Es klingt wie aus der Bibliothek der Unseen University von Terry Pratchett. Denn dort gibt es Bücher, die den Leser lesen …
E-Book-Reader sind in der Lage, bei eingeschalteter Verbindung zum Internet Daten über den Leser an die Veröffentlichungsplattform zu senden. Das kann für den Leser als Kunden angenehm sein, weil er im Gegenzug beispielsweise maßgeschneiderte Angebote für weitere E-Books erhält.
Die Ethik hinter dieser Praxis erscheint dennoch fragwürdig, insbesondere wenn man überlegt, welche Daten weitergegeben werden, an wen und mit welchen möglichen Konsequenzen. Die Electronic Frontier Foundation hat eine Übersicht erstellt, welche US-amerikanischen Plattformen welche Kundendaten weitergeben. Ob Daten deutscher Kunden weitergegeben werden ist unklar, aber in Hinblick auf die NSA-Affäre anzunehmen.
Marketing-Experten haben hingegen schon oft darüber geklagt, wie gering die Zahl der Informationen ist, die Verleger oder Self-Publisher von den Veröffentlichungsplattformen über E-Book-Käufer und E-Book-Leser erhalten. Der Markt an Firmen, die diese Lücke schließen wollen, wächst.
Welche Daten werden automatisch übermittelt?
- Welches Buch Sie lesen.
- In welcher Preiskategorie Sie lesen.
- Nach welchen Büchern Sie suchen.
- Wie schnell Sie lesen.
- Wie Sie ein E-Book lesen: Blättern Sie vor oder zurück, überspringen Sie Textstellen.
- Wie Sie ein Buch bewerten.
- Welche Textstellen Sie markieren.
- Was Sie kommentieren und wie Ihr Kommentar lautet.
- Die IP-Adresse.
- Ob Sie ein Buch abbrechen.
- Ob Sie Bücher einer Serie hintereinander lesen.
- Ob Sie Bücher parallel lesen.
Hinzu kommen Daten von Plattformen für soziales Lesen, die die Leser freiwillig angegeben haben:
- Geschlecht
- Schulbildung
- Beruf
- Hobbys
Es ist offensichtlich, dass solche Daten ein immenses Potential besitzen, insbesondere für die passgenaue Vermarktung. Die Frage ist, kann ein Self-Publisher oder ein Verlag auf die Nutzung solcher Daten verzichten, wenn Konkurrenten Zugang dazu haben?
Was würden Sie gerne über Ihre Leser wissen? Glauben Sie, dass Sie anders schreiben, veröffentlichte Bücher vielleicht sogar verändern würden, wenn sich zeigte, dass viele Leser an bestimmten Stellen abbrechen oder weiterblättern? Können Sie sich vorstellen, dass Ihr Buchmarketing durch eindeutige statistische Daten über die Leser Ihrer Bücher eine Verbesserung erführe?