Wenn Schreibende sich über die Gründe, warum sie schreiben, austauschen, sagen sie oft, dass sie schreiben müssen. Dieses Müssen ist Ausdruck von etwas Größerem, der Notwendigkeit, Erfahrungen und Gefühle zu verarbeiten und zu teilen, sodass andere Menschen daran teilhaben können. Mit dieser Kunst können wir uns ausdrücken und zugleich anderen Menschen zu Erfahrungen und Gefühlen verhelfen.
Was passiert in mir?
Die Erfahrung von Kunst ist ein Zusammenspiel von Wissen und Fühlen. Musik, Bilder, Worte lösen eine höchst persönliche Reaktion aus, ein Verstehen auf körperlicher Ebene. Mit dem Wissen um die Bedeutung von Zeichen und Bildern gelingt es mir, meine Erfahrung zu versprachlichen und meine körperliche Reaktion zu verstehen. Dabei werde ich mit Einsichten konfrontiert, die über meine Erfahrung, über die Erfahrung der Künstlerin oder des Künstlers, über die Einzelerfahrungen anderer Menschen hinausgeht.
Ich kann schockiert sein oder begeistert, betroffen oder beglückt. Auf jeden Fall gewinne ich etwas, gleichgültig, ob ich diesen Gewinn gutheißen kann oder nicht. Im besten Fall kann ich diese Erfahrungen in meiner kreativen Arbeit nutzen.
Wie unterstützt Kunst meine Kreativität?
Kreativität entsteht nur scheinbar aus dem Nichts. Sie entspringt meiner persönlichen Sammlung von Erfahrungen und Erinnerungen. Damit ist sie so individuell wie mein Leben und alles, was ich darin erlebt und getan habe.
Kunstwerke können zu einer Inspiration werden. Sie vermitteln mir Wissen aus Lebensbereichen, die ich nicht kennengelernt habe. Dabei sprechen sie mich über die Emotionen an und ermöglichen es mir, in meinen eigenen Worten, also mit meinem eigenen Sprach- und Bildersystem darauf zu antworten. Zugleich ist dies eine Herausforderung. Denn ich bin gezwungen, in meinen Erfahrungsschatz einzutauchen und eine Darstellungsweise für meine Empfindungen und Erkenntnisse zu wählen. Mit etwas Glück und auch etwas Geschick gelingt es mir, meine Empfindungen und Gedanken so zu präsentieren, dass andere Menschen sich emotional angesprochen fühlen und ihrerseits reagieren können.
Um andere Menschen so ansprechen zu können, muss ich lernen und immer wieder üben, mich mitzuteilen. Je mehr ich mich Kunst aussetze, desto mehr lerne ich über mich und desto besser gelingt es mir, Menschen anzusprechen.