Oft nicken meine Gesprächspartner zu meiner Antwort auf ihre Frage, was ich denn jetzt beruflich mache. Sie sagen: „Ja, eines Tages schreibe ich vielleicht auch mal ein Buch.“ Manchmal haben sie konkrete Pläne: „Ich weiß so viel über Thema X. Das möchte ich gerne mitteilen. Wenn ich da und da wohne und dies und das eintritt, dann schreibe ich ein Buch.“
Die Zeit vergeht, sie ziehen nach da und da, dies und das tritt ein. Ein Buch schreiben sie nicht. Ihr Spezialwissen bleibt allein bei ihnen.
Auf die Frage „Aber wolltest du nicht …?“ kommt dann meist eine Variation von „Ach, dann hatte ich doch keine Zeit. Und außerdem weiß ich irgendwie nicht, wie man so ein Sachbuch richtig schreibt.“
Sachbücher – Materialsammlung und Gliederung
Es gibt sicher Aufgaben, für die nur ein einziger richtiger Lösungsweg existiert. Die meisten Aufgaben lassen jedoch mehrere und außerdem sehr unterschiedliche Lösungen zu. Leider vergessen wir das oftmals, weil uns von den Eltern und in der Schule eingeschärft wurde, uns immer an den gelernten Lösungsweg zu halten. Sonst gibt es Punktabzug.
Informationen sammeln
Die Bücher, die dem in der Schule vermittelten Aufbau von Texten am meisten entsprechen, sind Sachtexte. Nehmen wir an, Sie möchten ein Buch über den Vampirglauben in ihrem Heimatort schreiben. Zu diesem Zweck haben Sie Bücher über Vampirglauben allgemein und über Sagengestalten in Ihrer Region gelesen. Sie haben von Zeitungsartikeln über Veröffentlichungen von Heimatvereinen alles zum Thema gelesen und außerdem aufgeschrieben, was andere Leute Ihnen über ihren Vampirglauben berichtet haben.
Nun schreiben Sie auf, was Ihrer Ansicht nach in Ihr Buch aufgenommen werden sollte. Diese Sammlung von Ideen kann ruhig ungeordnet sein.
- Schloss Kamenneuth – Sage von Frau Amalia, der Bleichen
- Geschichten aus Peterskirchen
- Bericht von Frau Meier (geb. 1919) über Frau Amalia
- Ursprung der Vampire in Europa
- Erste Geschichten aus Kamenneuth
- Hexenverfolgung und Geschichten über andere überirdische Wesen in Kamenneuth und Peterskirchen
- moderne Vampirromane und ihr Einfluss auf die alten Geschichten
- …
Vor der Gliederung des Materials: Wer sind Ihre Leser?
Überlegen Sie, wer Ihre Leser sein werden. Vermutlich handelt es sich um Einheimische und Menschen mit Interesse an regionalen Sagen und Bräuchen. Die eine oder andere Leserin von Vampirromanen könnte darunter sein.
Je nachdem wer Ihre Leser sind, bringen sie unterschiedliche Vorkenntnisse mit. Fragen Sie sich und Menschen aus Ihrer Zielgruppe, was diese Leser von einem Buch über einen regionalen Vampirglauben erwarten, und welche Informationen sie benötigen, um den regionalen Vampirglauben zu verstehen.
Das Material für die Leser ordnen
Grundsätzlich haben Sie zwei Möglichkeiten (und zahlreiche Variationen dazu).
1. Sie geben zunächst einen Überblick über allgemeine und grundlegende Informationen, ehe Sie zu den regionalen Aspekten des Vampirglaubens übergehen:
- Ursprung der Vampire in Europa
- Theorien zum Vampir
- Abwehrrituale
- erste Vampirgeschichten aus Kamenneuth und Peterskirchen
- …
2. Sie berichten über den Vampirglauben in Ihrer Region, seinen Ursprung und seine Rituale, ehe Sie einen allgemeinen Hintergrund schildern:
- Schloss Kamenneuth – Sage von Frau Amelia der Bleichen
- erste Vampirgeschichten aus Kamenneuth
- Geschichten aus Peterskirchen
- Bericht von Frau Meier (geb. 1919 über Frau Amalia
- Ursprung der Vampire in Europa
- …
Ein Sachbuch schreiben
Einen Sachtext sollten Sie erst beginnen, wenn Ihre Gliederung feststeht und Sie wissen, was Sie in welcher Reihenfolge schreiben möchten. Eine Gliederung ist selbstverständlich nicht unumstößlich, doch sollten Sie sich beim Schreiben an die Gliederung halten und nicht die Gliederung ändern, nur weil Sie im Text etwas vorweggenommen haben.
Achten Sie bei der Sprache Ihres Textes darauf, dass er den Erwartungen der Leser entspricht. Ein allgemeines Publikum mag nicht so viele Fachbegriffe, insbesondere wenn diese nicht erklärt werden oder in einem Glossar nachzuschlagen sind.
In ein Sachbuch gehören Belege für alle Informationen, die Sie nicht selbst entwickelt haben. Wenn Sie in Ihrem beruflichen Umfeld an eine bestimmte Zitierweise gewöhnt sind, wenden Sie die konsequent an. Ansonsten besorgen Sie sich einen Leitfaden und halten sich an diesen. Wenn Sie Ihr Sachbuch in einem Verlag veröffentlichen, schreibt dieser Ihnen wahrscheinlich eine Zitierweise vor. Wenn Sie während des Schreibens noch nicht wissen, welcher Verlag Ihr Buch verlegt, wenden Sie Ihre Zitierweise konsequent an, damit Sie sie gegebenenfalls schnell ändern können.
Veröffentlichen Sie Ihr Buch selbst, achten Sie auf Leserfreundlichkeit. Quellen im Anhang können den Lesefluss sehr stören, deshalb sollten Sie bei Sachbüchern für ein allgemeines Publikum überlegen, ob es eine weniger störende Variante gibt. Testen Sie insbesondere bei E-Books, wie leicht oder schwierig es ist, vom Text zur Quellenangabe und zurück zum Text zu gelangen.