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Zuvor müssen wir uns verdeutlichen, auf welchem Wege Emotionen vermittelt werden können.
Emotionen beschreiben
Leser haben zu viel gelesen, um durch einen Satz wie Seine Eingeweide krampften sich zusammen vor Angst dazu bewegen zu lassen, selbst Angst zu empfinden. Sie fragen allenfalls Warum? und möchten keine langwierige Erklärung lesen. Ihre Fantasie und ihr Mitgefühl erwachen, wenn wir sie von unerwarteter Seite an eine Emotion heranführen.
Dazu müssen wir akzeptieren, dass Gefühle viel mehr beinhalten als ein Emoji ausdrücken kann. Hinter einem Lachen stecken neben Glück vielleicht Erleichterung, Schadenfreude oder Gehässigkeit. Hinter Tränen lauern neben Trauer auch Erleichterung, Wut oder Scham. Für einen Leser werden die Emotionen eines Charakters interessant, wenn sie einen ungewöhnlichen Blickwinkel auf den Charakter ermöglichen.
Emotionen zeigen
Leser empfinden nicht zwangsläufig Trauer, wenn sie lesen, wie sich ein trauernder Charakter die Haare rauft und weint. Sie empfinden höchstwahrscheinlich auch keine Wut, wenn sie lesen, wie sich der Körper des Charakters anspannt, sein Herz rast und das Blut in seinen Ohren rauscht. Sie empfinden etwas, das je nach ihrer Vorgeschichte dem gezeigten Gefühl nahekommt, zumindest eine Form des Mitgefühls ist.
Glücklicherweise verfallen Leser auch nicht in den Wahnsinn, nur weil sie die verzerrten Wahrnehmungen eines psychotischen Charakters lesen. Starke negative Emotionen und der Verlust von Kontrolle können jedoch abschrecken. In solchen Fällen können wir den Leser von unerwarteter Seite an die Emotion heranführen oder das Verhalten des Charakters nur andeuten. Damit geben wir dem Leser mehr Spielraum für seine Fantasie und die geweckten Emotionen.