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„Ich kann nicht schreiben“ — Was heißt das genau?

nicht schreiben

So manch eine oder einer von uns kennt den Ruf „Ich kann nicht schreiben“, hat ihn gehört, gelesen oder vielleicht selbst ausgestoßen. Doch was hinter dieser so bedrohlichen Aussage steckt, kann ganz unterschiedlich sein und verlangt nach unterschiedlichen Lösungen.

Ich kann nicht schreiben — das grundlegendste Problem

Oft höre ich, dass in Deutschland jeder Mensch lesen und schreiben lernt. Tatsächlich besteht Schulpflicht und jedes Kind besucht die Grundschule, wo es die Kompetenzen Lesen und Schreiben erwirbt. Allerdings beherrschen laut der LEO Studie von 2018 6,2 Millionen Erwachsene, das sind 12,1 Prozent der Bevölkerung, Lesen und Schreiben so schlecht, dass ihre Teilnahme am Leben stark eingeschränkt ist. Solche funktionalen Analphabeten können durchaus den Wunsch haben, Geschichten zu erfinden und kreativ zu erzählen, stoßen bei der praktischen Umsetzung an ihre Grenzen. Projekte wie die Oldenburger abc-Zeitung unterstützen sie dabei.

(Einen interessanten Überblick über funktionalen Analphabetismus in Deutschland finden Sie in dieser Präsentation von Prof. Dr, J. Rüsseler.)

Ich traue mich nicht zu schreiben

Wer die Technik des Schreibens beherrscht, traut sich oft nicht zu, lesenswerte Texte zu verfassen. Die Ursache sind oft schlechte Erfahrungen in der Schule, mit Lehrkräften und anderen Kindern, aber auch ein Umfeld, das Bücher und Kreativität überhaupt abwertet. Fantasie und Spiele mit Sprache gelten auch in Familien, die durchaus Wert auf Bildung legen, als Ablenkung von als relevant betrachteten Aktivitäten. Mit dem Schreiben zu beginnen, ist in so einem Umfeld riskant, aber auch ein Akt der Befreiung.

Luxusprobleme: Zeit und Inspiration

Viele, die diesen Text lesen, vermuten hinter der Aussage „Ich kann nicht schreiben“ eher ein Problem der fehlenden Zeit oder der fehlenden Inspiration.

Wenn Kreativität zu einem zentralen Teil des eigenen Lebens geworden ist, vielleicht sogar die Haupteinnahme darstellt, können Zeitmangel und Ablenkungen bedrohlich werden. Beängstigend dagegen erscheint der Mangel an Ideen, das Gefühl, mit Sprache nicht mehr spielen zu können.

Schreiben zu können — oder es nicht zu können — bedeutet je nach Ausgangssituation etwas anderes und betrifft Menschen auf unterschiedliche Weise. Je nachdem, welches Problem zugrunde liegt, sind andere Lösungsansätze notwendig. Im Einzelfall mag es sogar trösten zu wissen, dass es Menschen gibt, die noch viel härter um jedes geschriebene Wort ringen müssen.

 

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