Wie viel Erfolg?

Erfolg

Vermutlich träumen alle, die schreiben, ob nun Romane oder Lyrik, von Erfolg. Allerdings dürfte das, was die einzelnen als Erfolg bezeichnen, sehr unterschiedlich sein. Je nachdem, was wir darunter verstehen, machen wir uns das Leben schwer — schwerer als notwendig.

Die Träume vom Erfolg und die Realität

Vorstellungen von dem, was es heißt, erfolgreich zu sein, sind zahlreich. Wenn es um das Schreiben und Veröffentlichen geht, dürfte bei vielen Schreibenden Zeit und Unabhängigkeit eine Rolle spielen. Wenn das Einkommen aus den Büchern ausreicht, keine andere Tätigkeit mehr ausüben zu müssen und trotzdem ein bisschen Luxus zu genießen, ist Schreiben die einzige Arbeit.

Die Realität sieht für die meisten anders aus. Ein Beruf, der das Geld bringt, aber die Zeit zum Schreiben verschlingt, ist für das Gros der Schreibenden unerlässlich. Der Verlust des Brotjobs gibt zwar Zeit zum Schreiben, aber auch Geldmangel und Stress. Während des Lockdowns in Corona-Zeiten haben viele gemerkt, wie schwierig es sein kann, mit weniger Geld Alltag und Schreiben zu finanzieren.

Auch wenn Autor*innen viele Bücher verkaufen und gemessen an ihrem Bankkonto erfolgreich sind, heißt das noch lange nicht, dass sie sich entspannt zurücklehnen und nur noch an das Schreiben denken können. Das Marketing der Bücher, um weiter ausreichend hohe Verkaufszahlen zu sichern, ist zeitaufwändig.

Individuelle Maßstäbe

Die Gefahr, dass wir uns aufreiben zwischen unseren Vorstellungen von Erfolg und dem Zustand unseres Bankkontos, ist groß. Es ist Zeit für mehr Realismus und Selbstvertrauen.

Die allermeisten Schreibenden haben Einkommensquellen neben dem Schreiben. Für viele ist das ein ganz „normaler“ Beruf, für andere eine Tätigkeit, die im weiteren Sinne mit Schreiben und Büchern zu tun hat, etwa als Journalist*innen oder im Marketingbereich. Einige sind über Familienangehörige, Renten oder Vermögen abgesichert.

Was ist jetzt mit dem „Erfolg“? Zählt dazu nicht auch die Fähigkeit, ein Buch zu schreiben? Aus einer Idee einen langen Text zu machen? Ist es nicht auch das Durchhaltevermögen, über Jahre hinweg Zeit in das Schreiben und Überarbeiten zu investieren? Was ist mit der Fähigkeit, ein Manuskript bei einer Agentur oder einem Verlag unterzubringen? Oder mit dem technischen Wissen, aus dem Manuskript selbst ein E-Book oder eine Druckvorlage zu machen und das Buch selbst zu veröffentlichen?

Die absolute Mehrzahl der Menschen kann all das nicht, kommt nicht einmal auf die Idee, so etwas zu beginnen und — durchzuziehen.

Schreiben ist Kunst. Kunst bringt zu Lebzeiten selten Einkommen. Aber sie hat Wirkung auf andere Menschen. Sie regt zum Denken an, sie tröstet. Auch das können wir als Erfolg sehen.

Kommentar verfassen

Related Post