Oft genug haben Schreibende das Gefühl, dass etwas mit einem Text nicht stimmt. Es ist dann schwierig, dieses Etwas zu identifizieren. Nicht immer, aber oft, hat es mit der Authentizität des Textes zu tun. Er klingt nicht nach seinem Autor oder seiner Autorin, sondern nach dem, was Autor oder Autorin glauben, wonach er klingen soll. Wenn nicht die Persönlichkeit des oder der Schreibenden aus dem Text spricht, klingt immer eine Unreinheit heraus – ein Missklang, der aufmerksamen Leser*innen auffällt. Die eigene Stimme zu finden, zu schreiben, was und wie man schreiben möchte, dauert oft lange.
Was ist die eigene Stimme?
Über die Antwort auf diese Frage können wir lange streiten. Nach meiner Erfahrung spielt die eigene Haltung zum Thema und zum Text eine wichtige Rolle. Wer schreibt, was er oder sie schreiben möchte, ist auf dem besten Weg, die eigene Stimme zu finden. Wer hingegen versucht, sich an Trends und vermeintlichen Vorlieben der Leser*innen zu orientieren, nimmt in Kauf, dass der Text nicht rein klingt.
Die individuelle Stimme kann von Text zu Text variieren, abhängig von den Gefühlen, die eine Autorin oder ein Autor beim Schreiben empfindet. Unsicherheiten machen sich ebenso bemerkbar wie Vorbehalte oder Zweifel.
Mit sich und dem Text ins Reine kommen
Wer die eigene Stimme klingen lassen möchte, muss mit sich selbst ins Reine kommen. Viele Autor*innen brauchen dafür mehrere Jahre und viele Texte. Erst mit der Erfahrung – auch mit der Erfahrung im Leben außerhalb der Schreibblase – kommt eine Sicherheit, die es ermöglicht, authentisch aus unterschiedlichen Blickwinkeln über unterschiedliche Themen zu schreiben. Die Suche nach der eigenen Stimme ist deshalb auch immer eine Suche nach der eigenen Position im Leben. Und eine Suche nach der individuellen Freiheit. (Übrigens auch ein Aspekt, der Autor*innen für Despoten verdächtig macht.)