Als Leser wissen wir, dass die Handlung eines Buchs uns mitreißen und an unbekannte, ungedachte Orte entführen kann.
Sind wir die Leser, begeistern uns solche Bücher. Was aber bedeutet eine fesselnde Handlung für uns während des Schreibens? Was verlangt eine fesselnde Szene uns ab? Müssen wir eine Schmerzgrenze überschreiten, uns aus der Wohlfühlzone herausbegeben?
Spannung für den Leser
Für den Leser entsteht Spannung, wenn die Handlung durch aufgeworfene Fragen, deren Antwort er sucht, Atmosphäre, und emotional aufreibende Ereignisse und erhöhtes Tempo zum Weiterlesen zu zwingen scheint. Das Lesetempo beschleunigt sich. Es wird unmöglich, dass Buch aus der Hand zu legen.
Eine fesselnde Handlung, wobei ich dieses Adjektiv nicht mag, weckt beim Lesen Emotionen, die als stark und ungewöhnlich wahrgenommen werden. Dabei spielt es eine Rolle, wie stark die Abweichung vom Gewohnten ist oder empfunden wird.
Der blutende Autor windet sich
Autoren schreiben aus verschiedenen Gründen. Wir alle sind bestrebt, unseren Lesern ein gutes Buch vorzulegen. Gut im allgemeinen Verständnis heißt, kompetent nach den Regeln des Genres geschrieben, so dass die Erwartungen der Leser erfüllt werden. Doch erfüllte Erwartungen sind nicht wirklich mitreißend. Sie stimmen den Leser vielleicht zufrieden. Mehr können sie nicht bewirken.
Um mitreißend schreiben zu können, ist es notwendig, eine innere Schwelle zu überwinden. Das mag die Wohlfühlzone sein oder die Schmerzgrenze, jedenfalls ist es notwendig, beim Schreiben Risiken einzugehen.
Risiken beim Schreiben gibt es aus Sicht von Autoren zahlreiche. Die Leser, Agenten, Verlage könnten sich vor den Kopf gestoßen fühlen, enttäuscht oder schockiert sein. Vielleicht ist es uns auch unangenehm, in Worte zu fassen, was uns durch den Kopf geht.
In solchen Situationen sitzen wir mit hochroten Wangen vor unserem Manuskript und wagen uns nicht an den Kern des Problems heran. Wir winden uns und zaudern und suchen nach Gründen, weshalb wir nicht so explizit schreiben können, wie wir eigentlich wollen.
Die Wohlfühlzone verlassen
Ein ungewöhnliches Buch kann nur schreiben, wer über den eigenen Schatten springt und das sichere Altbekannte hinter sich lässt. Das bedeutet auch, unangenehme Entscheidungen zu treffen wie populäre Charaktere leiden oder sterben zu lassen. Das bedeutet, unschöne Wahrheiten auszusprechen. Das bedeutet, die Leser, und sich selbst, mit Unerwartetem zu konfrontieren.
Das bedeutet auch, zu einem umstrittenen Buch zu stehen.
Wer seine Schmerzgrenze überschreitet und seine Wohlfühlzone verlässt, lernt als Autor neue Möglichkeiten kennen. Diese Chance sollte man sich nicht nehmen (lassen), auch wenn die Vorstellung zunächst unangenehm sein mag. Wie sich das Verlassen der Wohlfühlzone positiv im Geschäftsleben auswirken kann, zeigt dieser an Startup-Unternehmer gerichtete Artikel von Benjamin Paul bei digitalbetrieb.de.