Eine häufige, vielleicht sogar die am häufigsten geäußerte Kritik am Self-Publishing ist die hohe Anzahl von Fehlern in den Texten. Tatsächlich scheint es, als stünden Bücher und E-Books, die nicht von großen bekannten Verlagen veröffentlicht werden, unter besonderer Beobachtung der Leser.
Catherine Ryan Howard hat Anfang November die Ergebnisse einer kleinen, nicht repräsentativen Umfrage unter den Lesern ihres Blogs veröffentlicht. Über 50% der Teilnehmer sagten, sie lesen Bücher von Self-Publishern anders. Dieses „anders“ können wir als „kritischer“ deuten. Sehen Sie hier die Infografik dazu.
Der Blick der Leser ist auf Unterschiede ausgerichtet. Unterschiede sind hier Abweichungen vom Gewohnten. Dabei achten Leser besonders auf die Rechtschreibung, denn mit der Rechtschreibung kennt sich jeder aus, der zur Schule gegangen ist.
Was aber ist ein „Fehler“?
Ein Fehler ist ein ungeplantes Nicht-Einhalten von Regeln. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Lesen Sie hier, wie Fehler entstehen können. Gleichgültig, ob Sie schon immer auf dem Kriegsfuß mit der Rechtschreibung standen oder ein Rechtschreib-Profi sind, sollten Sie jeden Ihrer Texte sorgfältig auf Fehler überprüfen und auch von fremden Augen lesen lassen. Flüchtigkeitsfehler, Tippfehler und Alleingänge des Textverarbeitungsprogramms schleichen sich gerne ein.
Aber: Über solche Fehler gibt es (meistens) keinen Streit.
Es gibt aber auch andere Fälle. Über die schreibt Catherine Ryan Howard aus eigener Erfahrung …
Sprachvarianten – anderer Sprachgebrauch
Catherine Ryan Howard ist Irin und schreibt für ein internationales Publikum. Der Markt für ihre Bücher ist groß, denn sie schreibt auf Englisch. Doch Englisch ist nicht gleich Englisch, und amerikanische Leser entdecken andauernd Abweichungen vom US-amerikanischen Standard in Ryan Howards Büchern. Amüsant und bezeichnend zugleich ist ein Kommentar zu einem Gastbeitrag eines Lektors auf ihrem Blog. Der Kommentator fand in den Korrekturhinweisen des Lektors zu häufigen Fehlern … einen Fehler. Auch dieser Fehler beruhte auf dem abweichenden Standard und war im britischen Englisch korrekt.
Auch wenn Deutsche dazu neigen es zu vergessen, Deutsche Muttersprachler leben auch außerhalb der Landesgrenzen in Österreich, der Schweiz, Liechtenstein Luxemburg, Belgien, Dänemark, Polen, Tschechien und anderen, geographisch entfernteren Ländern. Die Rechtschreibung variiert, weshalb, wie eine Leserin meines Facebook-Posts zu dieser Frage schrieb, die Schweizer immer in Massen trinken, die Deutschen entweder in Maßen (begrenzte Anzahl Liter) oder in Massen (große Anzahl Trinker) trinken.
Ein Blick auf das Copyright eines Buches oder in die Autorenbiografie (oder Autorenbiographie) erklärt so manchen Fehler als andere Variante. Über die echten Fehler lässt sich dagegen nicht diskutieren.