Romantische Szenen sind schwierig. Sie brauchen die genau richtig abgestimmte Kombination aus Gefühl, Handlung und Sprache. Zu kitschig, zu kalt, zu flapsig, zu lang, zu kurz — Probleme lauern überall. Wie nähert man sich solchen Szenen an?
Romantische Szenen — Was bleibt außer den Charakteren?
Romantische Szenen brauchen nur noch die Charaktere und deren Emotionen. Wie im richtigen Leben tritt Handlung in den Hintergrund, alles dreht sich um den Umgang der Charaktere miteinander. Wenn die Realität (die Handlung des Buchs) die Charaktere einholt, ist die romantische Stimmung verdorben. Was immer sich entwickelte, gleichgültig wohin es hätte führen können, die Handlung verlangt Pragmatik.
Es hilft, romantische Szenen in Filmen und Büchern zu analysieren. Es hilft auch, die eigenen Erfahrungen (und Wünsche) wachzurufen und vor dem inneren Auge als Film zu betrachten. Wichtig ist, dass bei der Entwicklung der Szene die Charaktere im Mittelpunkt stehen und ihre Empfindungen durchlebt werden. Dazu ist ein gewisses schauspielerisches Talent notwendig, denn die Emotionen der Charaktere müssen sich über die Buchseiten hinaus für die Leser*innen echt anfühlen.
Alle bleiben sich treu (auch wenn sie untreu sind)
Viele Schreibende legen für ihre Charaktere ein Profil an, in dem sie Eigenschaften festhalten. Für romantische Szenen ist es in einem ersten Schritt sinnvoll zu überlegen, wie der einzelne Charakter handelt und spricht. Im zweiten Schritt muss geklärt werden, wie die an der Szene beteiligten Charaktere zusammenkommen und die Szene auf ihre Weise als romantisch empfinden. Vielleicht entdeckt ein Charakter erst, dass ihm eine bestimmte Umgebung oder eine bestimmte Musik gefällt. Das ist glaubhaft, weil es uns im richtigen Leben auch passieren kann. Doch anders als im richtigen Leben müssen zusätzlich die Leser*innen und ihre Erwartungen berücksichtigt werden.
Es empfiehlt sich, eine romantische Szene erst ausführlicher mit einer Handlung zu schreiben, um Charakteren und Leser*innen gerecht zu werden. Anschließend kann die Szene in mehreren Schritten so weit zu reduziert werden, dass das Zusammenspiel von Situation, Gefühl und Erwartungen im Vordergrund steht.