10 Gebote des Schreibens?

10 Gebote des Schreibens

10 Gebote des Schreibens – das klingt mächtig und unumstößlich. Ganz so dramatisch ist der Titel dieses Posts nicht gemeint. Die zehn Gebote sind vielmehr eine Zusammenstellung von Erfahrungswerten. Bestimmt haben Sie viele dieser Erfahrungen selbst schon gemacht. Nun sollten Sie sie in Ihre persönlichen Schreibregeln integrieren.

10 Gebote des Schreibens – Erfahrungswerte

Anders als religiöse Gebote sind in dieser Liste Erfahrungswerte vieler Autor*innen. Bestimmt haben Sie festgestellt, dass sich für Ihr Schreiben bestimmte Vorgehensweisen als besonders geeignet erwiesen haben. Andere hingegen nicht. Deshalb sollte Sie die nachfolgenden Gebote mit Ihren bisherigen Erfahrungen vergleichen und dann überlegen, ob die vorgeschlagenen Arbeitsweisen für Sie besser oder schlechter geeignet sind.

1. Schreiben Sie, so oft es geht

Eine alte Regel, die man oft liest, besagt, dass Sie jeden Tag schreiben sollen. Nicht jede*r kann jeden Tag genug Zeit und Ruhe zum Schreiben finden. Schreiben Sie, so oft es geht und so regelmäßig es geht. Die Betonung liegt hier auf regelmäßig im Sinne von mehrmals pro Woche. Bei der Betreuung von Online-Kursen habe ich immer wieder beobachtet, dass viele Teilnehmer*innen am Anfang täglich und viel schreiben, kurze Zeit später schreiben sie weniger und dann schreiben sie nur noch sporadisch. Auf diese Weise kann keine Routine entstehen und das Gefühl für den Text geht verloren.

2. Schreiben Sie mit Freude

Schreiben sollte nicht Qual und Pflicht sein, sondern Spaß machen. Schreiben Sie deshalb auch über Themen, die für Sie interessant sind. Folgen Sie keinen Trends. Trends sind kurzlebig und können sich schon zweimal geändert haben, bis Ihr Manuskript reif für die Veröffentlichung ist.

3. Schreiben Sie ohne inneren Zensor

Beim ersten Entwurf dürfen Sie alle Regeln, die Sie über das Schreiben gelesen haben, außer Acht lassen. Schreiben Sie frei und ungehemmt. Vergessen Sie bei allem Überschwang nicht, dass dieser erste Entwurf für Sie zur Überarbeitung ist, nicht für fremde Augen.

4. Lassen Sie den ersten Entwurf liegen

Wenn Sie den ersten Entwurf fertiggestellt haben, legen Sie ihn beiseite. Direkt nach dem Schreiben fehlt Ihnen die Distanz zum Text, Sie können ihn nicht kritisch lesen.

5. Überarbeiten Sie den ersten Entwurf

Wenn Sie nach vier bis sechs Wochen das Gefühl haben, dass Sie genügend Abstand zu Ihrem Text gewonnen haben, beginnen Sie mit der Überarbeitung. Machen Sie mehrere Überarbeitungsrunden. Nach den ersten zwei oder drei Überarbeitungen sollten Sie eine Liste mit Schwerpunkten erstellen und jedem dieser Punkte eine eigene Runde widmen. Denken Sie dabei an Strukturen, Nachvollziehbarkeit, Plausibilität der Handlungen der Charaktere, Tempo, Wortschatz, Stimmung und Lieblingsfehler. Grammatik und Rechtschreibung sollten Sie korrigieren, aber dabei bedenken, dass jede Änderung neue Fehler erzeugen kann.

6. Lassen Sie den Text von vertrauenswürdigen Menschen lesen

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie den Text so weit bearbeitet haben, wie es ohne die Ideen anderer Menschen geht, lassen Sie ihn von einigen wenigen Menschen lesen. Diesen Menschen sollten Sie vertrauen,

  • dass sie Sie ernst nehmen,
  • dass sie nur kritisieren, was kritikwürdig ist,
  • dass sie nur den Text und nicht die Person kritisieren,
  • dass sie ehrlich mit Ihnen sind.

7. Sammeln und bewerten Sie die Kritikpunkte

Warten Sie, bis Sie die Kritiken aller Leser*innen haben. Lesen Sie die Kritikpunkte, vergleichen Sie sie und bewerten Sie sie. Nützlich ist eine Auflistung der Kritikpunkte, eventuell mit konkreten Stellenangaben und einer Spalte für Ihre Bewertung. Wenn ein bestimmter Punkt von mehreren Personen angeführt wird, sollten Sie sich ernsthaft damit auseinandersetzen.

Wiederholen Sie den Prozess, aber nicht zu oft. Irgendwann verlieren Sie Ihre Objektivität. Außerdem können Sie es nicht allen Leser*innen recht machen.

8. Schicken Sie den Text in die Welt

Dieser Schritt hat mehrere Stufen. Sie entscheiden, welche Stufen Sie nehmen. Schicken Sie den Text zu einer Lektorin, zu einer Agentur, zu einem Verlag oder veröffentlichen Sie ihn.

Beachten Sie: Sie können es nicht allen recht machen. Sie werden immer Selbstzweifel haben. Ein Text wird nur zum Buch, wenn Sie ihn veröffentlichen.

9. Haben Sie andere Projekte

Es hat sich als hilfreich erwiesen, mehrere Projekte in unterschiedlichen Arbeitsstadien nebeneinander zu bearbeiten. So können Sie Distanz zu einem Text gewinnen, wenn Sie in eine schwierige Bearbeitungsphase kommen. Außerdem trainieren Sie sich im Schreiben, wenn das am weitesten fortgeschrittene Projekt in einer Wartephase ist.

10. Schreiben Sie immer weiter

Schreiben Sie immer weiter. Gleichgültig, welche Rückmeldungen Sie erhalten, gleichgültig, ob sich Ihre Bücher schlecht verkaufen. Sie schreiben für sich. Schreiben ist Ihre Art der Verarbeitung von Eindrücken und Erfahrungen. Die 10 Gebote des Schreibens sind Regeln für eine Aktivität, nämlich Schreiben. Nicht für Passivität, also nicht-Schreiben. Lesen, vor allem kritisches Lesen ist übrigens eine Quelle für Ihr Schreiben. Vernachlässigen Sie es nicht, auch wenn Sie gerade keine Zeit zum Schreiben haben.

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