Die Überarbeitung eines Manuskripts kann Autor*innen an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringen. Das ist natürlich nicht wünschenswert, deshalb ist eine Vorgehensweise gefragt, die Überblick verschafft und es erlaubt, in eindeutigen Arbeitsschritten voranzukommen. Es empfiehlt sich, vom Großen zum Kleinen zu arbeiten: Große Veränderungen wie Veränderungen in der Struktur, müssen aus dem Weg geräumt sein, ehe die feineren Arbeiten wie Änderungen in der Satzstruktur durchgeführt werden. Rechtschreibung und Zeichensetzung sind an der Reihe, wenn sich die Sätze nicht mehr verändern.
Vom Großen zum Kleinen – Struktur überprüfen und ändern
Denken Sie an den Umbau eines Hauses. Zuerst entfernen Sie Wände, um die Räume zu vergrößern, dann verputzen und tapezieren Sie, putzen, stellen die Möbel und zum Schluss einen Blumenstrauß hinein. Ähnlich, nur mit weniger Staub, überarbeiten Sie ein Manuskript. Vom Großen zum Kleinen: von der Struktur zur Zeichensetzung.
Gewinnen Sie zunächst etwas Abstand zu Ihrem Text. Wenn Sie sofort nach dem letzten Punkt mit der Überarbeitung beginnen, sind Sie sozusagen betriebsblind. Sie haben über viele Monate mit den Charakteren in ihrer Welt gelebt. Sie sind in dieser Welt allwissend. Aus diesem Grunde sehen Sie nicht, wenn Charaktere untypisch handeln oder Szenen unklar geschrieben sind. Sie verstehen alles. Um Ihr Manuskript überarbeiten zu können, müssen Sie es mit fremden Augen lesen. Dazu benötigen Sie den zeitlichen Abstand.
Wenn Sie diesen Abstand gewonnen haben, fragen Sie sich, welches das drängendste Problem Ihrer Protagonisten ist. Stellen Sie sich diese Frage für alle Handlungsstränge. Schreiben Sie sich Frage und Antwort auf. Lesen Sie dann das Manuskript unter diesem Aspekt und halten Sie für jeden Handlungsstrang fest, was darin passiert und wie die Charaktere bei der Lösung dieses Problems vorankommen. Markieren Sie Unklares. Prüfen Sie, ob die Szenen in der besten Reihenfolge sind. Ordnen Sie die Szenen nötigenfalls neu an.
Putz an die Wände – Sprache und Grammatik
Beim Schreiben waren Sie mit Ihren Gedanken immer schon weiter als Ihre Finger. Beim Verschieben von Szenen haben Sie auch mehr an Inhalte als an Sprache gedacht. Nun ist es Zeit, die mittelgroßen Arbeiten durchzuführen.
Lesen Sie das Manuskript wieder und bearbeiten Sie die Sprache. Dazu gehören Ton, Metaphern, Bilder, Wortschatz und Satzbau. Achten Sie auch auf die individuelle Sprache einzelner Charaktere. Lautes Lesen kann Ihnen hier helfen.
Widmen Sie einen Arbeitsgang den Übergängen zwischen Kapiteln und den Übergängen zwischen Handlungssträngen, insbesondere wenn die Handlungsstränge unterbrochen waren.
Blumen auf den Tisch – Rechtschreibung und Zeichensetzung
Wenn Sie sicher sind, dass Sie am Text selbst keine Änderungen mehr vornehmen werden, lesen Sie das Manuskript noch einmal auf Rechtschreibung und Zeichensetzung durch. Das verlangt Konzentration auf die Oberfläche des Texts. Lassen Sie sich nicht in den Text locken. Es kann helfen, den Text Wort für Wort und Satz für Satz rückwärts durchzuarbeiten.