Langsam schreiben ist ein Unding. Überall im Internet, in Schreibratgebern und auf Konferenzen für Autorinnen und Autoren finden wir den Rat, möglichst viele Bücher im Jahr zu veröffentlichen. Wenn die Pause zwischen den einzelnen Titeln zu groß wird, vergessen die Leserinnen und Leser das vorhergehende Buch, den Namen der Person, die es geschrieben hat, die positiven Gefühle, die das Buch auslöste. Gegen diese Vergesslichkeit hilft nur, sich mit neuen Büchern in Erinnerung zu halten. Für mich spricht das für eine negative Haltung gegenüber Lesenden und eine Verwechslung von Quantität und Qualität.
Langsam schreiben – die eigenen Stärken kennen
Schreibende, die gute Bücher veröffentlichen möchten, müssen vor allem eines tun: Sie müssen sich selbst kennenlernen. Dazu gehört, um die eigenen Stärken zu wissen, und die eigenen Schwächen nicht nur zu kennen, sondern mit ihnen umgehen zu können. Das sind wahrlich große Aufgaben, denn wer schreibt, leidet oft unter Selbstzweifeln und sieht eher das Negative: bei sich und bei den eigenen Texten.
Es gibt Autorinnen und Autoren, die schnell schreiben und schnell überarbeiten können. Für sie ist es vor allem eine Frage der Disziplin, wie viele Bücher sie im Jahr veröffentlichen. Andere arbeiten gerne in Teams und veröffentlichen auf diese Weise mehrere Bücher im Jahr. Doch es gibt auch Autorinnen und Autoren, die nur maximal ein Buch im Jahr herausbringen. Die Gründe können in den Lebensumständen liegen, aber auch in der Arbeitsweise. Wer langsam schreiben muss, kann nicht schneller schreiben und gleichzeitig den gewünschten Standard halten.
Für diese Autorinnen und Autoren ist es wichtig zu wissen, dass sie mit jeder Veröffentlichung einen größeren Katalog an Büchern haben. Lesende finden in diesem Katalog genügend Lesestoff, bis das nächste Buch erscheint.
Bewusst schreiben – mit den Stärken planen
Langsam schreiben entbindet nicht von Planung. Vielleicht ist es für Autorinnen und Autoren, die nur einmal im Jahr oder seltener ein Buch veröffentlichen, besonders wichtig, dieses Buch zu planen. Auch hier ist das Wissen über Fähigkeiten und Möglichkeiten wichtig. Wer neben Brotjob und Familie nur wenig Zeit zum Schreiben hat, hat auch nur wenig Zeit für das Überarbeiten, die Wahl und Gestaltung des Covers, das Design des Buchinneren und das Marketing.
Wer langsam schreibt, sollte deshalb einen realistischen Plan ausarbeiten, und sich Fristen setzen. Die meisten Menschen brauchen das Wissen um eine begrenzte Zeit. Wenn sechs Monate für den ersten Entwurf notwendig sind, sind mindestens zwei Monate pro Überarbeitung anzusetzen. Hinzu kommt die Zeit, die externe Helfende wie Testleser, Lektorinnen und andere benötigen. Mithilfe einer guten Planung gelingt es auch, Leserinnen und Leser rechtzeitig auf das neue Buch aufmerksam zu machen und sich bei ihnen in Erinnerung zu bringen.