Es ist Ende November, und viele Autor*innen schreiben an den letzten Kapiteln ihres Nanowrimo-Manuskripts. Während Nanowrimo versuchen die Teilnehmenden, innerhalb von 30 Tagen 50000 Wörter zu schreiben. Das ist ein ehrgeiziges Schreibziel, auch wenn man nebenbei keinen Brotjob auszufüllen und eine Familie zu versorgen hat. Nanowrimo zeigt aber auch, wie wichtig Schreibziele sind. Gleichzeitig führt es immer wieder zu Frustrationen, wenn es nicht gelingt, die Schreibziele zu erreichen. Brauchen wir wirklich Schreibziele, und wenn ja, welche?
Schreibziele – Wozu sind sie gut?
Ziele, Schreibziele sind da keine Ausnahme, sind Dinge oder Zustände, die wir erreichen wollen. Oft sehen wir nur das Ziel, vergessen aber den Weg dahin. Der Weg kann mühsam sein, zeitaufwändig, auch voll von Dingen und Gewohnheiten, die wir aufgeben müssen. So manches Ziel wird nie erreicht, auch so manches Schreibziel nicht.
A goal is a dream with a deadline. – Ein Ziel ist ein Traum mit einer Abgabefrist. (Napoleon Hill)
Dieses Zitat fasst es gut zusammen: Wenn wir uns ein Schreibziel setzen, müssen wir festlegen, wie viel wir innerhalb eines bestimmten Zeitraums schreiben wollen. Bei Nanowrimo geben die Regeln vor, wie viele Wörter in einem Monat geschrieben werden sollen. Wenn wir nicht an einem Wettbewerb teilnehmen, wenn uns kein Verlag einen Abgabetermin setzt, kann es sein, dass wir nur gelegentlich an einem Manuskript arbeiten, dass wir unsere freie Zeit vertrödeln oder Ausflüchte finden, warum wir nicht schreiben können.
Nanowrimo versetzt uns in eine Situation, in der wir das Augenmerk nur auf die Zahl der geschriebenen Wörter setzen. Wir wetteifern mit Gleichgesinnten, was beim Schreiben selten vorkommt, und treiben uns gegenseitig an. Die wenigsten erreichen die 50000 Wörter, aber viele schaffen die Grundlage für ein Manuskript, aus dem sich ein Buch entwickeln lässt. Und letztlich ist das Buch das Ziel, nicht die 50000 Wörter, die sowieso für viele Genres zu wenig sind.
Ein Schreibziel verlangt von uns, Text zu liefern. Hier geht es um Wörter, (noch) nicht um Qualität.
Welche Ziele kann ich mir setzen?
Welches Ziel für unser Schreibprojekt und unsere Lebenssituation passt, müssen wir selbst entscheiden. Es gibt verschiedene Zielmarken. Beispielsweise
- Tagesziel: eine bestimmte Anzahl Wörter am Tag – Von angestrebten 2000 Wörtern liest man öfters. Es ist besser, das Ziel etwas höher zu setzen, damit das Schreibprojekt auch in realistischer Zeit fertig wird. 1000 Wörter sind dafür zu wenig, 2000 dagegen sind machbar.
- Tagesziel: Eine bestimmte Anzahl Seiten oder Kapitel – Vor allem eine bestimmte Anzahl Kapitel zwingt uns, in vollendeten Einheiten zu denken. Auch der Einstieg am nächsten Tag kann bei diesem Ziel leichter fallen.
- Wochenziel: eine bestimmte Anzahl Wörter oder Kapitel pro Woche – Dieses Ziel lässt Raum für Flexibilität, falls der Alltag regelmäßiges Schreiben nicht zulässt.
- Stichtag: Fertigstellung des Manuskripts bis zu einem bestimmten Datum – Das Datum sollte weder zu nah noch zu weit entfernt liegen. Bei Veröffentlichungen zu einem Fest oder Ereignis ist es jedoch eine praktikable Lösung, wenn Zeiten für Lektorat und Buchherstellung berücksichtigt werden.