Wollen wir nicht alle das perfekte Buch schreiben? Oder das beste uns mögliche Buch? Zwischen diesen beiden liegen Welten, insbesondere was den Umgang der Autor*innen mit Arbeitshaltung, Arbeitsorganisation und Zweifeln angeht. Betrachten wir einmal die Probleme beim Schreiben und überlegen, wie wir es schaffen können, kein Perfektionist zu sein, denn Perfektionismus ist ungesund und kann zu Burn-out führen.
Kein Perfektionist – Perfektionismus und seine negativen Auswirkungen auf Autor*innen
Wir alle möchten gut sein. Wir möchten gute Bücher schreiben und schöne Bücher veröffentlichen. Unglücklicherweise sind wir mit unseren Wünschen nicht alleine. Es gibt andere Autor*innen, die auch Bücher schreiben und veröffentlichen. Und jede*r von uns vergleicht sich und die eigenen Texte mit denen der anderen. Und erstaunlicherweise erscheinen uns die anderen immer besser …
Perfektionismus wirkt sich auf viele Autor*innen negativ aus. Einige schaffen es nicht, ihre Ideen aufzuschreiben oder zu Ende zu schreiben. Andere glauben, ihre Texte sind noch nicht reif für eine Veröffentlichung und beginnen eine weitere Runde mit Streichungen und Überarbeitungen. Wieder andere zerreiben sich an Selbstzweifeln.
Diese Situation ist weder für die betroffenen Autor*innen noch für ihre Texte gut. Wir alle täten gut daran zu lernen, kein Perfektionist zu sein.
Kein Perfektionist – den Perfektionismus endlich hinter sich lassen
Es gibt verschiedene Methoden, den Perfektionismus anzugehen und wenigstens zeitweilig zu besiegen. Wichtig ist, sich dem Problem zu stellen und bewusst zu handeln, statt weiter einer diffusen Angst zu folgen:
Wer kritisiert mich und meine Texte?
Wir sollten und zunächst einmal fragen, von wem wir Kritik erwarten und diese Personen benennen. Es ist nicht der Leser, dessen Kritik uns lähmt. Es ist die Stimme der Deutschlehrerin in der dritten Klasse, es ist unser missmutiger Vater oder der Leser XY, der eine 1-Sterne-Rezension geschrieben hat, für eines unserer Bücher, für das Buch einer befreundeten Autorin oder eines von uns bewunderten Autors.
Diese Personen haben uns kritisiert. Aber der Rest der Welt nicht. Das sollten wir uns eingestehen. Und dann durchatmen.
Wie bringe ich diese Stimmen des Zweifels zum Schweigen?
Wir haben das Glück, dass wir im Normalfall nicht im ständigen Kontakt zu den Besitzer*innen dieser Stimmen stehen. Von daher können wir sie mit etwas Selbstdisziplin bannen.
Wenn wir am Schreibtisch sitzen, sollten wir uns vor Beginn der Arbeit auf diese Personen besinnen und sie aus unserem Arbeitsbereich schicken. Das schafft uns einen Freiraum, der uns erlaubt, ungehindert zu schreiben.
Schreiben, wie kein Perfektionist schreiben kann
Den neu gefundenen Freiraum sollten wir nutzen. In ihm können wir schreiben und vor allem Texte bis zu ihrem Ende schreiben. Die Erfahrung des Abschließens eines Textes ist wichtig. Ein fertiger Text ist ein Erfolg, der kritische Stimmen bannen kann. Daher sollten wir uns auch durch schwierige Phasen im Text kämpfen. Wenn wir mit einer Passage nicht zufrieden sind, markieren wir sie, schreiben einen Kommentar für die Überarbeitung und schreiben weiter. Das Weiterschreiben hält auch die Beziehung zum Text lebendig, wir sind nah bei den Charakteren und befinden uns in der Handlung.
Das Schreiben genießen
Das Schreiben sollte ein innerer Raum in uns werden, in dem wir uns frei und ungestört bewegen können. Weder die zweifelnden Stimmen unserer Kritiker*innen haben hier Zutritt noch die halbverdauten Lehren der Schreibratgeber. In unserem inneren Raum leben wir Kreativität. Diese Freiheit neiden uns viele und versuchen deshalb, uns den inneren Raum lächerlich zu machen.
Den Text befreien
Wenn wir einen Text fertig geschrieben haben, müssen wir uns überwinden, ihn öffentlich zu machen. Nach einer Überarbeitung ist es wichtig, dass andere Augen den Text lesen und andere Ideen sich mit unseren Ideen messen. Erstaunlich viele Menschen zeigen sich offen für neue Texte. Es ist ein Wagnis, einen Text in die Welt zu schicken, ob als Beitrag auf der Autorenseite, in einem Forum oder gar als fertiges Buch. Doch nur wer wagt, gewinnt. Nur wer das Risiko negativer Kritik eingeht, darf auf positive Reaktionen hoffen. Wenn wir so mutig schreiben, wie kein Perfektionist schreiben kann, erfahren wir viel mehr Lob und Zustimmung.