ging über Jahre. In dieser Zeit war es mir egal, wenn andere Menschen diese Geschichten hörten.
Irgendwann habe ich die Geschichten, die eine Freundin und ich gespielt hatten, aufgeschrieben und weitergesponnen. In einem Karton auf dem Dachboden existieren diese Kladden noch, aber ich habe sie nie wieder gelesen. Auch sonst hat sie niemand gelesen. Wahrscheinlich habe ich damals schon gespürt, dass diese Texte in vieler Hinsicht nicht für die Augen anderer taugten.
Einen Text „fertig“ schreiben
Es dauerte noch einige Jahre, bis ich den ersten Text zu Ende geschrieben hatte. Dieses „Zu Ende Schreiben“ ist ein wichtiger Schritt. Wäre es keine Auftragsarbeit gewesen, hätte ich weder diesen Text geschrieben noch hätte ich mich wahrscheinlich gezwungen, bewusst auf ein Ende hinzuarbeiten. Aber in der Oberstufe sollten wir im Literaturkurs einen Kitschroman als Gruppenarbeit schreiben. Die übrigen Gruppenmitglieder gaben mir freie Hand und bezahlten den Einsatz mit Schokolade.
Es ist eine Sache, vor sich hin zu schreiben. Selbst, wenn man sich selbst sagt, „Ich schreibe ein Buch“, produziert man lediglich eine Aneinanderreihung von Szenen. Jede Szene für sich genommen mag gut und ausbaufähig sein, es entsteht jedoch kein Ganzes. Kein Spannungsbogen lässt sich ausmachen, was niemanden überraschen sollte, den Schreibenden jedoch tief verunsichert. Es benötigt einen enormen Lernschritt zu erkennen, dass ich zu Beginn eines „Buches“ eine genauere Vorstellung über das Ende benötige als „dann fallen sie sich in die Arme und alles ist gut“.
Ein Buch ohne Anführungsstriche hat dagegen einen roten Faden. Der kann quer durch ein ganzes rotes Knäuel verlaufen, führt jedoch zielsicher zu einem erkennbaren Ende. Dazu gehört ein Mindestmaß an Planung und ein klein wenig Druck. (Ohne Ende, keine Schokolade)
Was vom Schreiben abhält
Für die meisten Menschen ist Schreiben lange Zeit etwas, das in ihrem Leben erst als Zweites, Drittes oder Fünfundzwanzigstes kommt. Die meisten Verpflichtungen gelten als wichtiger als „dein Geschreibe“.
Wenn Sie in sich den Wunsch spüren zu schreiben, in Ihrem Leben jedoch zahlreiche äußere Umstände die Umsetzung Ihres Wunsches verhindern, sollten Sie einmal genau hinsehen:
- Welche Umstände können Sie nicht beeinflussen? Dazu können Ihre Arbeitszeiten zählen. Aber bei vielen Terminen außerhalb der Arbeit sollten Sie radikal ehrlich sein.
- Welche Umstände können Sie doch beeinflussen? Sie sind verantwortlich für die Planung Ihrer Zeit. Sie entscheiden, welche Verpflichtungen Sie übernehmen möchten. Zum schreiben brauchen Sie Zeit. Nehmen Sie sich diese Zeit und tragen Sie diese Zeit in Ihrem Terminkalender ein.
Wie haben Ihre ersten Schreibversuche ausgesehen? Wie richten Sie es ein, dass Sie Zeit zum Schreiben haben? Schreiben Sie einen Kommentar.
Hallo, mein erstes Buch – ein Sachbuch über die Programmierung eines BlackBerry habe ich bereits veröffentlicht. Nun möchte ich meine Geschichte wie och es bis jetzt hier in dem Leben gebracht habe vorstellen und weiß nicht ob ich einen Blog oder ein Skript schreiben soll. Dann die Frage nach dem Verlag und Kritik sind im Moment meine Hürden vor denen ich stehe und mich Frage ob ich sie nehmen soll…
Über die Form der Veröffentlichung sollten Sie sich zunächst nicht den Kopf zerbrechen. Wichtig ist es, überhaupt ein Konzept zu entwickeln und mit dem Schreiben zu beginnen. Dabei kann ein Blog hilfreich sein, doch das ist immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. Das Feedback zu Blogbeiträgen kann jedenfalls helfen, Gedanken auszuarbeiten oder zu erkennen, wo Leserinteressen liegen.